Lot Nr. 25


Seltenes Set von acht Lapislazuli-Tafeln, beidseitig graviert mit den Sechzehn Luohan und zu einem Tischstellschirm montiert


Seltenes Set von acht Lapislazuli-Tafeln, beidseitig graviert mit den Sechzehn Luohan und zu einem Tischstellschirm montiert - Asiatische Kunst

China, Qing-Dynastie, spätes 18./19. Jh.
In leichter, mit Gold- und Silberfarbe ausgemalter Gravur sind die sechzehn Schüler Buddhas in felsiger Landschaft sitzend dargestellt als ausgemergelte Asketen fremder Herkunft. Diese, das harte Ringen der luohan um spirituelle Reife und Erlösung zum Ausdruck bringende, expressive Art der Darstellung hat ihr konkretes Vorbild in Steingravuren aus dem späten 18. Jh., die auf den nicht mehr erhaltenen Luohan-Porträts des Malers Guanxiu (832–912 n. Chr.) zurückgehen sollen. Jedes Porträt ist mit einer zweizeiligen Titelinschrift in Regelschrift, kaishu, versehen, die Namen und Nummer des dargestellten luohan in der Reihenfolge der Sechzehn nennt sowie mit einem Lobgedicht, welches seinen Charakter schildert. Dargestellt sind 1. Angaja, 2. Ajita, 3. Vanavasin, 4. Kalika, 5. Vajriputra, 6. Bhadra, 7. Kanakavatsa, 8. Kanaka Bharadvaja, 9. Bakkula, 10. Rahula, 11. Chuda Panthaka, 12. Pindola Bharadvaja, 13. Panthaka, 14. Nagasena, 15. Gopaka und 16. Abheda. Die Lapislazuli-Tafeln sind in einem Holzrahmen befestigt, auf dem Schildchen mit den Namen und Beschreibungen der luohan auf Englisch angebracht sind. Diese Namen stimmen jedoch nicht mit den aus dem Sanskrit ins Chinesische transkribierten Namen auf den Tafeln selbst überein. Der Rahmen ist in einen beschnitzten Ständer aus Hartholz eingeschoben. Rahmen und Ständer sind ebenfalls chinesisch und stammen aus dem späten 19. Jh. Sehr wahrscheinlich wurden die Lapislazuli-Tafeln bereits Ende des 18. Jh. oder im frühen 19. Jh. angefertigt, und waren ursprünglich nicht für einen Stellschirm vorgesehen, sondern möglicherweise als Buch konzipiert. Eine Sammlung von fünfzehn Jade-Büchern aus der Qing-Dynastie in der Chester Beatty Library in Dublin, bestehend aus gravierten oder bemalten Jadetafeln, die meisten davon in der Qianlong-Ära entstanden, enthält auch eines mit den Darstellungen der Sechzehn Luohan, datiert in das späte 18. Jh. Es besteht aus zwei Bänden mit insgesamt zwölf Tafeln, acht davon in Brokat montiert und die ‘luohan’ zeigend und vier in Bronze gefasst als Einbände. Namen, Reihenfolge und Ikonographie der luohan stimmen exakt überein mit jenen auf den Lapislazuli-Tafeln, sind jedoch nicht graviert, sondern gemalt. Auch die Lobgedichte sind die gleichen, während die Titelinschriften in der Formulierung geringfügig abweichen (s. William Watson: Chinese Jade Books in the Chester Beatty Library, Dublin 1963, S. 32–34 u. Abb. 7 u. 8).
Lapislazuli wurde in der Qing-Dynastie stets als kostbares Material geschätzt und in den Palastwerkstätten z. B. zur Verzierung auf buddhistischer Ritualobjekte oder als Perlen für Hofketten verwendet. Seltener sind sog. “Kostbarkeiten des Gelehrten” aus Lapis, wie z. B. Miniaturfelsen
(s. Gems of Chinese Art, hg. Asian Art Museum, San Francisco 1983, Nr. 58).

Vier Tafeln leicht beschädigt und restauriert. Gebrauchsspuren.

