Lot Nr. 1021


Gordon Matta Clark


(New York 1943–1978)
Infraform, 1973, Milano, 4 C-Prints, auf Karton montiert, Unikat, jedes Foto 60,5 x 41 cm, jeweils auf der Rückseite zwei Aufkleber: Museum of Contemporary Art of Chicago sowie Museum van Hedendaagse Kunst (MUHKA), Antwerpen, gerahmt, (4), (EK)

Fotozertifikat des Künstlers mit der Archivnummer 056 (Milano 10/22/76), mit Stempel der Galleria Salvatore Ala, Mailand

Provenienz:
Galleria Salvatore Ala, Mailand, dort vom jetzigen Besitzer erworben
Privatsammlung, Italien

Ausgestellt:
Gordon Matta Clark-A retrospective (Wanderausstellung):
Chicago, Museum of Contemporary Art, 1986
Amsterdam, Stedelijk Museum
Mönchengladbach, Städtisches Museum;
Basel, Kunsthalle
Lyon/Villeurbanne,
Le Nouveau Musee Antwerpen,
Museum van Hedendaagse Kunst-MUHKA
Kalifornien, Long Beach Museum of Art
Pittsburgh, Carnegie-Mellon University Artt Gallery
New York, The Brooklyn Museum
Berkeley, University Art Museum;
Kanada, University of Regina, Mackenzie Art Gallery Montreal,
Musee d’Art Contemporain;
Ithaca, Cornell University, Herbert F. Johnson Museum

In den Sechziger- und Siebzigerjahren lockte die traditionelle Grand Tour durch Italien selbst die am meisten wandernden Avantgardisten der internationalen Kunstwelt an. Zu diesen Künstlern gehört Gordon Matta-Clark, „Anarchitekt“, bekannt geworden durch seine Arbeiten an baufälligen Gebäuden, an denen er durch Eingriffe mittels Flex, Säge und Meißel neue Formen erfand. Nach Abschluss des Studiums der Architektur mit ausgezeichnetem Erfolg an der Cornell University, wo zu jener Zeit das Studium der modernen Architekturtheorien in Mode kommt, verlässt Matta-Clark die traditionelle Architektur und wendet sich den Künsten zu: Anstatt neue Strukturen zu entwerfen, durchlöchert, spaltet und verändert er die bereits bestehenden, um neue Perspektiven zu erschaffen und verlassenen, im Verfall begriffenen Gebäuden ihre Würde und ihren Wert zurückzugeben. Die radikale Art seiner Interventionen erschwert es dem dreißigjährigen Künstler allerdings, geeignete Objekte und Sponsoren für seine Werke zu finden. Dies wird auch durch die Kurzlebigkeit seiner Arbeiten verkompliziert, deren Überleben lediglich durch Fotografien und Videos gesichert ist. Aber das Italien dieser Zeit bietet dem New Yorker Künstler die Gelegenheit, neue Projekte durchzuführen. Matta-Clark hat ein besonderes Verhältnis zu diesem Land, nicht zuletzt aufgrund familiärer Beziehungen. Sein Vater, der Surrealist Roberto Sebastián Matta, lebte lange in Italien (auf der Insel Panarea bzw. in Tarquinia) und hatte zwei italienische Lebensgefährtinnen; von einer stammt Gordons Halbbruder Pablo Echaurren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Gordon im Sommer des Jahres 1973 in Mailand niederlassen würde, um dort in einer geschlossenen Fabrik im Stadtteil Isola eine seiner typischen Interventionen mit dem Titel „Infraform“ vorzunehmen. „Er hat auf mich besonders entschlossen gewirkt“, erinnert sich Giorgio Colombo, Fotograf zeitgenössischer Kunst, der den amerikanischen Künstler dabei unterstützte, sein erstes mailändisches Werk zu dokumentieren. „Ich war immer über die Dimensionen seiner Interventionen und die technischen Herausforderungen erstaunt, mit denen er konfrontiert war: Er arbeitete oft ohne Genehmigung und auf schnelle, riskante Art, vor oder während des Abbruchs der Gebäude.“ Ein paar Jahre später reiste Gordon, der in der Zwischenzeit die Künstlervereinigung „Anarchitecture“ gegründet hatte, auf Einladung Salvatore Alas erneut nach Mailand. Der Galerist hatte Matta-Clark in New York kennen gelernt, wo er sich regelmäßig aufhielt, angezogen von der künstlerischen Kreativität, die sich im Stadtviertel Soho anhäufte und wovon der Architekt einer der wichtigsten Vertreter war. „Zu dieser Zeit reisten viele junge amerikanische Künstler nach Italien, in der Hoffnung, Anerkennung und Arbeit zu finden“, erinnert sich Ala. „Außer Matta-Clark kamen Dan Flavin, Richard Serra, Sol LeWitt, Joseph Kosuth, John Baldessari.“ „Italien“, so erinnert sich Jane Crawford, die Witwe des Künstlers, „hat Gordon sehr viel bedeutet und seine künstlerische Identität tiefgehend beeinflusst. Der politische Diskurs in Italien bestärkte ihn schließlich in seinem Wunsch, der Kunst eine soziale Dimension zu geben, und die Bewegung der Arte Povera inspirierte ihn, Recyclingmaterialien zu verwenden.“
(aus N. Scevola, The Italian Grand Tour, Casa Vogue, Oktober 2013)

Expertin: Mag. Eva Königseder Mag. Eva Königseder
+43-1-515 60-421

eva.koenigseder@dorotheum.at

21.05.2014 - 15:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Gordon Matta Clark


