Lot Nr. 11


Leandro Bassano


Leandro Bassano - Alte Meister

(Bassano del Grappa 1557–1622 Venedig)
Susanna und die Alten,
Öl auf Leinwand, 104 x 156 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Dorotheum, Wien, 15. März 1961, Lot 4 (als Francesco Bassano);
Sammlung Konsul Alfred Weiss, Wien;
Auktion Dorotheum, Wien, 1. Dezember 1970, Lot 7 (als Francesco Bassano);
Auktion Lempertz, Köln, 24. November 1971, Lot 6 (als Leandro Bassano);
Privatsammlung, Wien

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri als Francesco Bassano registriert (siehe Zeri Nr. 44529).

Wir danken Bernard Aikema, der eine Zuschreibung an Leandro Bassano nach Begutachtung des Gemäldes im Original, vorgeschlagen hat.

Ebenso danken wir Giuliana Ericani, die auf Basis einer hochauflösenden Digitalfotografie auf eine mögliche alternative Zuschreibung an Francesco Bassano unter Mithilfe von Jacopo Bassano hingewiesen hat.

Das vorliegende Gemälde ist vergleichbar mit ähnlichen Werken des Künstlers in der Eremitage, St. Petersburg, datierbar um 1595, und in der Accademia Carrara, Bergamo, datierbar zwischen 1600 und 1610. Ein weiteres Gemälde dieses Bildthemas, das sich ehem. in der Sammlung Brass, Venedig, befand, wird in die 1590er Jahre datiert (siehe E. Arslan, I Bassano, Mailand 1960, Bd. 2, Abb. 310). Eine weitere, ähnliche Version wurde im Dorotheum am 12. Oktober 2011 versteigert (Lot 418). Als „Urversion“ des Bildthemas gilt Jacopo Bassanos signiertes Gemälde Susanna und die Alten, das sich heute im Musée des Beaux-Arts in Nimes befindet.

Leandro war der Sohn Jacopo Bassanos. Er trat bereits in sehr jungen Jahren in die Werkstatt seines Vaters ein und entwickelte bald einen stark an der Zeichnung orientierten Malstil. Leandro arbeitete mit feinem Pinsel und verwendete in klar abgegrenzten Bereichen glatt aufgetragene kühle und helle Farben, ganz im Gegensatz zu seinem Vater, dessen Pinselschrift dicht und kräftig war. Ab 1575 nahm Leandros Mitarbeit in der Werkstatt zu, und er wurde zum wichtigsten Gehilfen seines Vaters, als Francesco Bassano der Jüngere 1578 nach Venedig ging. 1577/78 begleitete er Jacopo nach Venedig. Leandros Talent zeigte sich bald, und um 1580 schuf er mehrere Altargemälde für Pfarrkirchen um Bassano del Grappa, die er zum Teil gemeinsam mit dem Vater signierte. Seine frühen Porträts, die in der Manier Tintorettos und Girolamo Campagnas gemalt sind, verraten deutlich venezianische Einflüsse. Von diesen venezianischen Vorbildern ausgehend wandte er sich in der Folge der emilianischen Malerei zu, vor allem jener Bartolomeo Passarottis. Schließlich gelangte er zu seinem eigenen Stil, der sich durch einen neuen Naturalismus auszeichnete, welcher an die Geldwechsler-Szenen flämischer Künstler erinnert.

1588 folgte Leandro Francesco nach Venedig, wo er sich in die Malergilde eintragen ließ und eine eigene Werkstatt gründete. Sein Ruhm als Bildnismaler wuchs: 1595 wurde er aufgrund seines eindrucksvollen Porträts des Dogen Marino Grimani (Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister) zum Ritter von St. Markus ernannt, sodass er von nun an seiner Signatur den Titel „Eques“ (Ritter) hinzufügte. Leandro hielt den Kontakt mit der Familienwerkstatt in Bassano del Grappa zumindest bis 1592 aufrecht. In den späten 1580er Jahren trug er vor allem mit dem Monatszyklus (neun Gemälde befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien, zwei im Hradschin in Prag) zur Weiterentwicklung naturalistisch gemalter allegorischer Bildthemen bei. Diese detailreichen und vielfigurigen Szenen, die mit Landschaftsvignetten versehen und mit einer erfrischenden Feinsinnigkeit wiedergegeben sind, lassen den manieristischen Einfluss Paolo Fiammingos, der damals in Venedig tätig war, erkennen. In den religiösen Gemälden der Spätzeit sind die Farben glatt wie Porzellan und mit großer Präzision aufgetragen. Oft beschränken sie sich auf Grau-, Braun- und Schwarztöne, wobei die betonte psychologische Charakterisierung der einzelnen Protagonisten diesen Werken eine feierliche und strenge Gelassenheit verleiht.

Leandro war ehrgeizig und ein Genussmensch. Seine Liebe zu Venedig veranlasste ihn jedoch, eine Einladung Kaiser Rudolfs II. auszuschlagen, als Hofmaler nach Prag zu kommen.

 

Katalogergänzung/Saleroom Notice
Wir danken Alessandro Ballarin, der eine alternative Zuschreibung an Gerolamo Bassano (Bassano del Grappa 1566–1621 Venedig) vorgeschlagen hat.