Jede Tafel ca. 12 x 8,3 cm; Gesamthöhe des Stellschirms 55 cm. (BA)

Im frühen Buddhismus bezeichnet arhat (chin. luohan) eine Person, die durch die Belehrung eines Buddhas und durch zusätzliche eigene Anstrengung Erleuchtung erlangt und nach dem Tod den Kreislauf der Wiedergeburten verlassen kann. In den Mahayana-Buddhismus wurden die arhat übernommen als mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Bewahrer und Verbreiter der buddhistischen Lehre (dharma). In China wurden einzelne luohan, aber auch Gruppen von zehn, sechzehn, achtzehn oder fünfhundert luohan verehrt. Am populärsten wurden die Sechzehn Iuohan, deren Verehrung auf das apokryphe Sutra Da aluohan Nandimiduoluo suo shuofazhuji (T. 2030) zurückgeht, das Mitte des 7. Jh. ins Chinesische übersetzt wurde. Danach soll Buddha Shakyamuni sie vor seinem Tod mit der Bewahrung und Verbreitung des dharma beauftragt und dazu mit übernatürlichen Kräften ausgestattet haben, sodass sie ihr Leben verlängern und den dharma bis zur Ankunft des Buddha Maitreya bewahren können, um erst dann ins nirvana einzugehen (vgl. “Depictions of the Guardians of the Law: Luohan Painting in China”, in: M. Weidner (Hg.): Latter Days of the Law, Images of Chinese Buddhism 850–1850, Lawrence, KS/Hawaii 1994, S. 183–213).

Die Darstellung der Sechzehn Luohan, wie sie auch auf diesen Lapislazuli-Tafeln zu sehen ist, ist eng verknüpft mit dem Qianlong-Kaiser (reg. 1736–1795). Dieser besuchte 1757 das Shengying-Kloster in Hangzhou, wo er die Bilder der Sechzehn Luohan, die als Werke Guanxius galten, sah und begeistert eine Kopie in Auftrag gab. Er korrigierte die chinesische Transkription ihrer Sanskrit-Namen, änderte ihre Reihenfolge entsprechend den Vorgaben seines spirituellen Ratgebers Rölpai Dorje (1717–1786) und verfasste Lobgedichte auf sie.1764 ließ der Abt des Klosters die Malereien des Guanxiu auf einem Marmorstupa eingravieren zusammen mit den Lobgedichten und Korrekturen des Kaisers. 1770 ließ dieser eine Kopie des Stupas in Peking errichten. Beide Stupas sind bis heute erhalten; Abklatsche ihrer Gravuren waren bereits damals begehrte Sammlerobjekte. 1782 erhielt der Qianlong-Kaiser von einem Hofbeamten einen Stellschirm aus ‘zitan’-Holz zum Geschenk, der in Form von Jadeeinlagen die Sechzehn Luohan nach Guanxiu mit den kaiserlichen Lobgedichten und Aufschriften zeigt, vermutlich nach Abklatschen des Marmorstupas in Hangzhou gefertigt. (s. Luo Wenhua: “Screen Paintings of Guanxiu’s Sixteen Arhats in the Collection of the Palace Museum”, in Orientations, Sept. 2010, S. 104–110).

Provenienz
Aus einer europäischen Privatsammlung.
Collezione S. Bulgari, Roma (s. Etikett), vermutl. erworben in der Zeit zwischen 1881 und 1914.

Der griechische Goldschmied Sotirio Bulgari (gests. 1934), kam 1881 nach Rom, wo er mehrere Goldschmuck- und Antiquitätengeschäfte eröffnete. Sein 1905 etabliertes Hauptgeschäft, der “Old Couriosity Shop”, wandte sich vornehmlich an Kunden aus den USA und Großbritannien. Ab 1915 spezialisierte sich Bulgari ganz auf Schmuck. (s. A. Triossi: BVLGARI, 125 ans de magnificence Italienne, Grand Palais, Rom und Mailand 2010, S.20,30 u. 33). Den Lapislazuli-Stellschirm hatte er daher sehr wahrscheinlich zwischen 1881 und 1914 erworben und in Hinblick auf seine englischsprachigen Hauptkunden mit englischer Beschriftung ausstatten lassen.