(New York 1943–1978)
Infraform, 1973, Milano, 4 C-Prints, auf Karton montiert, Unikat, jedes Foto 60,5 x 41 cm, jeweils auf der Rückseite zwei Aufkleber: Museum of Contemporary Art of Chicago sowie Museum van Hedendaagse Kunst (MUHKA), Antwerpen, gerahmt, (4), (EK)

Fotozertifikat des Künstlers mit der Archivnummer 056 (Milano 10/22/76), mit Stempel der Galleria Salvatore Ala, Mailand

Provenienz:
Galleria Salvatore Ala, Mailand, dort vom jetzigen Besitzer erworben
Privatsammlung, Italien

Ausgestellt:
Gordon Matta Clark-A retrospective (Wanderausstellung):
Chicago, Museum of Contemporary Art, 1986
Amsterdam, Stedelijk Museum
Mönchengladbach, Städtisches Museum;
Basel, Kunsthalle
Lyon/Villeurbanne,
Le Nouveau Musee Antwerpen,
Museum van Hedendaagse Kunst-MUHKA
Kalifornien, Long Beach Museum of Art
Pittsburgh, Carnegie-Mellon University Artt Gallery
New York, The Brooklyn Museum
Berkeley, University Art Museum;
Kanada, University of Regina, Mackenzie Art Gallery Montreal,
Musee d’Art Contemporain;
Ithaca, Cornell University, Herbert F. Johnson Museum

In den Sechziger- und Siebzigerjahren lockte die traditionelle Grand Tour durch Italien selbst die am meisten wandernden Avantgardisten der internationalen Kunstwelt an. Zu diesen Künstlern gehört Gordon Matta-Clark, „Anarchitekt“, bekannt geworden durch seine Arbeiten an baufälligen Gebäuden, an denen er durch Eingriffe mittels Flex, Säge und Meißel neue Formen erfand. Nach Abschluss des Studiums der Architektur mit ausgezeichnetem Erfolg an der Cornell University, wo zu jener Zeit das Studium der modernen Architekturtheorien in Mode kommt, verlässt Matta-Clark die traditionelle Architektur und wendet sich den Künsten zu: Anstatt neue Strukturen zu entwerfen, durchlöchert, spaltet und verändert er die bereits bestehenden, um neue Perspektiven zu erschaffen und verlassenen, im Verfall begriffenen Gebäuden ihre Würde und ihren Wert zurückzugeben. Die radikale Art seiner Interventionen erschwert es dem dreißigjährigen Künstler allerdings, geeignete Objekte und Sponsoren für seine Werke zu finden. Dies wird auch durch die Kurzlebigkeit seiner Arbeiten verkompliziert, deren Überleben lediglich durch Fotografien und Videos gesichert ist. Aber das Italien dieser Zeit bietet dem New Yorker Künstler die Gelegenheit, neue Projekte durchzuführen. Matta-Clark hat ein besonderes Verhältnis zu diesem Land, nicht zuletzt aufgrund familiärer Beziehungen. Sein Vater, der Surrealist Roberto Sebastián Matta, lebte lange in Italien (auf der Insel Panarea bzw. in Tarquinia) und hatte zwei italienische Lebensgefährtinnen; von einer stammt Gordons Halbbruder Pablo Echaurren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Gordon im Sommer des Jahres 1973 in Mailand niederlassen würde, um dort in einer geschlossenen Fabrik im Stadtteil Isola eine seiner typischen Interventionen mit dem Titel „Infraform“ vorzunehmen. „Er hat auf mich besonders entschlossen gewirkt“, erinnert sich Giorgio Colombo, Fotograf zeitgenössischer Kunst, der den amerikanischen Künstler dabei unterstützte, sein erstes mailändisches Werk zu dokumentieren. „Ich war immer über die Dimensionen seiner Interventionen und die technischen Herausforderungen erstaunt, mit denen er konfrontiert war: Er arbeitete oft ohne Genehmigung und auf schnelle, riskante Art, vor oder während des Abbruchs der Gebäude.“ Ein paar Jahre später reiste Gordon, der in der Zwischenzeit die Künstlervereinigung „Anarchitecture“ gegründet hatte, auf Einladung Salvatore Alas erneut nach Mailand. Der Galerist hatte Matta-Clark in New York kennen gelernt, wo er sich regelmäßig aufhielt, angezogen von der künstlerischen Kreativität, die sich im Stadtviertel Soho anhäufte und wovon der Architekt einer der wichtigsten Vertreter war. „Zu dieser Zeit reisten viele junge amerikanische Künstler nach Italien, in der Hoffnung, Anerkennung und Arbeit zu finden“, erinnert sich Ala. „Außer Matta-Clark kamen Dan Flavin, Richard Serra, Sol LeWitt, Joseph Kosuth, John Baldessari.“ „Italien“, so erinnert sich Jane Crawford, die Witwe des Künstlers, „hat Gordon sehr viel bedeutet und seine künstlerische Identität tiefgehend beeinflusst. Der politische Diskurs in Italien bestärkte ihn schließlich in seinem Wunsch, der Kunst eine soziale Dimension zu geben, und die Bewegung der Arte Povera inspirierte ihn, Recyclingmaterialien zu verwenden.“
(aus N. Scevola, The Italian Grand Tour, Casa Vogue, Oktober 2013)

Expertin: Mag. Eva Königseder Mag. Eva Königseder
+43-1-515 60-421

eva.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 2
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.05.2014 - 15:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 21.05.2014