Lot Nr. 263


Peter Paul Rubens Schule


Peter Paul Rubens Schule - Alte Meister

(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Der Heilige Ambrosius verwehrt Kaiser Theodosius dem Großen das Betreten des Doms zu Mailand,
Öl auf Holz, 53,5 x 49,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Don Emanuel de Fraula, Brüssel, Auktion 1741, Lot 161 (als “Grisaille”);
Auktion Christie’s, London, 3. Mai 1946, Lot 147 (als P. P. Rubens);
Ephron Gallery, New York (1966)

Literatur:
E. McGrath, Rubens, Subjects from History, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard XIII, Bd. 2, Kat. Nr. 55 (5), als “Grisaille”

Justus Müller-Hofstede, der ein Gutachten zu dem Gemälde verfasst hat, beurteilt es als eigenhändige Arbeit von Rubens. Das Gemälde schildert eine Begebenheit aus der “Legenda Aurea” des Jacobus von Veragine. Wenige Ereignisse der frühen Kirchengeschichte haben einen so tiefen Eindruck hinterlassen wie die Buße, die Kaiser Theodosius d. Gr. im Jahre 390 vor Erzbischof Ambrosius von Mailand leisten musste. Ambrosius verweigerte dem Kaiser am Weihnachtstag des Jahres 390 das Betreten des Doms, da er das von Theodosius in Thessaloniki angerichtete Massaker missbilligte. Der Kaiser musste nach den “Annales Ecclesiastici” des Kardinals Baronius vor der Kirche umkehren, nachdem Ambrosius ihm verdeutlicht hatte, dass die kirchliche Macht die weltliche des Sünders bei weitem überstiege. Das Thema wurde während des 17. Jahrhunderts eher selten dargestellt. Das erstaunt, denn die Szene wird als Vergegenwärtigung des Supremats der kirchlichen über die weltliche Macht gedeutet, was eines der Hauptanliegen der Gegenreformation war.

Über den Entstehungskontext der Komposition und über die frühe Provenienz der bekannten Fassungen ist nur wenig bekannt. Man kann davon ausgehen, dass Studien, Skizzen und Vorarbeiten sich über einen längeren Zeitraum in der Werkstatt befunden haben müssen, wenn man das Jahr 1605 (in dem Rubens einen Altar für die Jesuitenkirche in Genua lieferte) als Beginn der Auseinandersetzung mit diesem Sujet heranzieht. 1628 befand sich eine Fassung der Komposition oder zumindest Skizzen dazu immer noch in der Werkstatt, denn einige aus diesem Jahr stammende Studien von Schülern, möglicherweise nach Rubens’ Entwurfsskizzen, haben sich erhalten. 1622 soll Rubens versucht haben, ein Gemälde dieses Themas (‘il suo Ambrogio’) an den Kunsthändler Vivot für 200 Livres zu verkaufen, sehr günstig für ein fertiges Gemälde, also möglicherweise eine Ölskizze als Ricordo, vielleicht identisch mit dem hier vorliegenden Gemälde.

Zwei ausgeführte Fassungen der Komposition haben sich erhalten, die mit Sicherheit ebenfalls in der Werkstatt des Meisters entstanden sind: die eine im Kunsthistorischen Museum, Wien (Inv. Nr. 524), die andere in der National Gallery, London. Die Forschung geht mittlerweile im Konsens davon aus, dass der junge van Dyck in der Wiener Fassung unter Anleitung von Rubens einen früheren Entwurf des Meisters ausführte, während die Londoner Fassung zunächst in Rubens’ Werkstatt von van Dyck ausgeführt wurde, um dann später von ihm bei Verlassen der Werkstatt verändert zu werden, wie Röntgenaufnahmen belegen konnten. Das vorliegende Gemälde, möglicherweise eine unter Rubens’ Anleitung entstandene Skizze eines Schülers, entspricht keiner der bekannten Fassungen. Der lange Verbleib der Komposition in der Werkstatt ebenso wie die vielen erhaltenen Schülerstudien machen es wahrscheinlich, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um das Produkt eines Werkstattmitarbeiters handelt.

