(um 1515 Amsterdam - nach 1560 Venedig)
Die Stickerinnen - Die Madonna webt das Tuch Christi und andere Szenen aus dem Jugendalter der Maria,
Öl auf Leinwand, 103 x 169 cm, gerahmt

Der Einfluss der venezianischen Malerei wird im vorliegenden Gemälde deutlich. Der Einfluss Tizians ist in der prachtvollen Drapierung der Gewänder sowie in der weichen Ausführung der Inkarnate sichtbar; vor allem die zentrale Figur, die einen Korb hält, erinnert an die Dame in Weiß (Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister). Die Gestaltung des Bodens in ihrer Zweifarbigkeit schafft Perspektive und erinnert an Tintorettos Malereien in der Scuola Grande di San Marco. Die Beleuchtung und der Einsatz des chiaroscuro wurden von Tintorettos Arbeiten beeinflusst.

Die Ikonographie des Gemäldes scheint weltlich zu sein, dennoch enthält das vorliegende Werk eindeutige Referenzen auf das Leben der Jungfrau Maria. Von der Figurengruppe hebt sich eine Frau am Webstuhl hervor, die aufgrund des Heiligenscheines als Maria identifiziert werden kann. Das Bildthema stammt aus der Beschreibung des Lebens der Jungfrau im apokryphen Protoevangelium des Jakobus (X, 1-2).

Die Größe und die Komposition legen einen privaten Auftraggeber nahe; ein intimes, familiäres Sujet wurde mit einer religiösen Szene verknüpft. Es erscheint möglich, dass das vorliegende Bildthema auf die Heiligkeit der Ehe anspielt und zur Feier einer Hochzeit in Auftrag gegeben wurde.

Sustris wurde um 1515 in Amsterdam geboren. Seine Ausbildung erfolgte in Italien. Dort arbeitete er unter anderem in der Werkstatt von Tizian, mit dem er sich 1548 und 1550 in Augsburg aufhielt, das zu jener Zeit Sitz des Hofes von Karl V. war. Quellen belegen, dass Sustris für Gemälde Tizians und Tintorettos die Landschaften malte. In diese Zeit kann auch das vorliegende Gemälde datiert werden.

Wir danken Lionello Puppi für die Bestätigung der Zuschreibung.