Lot Nr. 246 #


Peter van Boeckel II.


Peter van Boeckel II. - Alte Meister

(Antwerpen 1610–1673 Paris)
Ein Stillleben von Äpfeln, Birnen, Quitten, Trauben, Pflaumen, Beeren, Feigen, Melone, Nüssen und Artischocken mit einem Graupapagei, einem Wiedehopf und Singvögeln vor einem formalen Garten,
Öl auf Leinwand, 117,5 x 155,3 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting für die Identifizierung des Malers nach eingehender Untersuchung des Originals.

In Antwerpen geboren und in der flämischen Tradition eines Cornelis de Vos oder Frans Snyders ausgebildet, zählt die kunsthistorische Literatur Van Boeckel zu den französischen Stillebenmalern (frz.: Pieter van Boucle). Boeckels zumeist großformatige Gemälde, mehrfach in Zusammenarbeit mit Figurenmalern, finden sich in zahlreichen Museen. Boeckel arbeitete seit 1623 in Paris für die dortige aristokratische und großbürgerliche Gesellschaft, in deren Nachlässen sich viele seiner Bilder nachweisen lassen, später dann erhielt er Aufträge des französischen Königs Ludwig XIV. und war wohl auch Mitarbeiter in den Ateliers von Simon Vouet, Lubin Baugin, Louise Moillon und Jacques Linard. Nur wenige seiner Gemälde tragen sein Monogramm P. V. B oder sind datiert.

Boeckels Porträts kultivierter Pflanzen, der Früchte eines Nutzgartens, der zumeist zu einem aristokratischen Landsitz gehörte, sind fast immer makellos, glänzend, und meist einzeln, in Reihen und Gruppen “wohlgeordnet”. Noch in der Fülle eines Korbes zeigen sich Boeckels Früchte einzeln, in Gänze, kaum überschnitten. Charakteristisch für sein Oeuvre beleben Tiere seine großformatigen Stillleben. Im Louvre erhielten sich zwei 1651 datierte Gemälde aus der Sammlung. Ludwigs XIV. (siehe Didier Bodart in: Le Dictionaire des peintres belges, Brüssel 1995, S. 989f.) Boeckels Stilleben liegen fast immer erhöht und getrennt vom Ausblick in Stadt, Land oder Garten, sie gehen nicht organisch in ihr Umfeld über. So nascht hier ein Graupapagei mittig im Bild von einem Apfel, ein Vogel (einem männlichen Buchfink oder Stieglitz, im Flug einem Falken ähnlich, ein Phantasievogel, mit Dank an J. Härting und die Mitarbeiter des IPN-Uni Kiel) stürzt zu einer Schwanzmeise, ein Wiedehopf hockt vor dem Baum. Nur dessen Stamm sieht man, doch handelt es sich vermutlich um eine Ulme. Pomona, die geschickte Gärtnerin, lebte in einem verschlossenen Garten, sie liebte vor allem Äpfel und widmete sich mit höherem Eifer der Zucht dieses Obstes. Ovid schildert Pomonas Liebe für den Garten ausführlich, wie auch die Geschichte des Vertumnus, der um Pomona warb, und der als Beispiel für eine erstrebenswerte Vermählung die stattliche, von einer Traubenranke umrankte Ulme beschrieb: so wie eine Frau einen Mann, so hätte eine Ranke einen Baum nötig (Metamorphosen XIV, 622ff). Eine verborgene, mythologische Assoziation, die ebenso erzählend ist wie der Hintergrund hier im Gemälde. Die dort angesiedelte, kleinfigürliche Staffage zeigt Gärtner an einem Landsitz mit Taubenturm bei der Arbeit, und höchst elegante, Besucher - paarweise - in der formalen Gartenanlage, die flachen Parterres umgeben von Treillagen, so wie sie in Flandern zu Anfang des 17. Jahrhunderts üblich waren. (siehe Ausst. Kat. Gärten und Höfe der Rubenszeit, Hamm, Hg. U. Härting, München 2000).
Der Staffagemaler steht ganz in der Tradition Jan Brueghels. Wer in Antwerpen die Brueghel-nahe, lebensfrohe und lebensnahe Staffage in diesem Lustgarten malte, ist bis heute unbekannt.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.10.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 26.585,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Peter van Boeckel II.