Expertin: M.A. Angelika Borchert M.A. Angelika Borchert
+43-1-515 60-641

angelika.borchert@dorotheum.at

03.06.2014 - 15:00

Erzielter Preis: **
EUR 268.700,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 60.000,-

Seltenes Set von acht Lapislazuli-Tafeln, beidseitig graviert mit den Sechzehn Luohan und zu einem Tischstellschirm montiert


China, Qing-Dynastie, spätes 18./19. Jh.
In leichter, mit Gold- und Silberfarbe ausgemalter Gravur sind die sechzehn Schüler Buddhas in felsiger Landschaft sitzend dargestellt als ausgemergelte Asketen fremder Herkunft. Diese, das harte Ringen der luohan um spirituelle Reife und Erlösung zum Ausdruck bringende, expressive Art der Darstellung hat ihr konkretes Vorbild in Steingravuren aus dem späten 18. Jh., die auf den nicht mehr erhaltenen Luohan-Porträts des Malers Guanxiu (832–912 n. Chr.) zurückgehen sollen. Jedes Porträt ist mit einer zweizeiligen Titelinschrift in Regelschrift, kaishu, versehen, die Namen und Nummer des dargestellten luohan in der Reihenfolge der Sechzehn nennt sowie mit einem Lobgedicht, welches seinen Charakter schildert. Dargestellt sind 1. Angaja, 2. Ajita, 3. Vanavasin, 4. Kalika, 5. Vajriputra, 6. Bhadra, 7. Kanakavatsa, 8. Kanaka Bharadvaja, 9. Bakkula, 10. Rahula, 11. Chuda Panthaka, 12. Pindola Bharadvaja, 13. Panthaka, 14. Nagasena, 15. Gopaka und 16. Abheda. Die Lapislazuli-Tafeln sind in einem Holzrahmen befestigt, auf dem Schildchen mit den Namen und Beschreibungen der luohan auf Englisch angebracht sind. Diese Namen stimmen jedoch nicht mit den aus dem Sanskrit ins Chinesische transkribierten Namen auf den Tafeln selbst überein. Der Rahmen ist in einen beschnitzten Ständer aus Hartholz eingeschoben. Rahmen und Ständer sind ebenfalls chinesisch und stammen aus dem späten 19. Jh. Sehr wahrscheinlich wurden die Lapislazuli-Tafeln bereits Ende des 18. Jh. oder im frühen 19. Jh. angefertigt, und waren ursprünglich nicht für einen Stellschirm vorgesehen, sondern möglicherweise als Buch konzipiert. Eine Sammlung von fünfzehn Jade-Büchern aus der Qing-Dynastie in der Chester Beatty Library in Dublin, bestehend aus gravierten oder bemalten Jadetafeln, die meisten davon in der Qianlong-Ära entstanden, enthält auch eines mit den Darstellungen der Sechzehn Luohan, datiert in das späte 18. Jh. Es besteht aus zwei Bänden mit insgesamt zwölf Tafeln, acht davon in Brokat montiert und die ‘luohan’ zeigend und vier in Bronze gefasst als Einbände. Namen, Reihenfolge und Ikonographie der luohan stimmen exakt überein mit jenen auf den Lapislazuli-Tafeln, sind jedoch nicht graviert, sondern gemalt. Auch die Lobgedichte sind die gleichen, während die Titelinschriften in der Formulierung geringfügig abweichen (s. William Watson: Chinese Jade Books in the Chester Beatty Library, Dublin 1963, S. 32–34 u. Abb. 7 u. 8).
Lapislazuli wurde in der Qing-Dynastie stets als kostbares Material geschätzt und in den Palastwerkstätten z. B. zur Verzierung auf buddhistischer Ritualobjekte oder als Perlen für Hofketten verwendet. Seltener sind sog. “Kostbarkeiten des Gelehrten” aus Lapis, wie z. B. Miniaturfelsen
(s. Gems of Chinese Art, hg. Asian Art Museum, San Francisco 1983, Nr. 58).

Vier Tafeln leicht beschädigt und restauriert. Gebrauchsspuren.

