Lot Nr. 42 #


Domenico Zampieri, Il Domenichino Werkstatt


Domenico Zampieri, Il Domenichino Werkstatt - Alte Meister

(Bologna 1581-1641 Neapel)
Bildnis des Kardinals Jean de Bonsy, Bischof von Béziers, bezeichnet: „A’Ill’o et… Le Cardinal Bonsj La Il di Nro Sign.,
Öl auf Leinwand, 109,1 x 80,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Sigmund Bubics (1821–1909), Weihbischof von Kaschau;
Osborn Kling (1874–1935), Stockholm;
Auktion Christie’s, London, 28. Juni 1935, lot 18 (als Domenichino);
Auktion Sotheby’s, London, 6. Dezember 1967, Lot 9 (als Domenichino);
Rahmenkunst “Pro Arte”, Bern, 1968;
Auktion Galerie Koller, Zürich, 11./12. November 1981, Lot 5216 (als Domenichino oder nächster Umkreis);
Auktion Christie´s, London 4. Dezember 2013, Lot 167 (als Werkstatt von Domenichino)

Literatur:
J. Pope-Hennessy, The Drawings of Domenichino in the Collection of His Majesty the King at Windsor Castle, London, 1948, S. 98, unter der Nr. 1129;
R.E. Spear, Domenichino, New Haven and London, 1982, S. 187, Nr. 46b;
R.B. Simon, Important old master paintings: discoveries ... in una nuova luce, Piero Corsini, New York, N.Y, 1988, S. 62, Nr. 13, Abb. 7

Wir danken Richard Spear und Sylvain Kerspern für Ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Die Einschätzungen hinsichtlich der Autorschaft dieses Gemäldes, die im Laufe der kunsthistorischen Erforschung geäußert wurden, variieren. Während Wilhelm Suida in einem von Spear 1982 zitierten Gutachten (1934) das Gemälde als eigenhändige Arbeit Domenichinos beurteilte, brachte es Herrman Voss 1928 und 1968 zwar mit dem Werk des Künstlers in Verbindung, stellte die Autorschaft allerdings in Frage (laut Spear 1982, Nr. 2).

John Pope-Hennessy könnte in seinem Werk The Drawings of Domenichino in the Collection of His Majesty the King at Windsor Castle, London, 1949, S. 98, in der Katalogisierung seiner Katalognummer 1129 impliziert haben, dass das vorliegende Gemälde eine eigenhändige Wiederholung Domenichinos nach der Erstfassung, Musée Fabre, Montpellier sei (siehe Abb. 4).

Richard Spear beurteilt das Gemälde als zeitgenössische, wohl in der Werkstatt entstandene Kopie nach dem Gemälde in Montpellier. Er behielt seine 1982 publizierte Meinung bei: “Without a chance to see the paintings together, I’d not venture to change what I thought before, although when I said it’s a good ‘600 copy, that’d not preclude a copy from Domenichino’s studio” (Korrespondenz, 2014).

Sylvain Kerspern beurteilte das Gemälde als Werkstattarbeit und lieferte wichtige Hinweise in Bezug auf das Wappen, das im Zuge einer Röntgenaufnahme auf dem vorliegenden Gemälde sichtbar gemacht wurde (siehe Abb. 2).

Der Dargestellte Giovanni Battista Bonsi, Cardinal de’ Bonsi (1554–1621), war ein Florentiner Aristokrat, Sohn des herzoglichen Staatsekretärs Domenico Bonsi sowie Absolvent der juristischen Fakultät von Padua und war 1611 von Papst Paul V. Farnese zum Kardinal mit der Titularkirche San Clemente in Rom erhoben worden. Bereits seit 1598 war er Bischoff von Béziers. Der rote Hut, Symbol seiner Kardinalswürde, wurde ihm in Paris von Ludwig XIII. überreicht.