21.10.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 42.500,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

Leandro Bassano


(Bassano del Grappa 1557–1622 Venedig)
Susanna und die Alten,
Öl auf Leinwand, 104 x 156 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Dorotheum, Wien, 15. März 1961, Lot 4 (als Francesco Bassano);
Sammlung Konsul Alfred Weiss, Wien;
Auktion Dorotheum, Wien, 1. Dezember 1970, Lot 7 (als Francesco Bassano);
Auktion Lempertz, Köln, 24. November 1971, Lot 6 (als Leandro Bassano);
Privatsammlung, Wien

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri als Francesco Bassano registriert (siehe Zeri Nr. 44529).

Wir danken Bernard Aikema, der eine Zuschreibung an Leandro Bassano nach Begutachtung des Gemäldes im Original, vorgeschlagen hat.

Ebenso danken wir Giuliana Ericani, die auf Basis einer hochauflösenden Digitalfotografie auf eine mögliche alternative Zuschreibung an Francesco Bassano unter Mithilfe von Jacopo Bassano hingewiesen hat.

Das vorliegende Gemälde ist vergleichbar mit ähnlichen Werken des Künstlers in der Eremitage, St. Petersburg, datierbar um 1595, und in der Accademia Carrara, Bergamo, datierbar zwischen 1600 und 1610. Ein weiteres Gemälde dieses Bildthemas, das sich ehem. in der Sammlung Brass, Venedig, befand, wird in die 1590er Jahre datiert (siehe E. Arslan, I Bassano, Mailand 1960, Bd. 2, Abb. 310). Eine weitere, ähnliche Version wurde im Dorotheum am 12. Oktober 2011 versteigert (Lot 418). Als „Urversion“ des Bildthemas gilt Jacopo Bassanos signiertes Gemälde Susanna und die Alten, das sich heute im Musée des Beaux-Arts in Nimes befindet.

Leandro war der Sohn Jacopo Bassanos. Er trat bereits in sehr jungen Jahren in die Werkstatt seines Vaters ein und entwickelte bald einen stark an der Zeichnung orientierten Malstil. Leandro arbeitete mit feinem Pinsel und verwendete in klar abgegrenzten Bereichen glatt aufgetragene kühle und helle Farben, ganz im Gegensatz zu seinem Vater, dessen Pinselschrift dicht und kräftig war. Ab 1575 nahm Leandros Mitarbeit in der Werkstatt zu, und er wurde zum wichtigsten Gehilfen seines Vaters, als Francesco Bassano der Jüngere 1578 nach Venedig ging. 1577/78 begleitete er Jacopo nach Venedig. Leandros Talent zeigte sich bald, und um 1580 schuf er mehrere Altargemälde für Pfarrkirchen um Bassano del Grappa, die er zum Teil gemeinsam mit dem Vater signierte. Seine frühen Porträts, die in der Manier Tintorettos und Girolamo Campagnas gemalt sind, verraten deutlich venezianische Einflüsse. Von diesen venezianischen Vorbildern ausgehend wandte er sich in der Folge der emilianischen Malerei zu, vor allem jener Bartolomeo Passarottis. Schließlich gelangte er zu seinem eigenen Stil, der sich durch einen neuen Naturalismus auszeichnete, welcher an die Geldwechsler-Szenen flämischer Künstler erinnert.

1588 folgte Leandro Francesco nach Venedig, wo er sich in die Malergilde eintragen ließ und eine eigene Werkstatt gründete. Sein Ruhm als Bildnismaler wuchs: 1595 wurde er aufgrund seines eindrucksvollen Porträts des Dogen Marino Grimani (Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister) zum Ritter von St. Markus ernannt, sodass er von nun an seiner Signatur den Titel „Eques“ (Ritter) hinzufügte. Leandro hielt den Kontakt mit der Familienwerkstatt in Bassano del Grappa zumindest bis 1592 aufrecht. In den späten 1580er Jahren trug er vor allem mit dem Monatszyklus (neun Gemälde befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien, zwei im Hradschin in Prag) zur Weiterentwicklung naturalistisch gemalter allegorischer Bildthemen bei. Diese detailreichen und vielfigurigen Szenen, die mit Landschaftsvignetten versehen und mit einer erfrischenden Feinsinnigkeit wiedergegeben sind, lassen den manieristischen Einfluss Paolo Fiammingos, der damals in Venedig tätig war, erkennen. In den religiösen Gemälden der Spätzeit sind die Farben glatt wie Porzellan und mit großer Präzision aufgetragen. Oft beschränken sie sich auf Grau-, Braun- und Schwarztöne, wobei die betonte psychologische Charakterisierung der einzelnen Protagonisten diesen Werken eine feierliche und strenge Gelassenheit verleiht.

Leandro war ehrgeizig und ein Genussmensch. Seine Liebe zu Venedig veranlasste ihn jedoch, eine Einladung Kaiser Rudolfs II. auszuschlagen, als Hofmaler nach Prag zu kommen.

 

Katalogergänzung/Saleroom Notice
Wir danken Alessandro Ballarin, der eine alternative Zuschreibung an Gerolamo Bassano (Bassano del Grappa 1566–1621 Venedig) vorgeschlagen hat.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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