Jede Tafel ca. 12 x 8,3 cm; Gesamthöhe des Stellschirms 55 cm. (BA)

Im frühen Buddhismus bezeichnet arhat (chin. luohan) eine Person, die durch die Belehrung eines Buddhas und durch zusätzliche eigene Anstrengung Erleuchtung erlangt und nach dem Tod den Kreislauf der Wiedergeburten verlassen kann. In den Mahayana-Buddhismus wurden die arhat übernommen als mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Bewahrer und Verbreiter der buddhistischen Lehre (dharma). In China wurden einzelne luohan, aber auch Gruppen von zehn, sechzehn, achtzehn oder fünfhundert luohan verehrt. Am populärsten wurden die Sechzehn Iuohan, deren Verehrung auf das apokryphe Sutra Da aluohan Nandimiduoluo suo shuofazhuji (T. 2030) zurückgeht, das Mitte des 7. Jh. ins Chinesische übersetzt wurde. Danach soll Buddha Shakyamuni sie vor seinem Tod mit der Bewahrung und Verbreitung des dharma beauftragt und dazu mit übernatürlichen Kräften ausgestattet haben, sodass sie ihr Leben verlängern und den dharma bis zur Ankunft des Buddha Maitreya bewahren können, um erst dann ins nirvana einzugehen (vgl. “Depictions of the Guardians of the Law: Luohan Painting in China”, in: M. Weidner (Hg.): Latter Days of the Law, Images of Chinese Buddhism 850–1850, Lawrence, KS/Hawaii 1994, S. 183–213).

Die Darstellung der Sechzehn Luohan, wie sie auch auf diesen Lapislazuli-Tafeln zu sehen ist, ist eng verknüpft mit dem Qianlong-Kaiser (reg. 1736–1795). Dieser besuchte 1757 das Shengying-Kloster in Hangzhou, wo er die Bilder der Sechzehn Luohan, die als Werke Guanxius galten, sah und begeistert eine Kopie in Auftrag gab. Er korrigierte die chinesische Transkription ihrer Sanskrit-Namen, änderte ihre Reihenfolge entsprechend den Vorgaben seines spirituellen Ratgebers Rölpai Dorje (1717–1786) und verfasste Lobgedichte auf sie.1764 ließ der Abt des Klosters die Malereien des Guanxiu auf einem Marmorstupa eingravieren zusammen mit den Lobgedichten und Korrekturen des Kaisers. 1770 ließ dieser eine Kopie des Stupas in Peking errichten. Beide Stupas sind bis heute erhalten; Abklatsche ihrer Gravuren waren bereits damals begehrte Sammlerobjekte. 1782 erhielt der Qianlong-Kaiser von einem Hofbeamten einen Stellschirm aus ‘zitan’-Holz zum Geschenk, der in Form von Jadeeinlagen die Sechzehn Luohan nach Guanxiu mit den kaiserlichen Lobgedichten und Aufschriften zeigt, vermutlich nach Abklatschen des Marmorstupas in Hangzhou gefertigt. (s. Luo Wenhua: “Screen Paintings of Guanxiu’s Sixteen Arhats in the Collection of the Palace Museum”, in Orientations, Sept. 2010, S. 104–110).

Provenienz
Aus einer europäischen Privatsammlung.
Collezione S. Bulgari, Roma (s. Etikett), vermutl. erworben in der Zeit zwischen 1881 und 1914.

Der griechische Goldschmied Sotirio Bulgari (gests. 1934), kam 1881 nach Rom, wo er mehrere Goldschmuck- und Antiquitätengeschäfte eröffnete. Sein 1905 etabliertes Hauptgeschäft, der “Old Couriosity Shop”, wandte sich vornehmlich an Kunden aus den USA und Großbritannien. Ab 1915 spezialisierte sich Bulgari ganz auf Schmuck. (s. A. Triossi: BVLGARI, 125 ans de magnificence Italienne, Grand Palais, Rom und Mailand 2010, S.20,30 u. 33). Den Lapislazuli-Stellschirm hatte er daher sehr wahrscheinlich zwischen 1881 und 1914 erworben und in Hinblick auf seine englischsprachigen Hauptkunden mit englischer Beschriftung ausstatten lassen.

Expertin: M.A. Angelika Borchert M.A. Angelika Borchert
+43-1-515 60-641

angelika.borchert@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Asiatische Kunst
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 03.06.2014 - 15:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 27.05. - 03.06.2014


** Kaufpreis exkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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