Bonsi war ein geschickter Diplomat, der um einen Ausgleich zwischen seiner Heimat, dem Großherzogtum Toskana und dem Kirchenstaat bemüht war und dabei zwischen Papst Clemens VIII. und Francesco de Medici vermittelte. Er hatte außerdem eine wichtige Ehe arrangiert und war maßgeblich verantwortlich für die Heirat Maria von Medicis mit König Heinrich IV. von Frankreich. Er avancierte am französischen Hof zum höchsten kirchlichen Würdenträger und wurde vom König auch zu seinem persönlichen Kaplan und zum Almosenier der Königin ernannt. 1615 in Rom zurück, arbeitete Bonsi unter anderem für das heilige Offizium, so gab Gallieo Gallilei in seinen Erinnerungen an, in ihm einen verständnisvollen Gesprächspartner in seinem Fall gefunden zu haben. 1620 vertrat er in einem prominenten Fall die Interessen Frankreichs, als er die Ernennung Richelieus zum Kardinal durchzusetzen versuchte. Im Konklave 1621 war er maßgeblich an der Wahl Gregors XV. beteiligt, da er die französische Fraktion anführte. Er starb 1621 als ein wichtiger Diplomat des Kirchenstaates, dem es auch gelungen war, größere Reichtümer anzusammeln. Die Tatsache, dass Bonsi sowohl in Paris wie auch in Rom, und nicht zuletzt in seiner Diözese aktiv war, machen es wahrscheinlich, dass von einem Porträt, dessen Erstfassung wohl 1615, kurz nach seiner Rückkehr nach Rom entstanden sein muss, mehrere Versionen bestellt wurden.

Das Porträt im Musée Fabre, das im allgemeinen als die ursprüngliche Fassung angesehen wird, scheint anders als das hier besprochene Gemälde nicht das Wappen des Kardinals aufzuweisen, das hier übermalt und erst im Zuge einer Röntgenuntersuchung sichtbar wurde (Abb. 2). Bei einer weiteren Fassung, heute in Attingham Park, England (Abb. 3), die als spätere Kopie angesehen wird, wurde das Wappen in einem an Raffaels Porträt Julius II. erinnernden Detail als Knauf auf dem Lehnstuhl angebracht.

Zusatzabbildungen:
1) Röntgenfotografie des Gemäldes © ]a[ NTK 2013 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. M. Schreiner
2) Röntgenfotografie, Detail
3) andere Fassungen des Porträts: Attingham Park, England 
4) andere Fassungen des Porträts: Musée Fabre, Montpellier
5) Studie Domenichinos, ca. 1615, Windsor Castle, P.-H. Nr. 1127

21.10.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Domenico Zampieri, Il Domenichino Werkstatt


(Bologna 1581-1641 Neapel)
Bildnis des Kardinals Jean de Bonsy, Bischof von Béziers, bezeichnet: „A’Ill’o et… Le Cardinal Bonsj La Il di Nro Sign.,
Öl auf Leinwand, 109,1 x 80,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Sigmund Bubics (1821–1909), Weihbischof von Kaschau;
Osborn Kling (1874–1935), Stockholm;
Auktion Christie’s, London, 28. Juni 1935, lot 18 (als Domenichino);
Auktion Sotheby’s, London, 6. Dezember 1967, Lot 9 (als Domenichino);
Rahmenkunst “Pro Arte”, Bern, 1968;
Auktion Galerie Koller, Zürich, 11./12. November 1981, Lot 5216 (als Domenichino oder nächster Umkreis);
Auktion Christie´s, London 4. Dezember 2013, Lot 167 (als Werkstatt von Domenichino)

Literatur:
J. Pope-Hennessy, The Drawings of Domenichino in the Collection of His Majesty the King at Windsor Castle, London, 1948, S. 98, unter der Nr. 1129;
R.E. Spear, Domenichino, New Haven and London, 1982, S. 187, Nr. 46b;
R.B. Simon, Important old master paintings: discoveries ... in una nuova luce, Piero Corsini, New York, N.Y, 1988, S. 62, Nr. 13, Abb. 7

Wir danken Richard Spear und Sylvain Kerspern für Ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Die Einschätzungen hinsichtlich der Autorschaft dieses Gemäldes, die im Laufe der kunsthistorischen Erforschung geäußert wurden, variieren. Während Wilhelm Suida in einem von Spear 1982 zitierten Gutachten (1934) das Gemälde als eigenhändige Arbeit Domenichinos beurteilte, brachte es Herrman Voss 1928 und 1968 zwar mit dem Werk des Künstlers in Verbindung, stellte die Autorschaft allerdings in Frage (laut Spear 1982, Nr. 2).