 

Zusatzabbildungen:
1) Werkstatt des Peter Paul Rubens, Wien, Kunsthistorisches Museum
2) Anthonis van Dyck, London, National Gallery

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.10.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 50.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Peter Paul Rubens Schule


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Der Heilige Ambrosius verwehrt Kaiser Theodosius dem Großen das Betreten des Doms zu Mailand,
Öl auf Holz, 53,5 x 49,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Don Emanuel de Fraula, Brüssel, Auktion 1741, Lot 161 (als “Grisaille”);
Auktion Christie’s, London, 3. Mai 1946, Lot 147 (als P. P. Rubens);
Ephron Gallery, New York (1966)

Literatur:
E. McGrath, Rubens, Subjects from History, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard XIII, Bd. 2, Kat. Nr. 55 (5), als “Grisaille”

Justus Müller-Hofstede, der ein Gutachten zu dem Gemälde verfasst hat, beurteilt es als eigenhändige Arbeit von Rubens. Das Gemälde schildert eine Begebenheit aus der “Legenda Aurea” des Jacobus von Veragine. Wenige Ereignisse der frühen Kirchengeschichte haben einen so tiefen Eindruck hinterlassen wie die Buße, die Kaiser Theodosius d. Gr. im Jahre 390 vor Erzbischof Ambrosius von Mailand leisten musste. Ambrosius verweigerte dem Kaiser am Weihnachtstag des Jahres 390 das Betreten des Doms, da er das von Theodosius in Thessaloniki angerichtete Massaker missbilligte. Der Kaiser musste nach den “Annales Ecclesiastici” des Kardinals Baronius vor der Kirche umkehren, nachdem Ambrosius ihm verdeutlicht hatte, dass die kirchliche Macht die weltliche des Sünders bei weitem überstiege. Das Thema wurde während des 17. Jahrhunderts eher selten dargestellt. Das erstaunt, denn die Szene wird als Vergegenwärtigung des Supremats der kirchlichen über die weltliche Macht gedeutet, was eines der Hauptanliegen der Gegenreformation war.

Über den Entstehungskontext der Komposition und über die frühe Provenienz der bekannten Fassungen ist nur wenig bekannt. Man kann davon ausgehen, dass Studien, Skizzen und Vorarbeiten sich über einen längeren Zeitraum in der Werkstatt befunden haben müssen, wenn man das Jahr 1605 (in dem Rubens einen Altar für die Jesuitenkirche in Genua lieferte) als Beginn der Auseinandersetzung mit diesem Sujet heranzieht. 1628 befand sich eine Fassung der Komposition oder zumindest Skizzen dazu immer noch in der Werkstatt, denn einige aus diesem Jahr stammende Studien von Schülern, möglicherweise nach Rubens’ Entwurfsskizzen, haben sich erhalten. 1622 soll Rubens versucht haben, ein Gemälde dieses Themas (‘il suo Ambrogio’) an den Kunsthändler Vivot für 200 Livres zu verkaufen, sehr günstig für ein fertiges Gemälde, also möglicherweise eine Ölskizze als Ricordo, vielleicht identisch mit dem hier vorliegenden Gemälde.

Zwei ausgeführte Fassungen der Komposition haben sich erhalten, die mit Sicherheit ebenfalls in der Werkstatt des Meisters entstanden sind: die eine im Kunsthistorischen Museum, Wien (Inv. Nr. 524), die andere in der National Gallery, London. Die Forschung geht mittlerweile im Konsens davon aus, dass der junge van Dyck in der Wiener Fassung unter Anleitung von Rubens einen früheren Entwurf des Meisters ausführte, während die Londoner Fassung zunächst in Rubens’ Werkstatt von van Dyck ausgeführt wurde, um dann später von ihm bei Verlassen der Werkstatt verändert zu werden, wie Röntgenaufnahmen belegen konnten. Das vorliegende Gemälde, möglicherweise eine unter Rubens’ Anleitung entstandene Skizze eines Schülers, entspricht keiner der bekannten Fassungen. Der lange Verbleib der Komposition in der Werkstatt ebenso wie die vielen erhaltenen Schülerstudien machen es wahrscheinlich, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um das Produkt eines Werkstattmitarbeiters handelt.

 

Zusatzabbildungen:
1) Werkstatt des Peter Paul Rubens, Wien, Kunsthistorisches Museum
2) Anthonis van Dyck, London, National Gallery

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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