(Antwerpen 1610–1673 Paris)
Ein Stillleben von Äpfeln, Birnen, Quitten, Trauben, Pflaumen, Beeren, Feigen, Melone, Nüssen und Artischocken mit einem Graupapagei, einem Wiedehopf und Singvögeln vor einem formalen Garten,
Öl auf Leinwand, 117,5 x 155,3 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting für die Identifizierung des Malers nach eingehender Untersuchung des Originals.

In Antwerpen geboren und in der flämischen Tradition eines Cornelis de Vos oder Frans Snyders ausgebildet, zählt die kunsthistorische Literatur Van Boeckel zu den französischen Stillebenmalern (frz.: Pieter van Boucle). Boeckels zumeist großformatige Gemälde, mehrfach in Zusammenarbeit mit Figurenmalern, finden sich in zahlreichen Museen. Boeckel arbeitete seit 1623 in Paris für die dortige aristokratische und großbürgerliche Gesellschaft, in deren Nachlässen sich viele seiner Bilder nachweisen lassen, später dann erhielt er Aufträge des französischen Königs Ludwig XIV. und war wohl auch Mitarbeiter in den Ateliers von Simon Vouet, Lubin Baugin, Louise Moillon und Jacques Linard. Nur wenige seiner Gemälde tragen sein Monogramm P. V. B oder sind datiert.

Boeckels Porträts kultivierter Pflanzen, der Früchte eines Nutzgartens, der zumeist zu einem aristokratischen Landsitz gehörte, sind fast immer makellos, glänzend, und meist einzeln, in Reihen und Gruppen “wohlgeordnet”. Noch in der Fülle eines Korbes zeigen sich Boeckels Früchte einzeln, in Gänze, kaum überschnitten. Charakteristisch für sein Oeuvre beleben Tiere seine großformatigen Stillleben. Im Louvre erhielten sich zwei 1651 datierte Gemälde aus der Sammlung. Ludwigs XIV. (siehe Didier Bodart in: Le Dictionaire des peintres belges, Brüssel 1995, S. 989f.) Boeckels Stilleben liegen fast immer erhöht und getrennt vom Ausblick in Stadt, Land oder Garten, sie gehen nicht organisch in ihr Umfeld über. So nascht hier ein Graupapagei mittig im Bild von einem Apfel, ein Vogel (einem männlichen Buchfink oder Stieglitz, im Flug einem Falken ähnlich, ein Phantasievogel, mit Dank an J. Härting und die Mitarbeiter des IPN-Uni Kiel) stürzt zu einer Schwanzmeise, ein Wiedehopf hockt vor dem Baum. Nur dessen Stamm sieht man, doch handelt es sich vermutlich um eine Ulme. Pomona, die geschickte Gärtnerin, lebte in einem verschlossenen Garten, sie liebte vor allem Äpfel und widmete sich mit höherem Eifer der Zucht dieses Obstes. Ovid schildert Pomonas Liebe für den Garten ausführlich, wie auch die Geschichte des Vertumnus, der um Pomona warb, und der als Beispiel für eine erstrebenswerte Vermählung die stattliche, von einer Traubenranke umrankte Ulme beschrieb: so wie eine Frau einen Mann, so hätte eine Ranke einen Baum nötig (Metamorphosen XIV, 622ff). Eine verborgene, mythologische Assoziation, die ebenso erzählend ist wie der Hintergrund hier im Gemälde. Die dort angesiedelte, kleinfigürliche Staffage zeigt Gärtner an einem Landsitz mit Taubenturm bei der Arbeit, und höchst elegante, Besucher - paarweise - in der formalen Gartenanlage, die flachen Parterres umgeben von Treillagen, so wie sie in Flandern zu Anfang des 17. Jahrhunderts üblich waren. (siehe Ausst. Kat. Gärten und Höfe der Rubenszeit, Hamm, Hg. U. Härting, München 2000).
Der Staffagemaler steht ganz in der Tradition Jan Brueghels. Wer in Antwerpen die Brueghel-nahe, lebensfrohe und lebensnahe Staffage in diesem Lustgarten malte, ist bis heute unbekannt.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!