John Pope-Hennessy könnte in seinem Werk The Drawings of Domenichino in the Collection of His Majesty the King at Windsor Castle, London, 1949, S. 98, in der Katalogisierung seiner Katalognummer 1129 impliziert haben, dass das vorliegende Gemälde eine eigenhändige Wiederholung Domenichinos nach der Erstfassung, Musée Fabre, Montpellier sei (siehe Abb. 4).

Richard Spear beurteilt das Gemälde als zeitgenössische, wohl in der Werkstatt entstandene Kopie nach dem Gemälde in Montpellier. Er behielt seine 1982 publizierte Meinung bei: “Without a chance to see the paintings together, I’d not venture to change what I thought before, although when I said it’s a good ‘600 copy, that’d not preclude a copy from Domenichino’s studio” (Korrespondenz, 2014).

Sylvain Kerspern beurteilte das Gemälde als Werkstattarbeit und lieferte wichtige Hinweise in Bezug auf das Wappen, das im Zuge einer Röntgenaufnahme auf dem vorliegenden Gemälde sichtbar gemacht wurde (siehe Abb. 2).

Der Dargestellte Giovanni Battista Bonsi, Cardinal de’ Bonsi (1554–1621), war ein Florentiner Aristokrat, Sohn des herzoglichen Staatsekretärs Domenico Bonsi sowie Absolvent der juristischen Fakultät von Padua und war 1611 von Papst Paul V. Farnese zum Kardinal mit der Titularkirche San Clemente in Rom erhoben worden. Bereits seit 1598 war er Bischoff von Béziers. Der rote Hut, Symbol seiner Kardinalswürde, wurde ihm in Paris von Ludwig XIII. überreicht.

Bonsi war ein geschickter Diplomat, der um einen Ausgleich zwischen seiner Heimat, dem Großherzogtum Toskana und dem Kirchenstaat bemüht war und dabei zwischen Papst Clemens VIII. und Francesco de Medici vermittelte. Er hatte außerdem eine wichtige Ehe arrangiert und war maßgeblich verantwortlich für die Heirat Maria von Medicis mit König Heinrich IV. von Frankreich. Er avancierte am französischen Hof zum höchsten kirchlichen Würdenträger und wurde vom König auch zu seinem persönlichen Kaplan und zum Almosenier der Königin ernannt. 1615 in Rom zurück, arbeitete Bonsi unter anderem für das heilige Offizium, so gab Gallieo Gallilei in seinen Erinnerungen an, in ihm einen verständnisvollen Gesprächspartner in seinem Fall gefunden zu haben. 1620 vertrat er in einem prominenten Fall die Interessen Frankreichs, als er die Ernennung Richelieus zum Kardinal durchzusetzen versuchte. Im Konklave 1621 war er maßgeblich an der Wahl Gregors XV. beteiligt, da er die französische Fraktion anführte. Er starb 1621 als ein wichtiger Diplomat des Kirchenstaates, dem es auch gelungen war, größere Reichtümer anzusammeln. Die Tatsache, dass Bonsi sowohl in Paris wie auch in Rom, und nicht zuletzt in seiner Diözese aktiv war, machen es wahrscheinlich, dass von einem Porträt, dessen Erstfassung wohl 1615, kurz nach seiner Rückkehr nach Rom entstanden sein muss, mehrere Versionen bestellt wurden.

Das Porträt im Musée Fabre, das im allgemeinen als die ursprüngliche Fassung angesehen wird, scheint anders als das hier besprochene Gemälde nicht das Wappen des Kardinals aufzuweisen, das hier übermalt und erst im Zuge einer Röntgenuntersuchung sichtbar wurde (Abb. 2). Bei einer weiteren Fassung, heute in Attingham Park, England (Abb. 3), die als spätere Kopie angesehen wird, wurde das Wappen in einem an Raffaels Porträt Julius II. erinnernden Detail als Knauf auf dem Lehnstuhl angebracht.

Zusatzabbildungen:
1) Röntgenfotografie des Gemäldes © ]a[ NTK 2013 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. M. Schreiner
2) Röntgenfotografie, Detail
3) andere Fassungen des Porträts: Attingham Park, England 
4) andere Fassungen des Porträts: Musée Fabre, Montpellier
5) Studie Domenichinos, ca. 1615, Windsor Castle, P.-H. Nr. 1127


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014

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