Lot Nr. 562 #


Joos de Momper und Jan Brueghel II.


Joos de Momper und Jan Brueghel II. - Alte Meister

Joos de Momper (Antwerpen 1564–1635), und Jan Bureghel II. (Antwerpen 1601–1678)
Weite Flusslandschaft mit ziehenden Händlern und rastenden Wanderern vor einer Dorfkulisse,
Öl auf Leinwand, 73 x 106 cm, gerahmt

Wir danken Herrn Dr. Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit nach der Untersuchung des Originals. Ein ausführliches Gutachten liegt vor (Januar 2014).

Von einem leicht erhöhten Standpunkt, der jedoch, wie Dr. Ertz in seinem Gutachten anmerkt, bereits weit von der “Weltlandschaftsperspektive” der früheren flämischen Landschaften eines Pieter Brueghel oder Lucas Valkenborch entfernt ist, blickt der Betrachter in eine heitere, friedliche Szenerie. In einer weiten Landschaft bewegen sich Reisende verschiedenster Art auf einem Weg. Links erkennt man eine Abzweigung mit einer kleinen Kapelle. Brueghel stellt die Reisenden mit der für ihn charakteristischen technischen Finesse und feinen Beobachtung der Mitmenschen dar. Für den Betrachter sehr unterhaltsam, entwickelt er innerhalb der einzelnen Gruppen verschiedene Interaktionen, die beinahe genreartig wirken. Marktfrauen ruhen vor der Kapelle, ein beladenes Maultier wird angetrieben, vornehm gekleidete Reiter unterhalten sich mit einem zerlumpten Wanderer. Die Kombination von Landschaft und erzählerisch geschilderter Staffierung ist typisch für die Brueghel-Familie und macht den Reiz dieser Bilder aus.

Joos de Momper schuf das weite Panorama, in dem Brueghel das Reisegeschehen darstellte. Wie Dr. Ertz anmerkt, entspricht die Landschaft den besten Arbeiten seiner reifen Schaffensphase. Zur Beantwortung der Frage nach der Datierung des landschaftlichen Teils Mompers schreibt Ertz: “Hier sind zwei Stilelemente entscheidend, als da wären zum einen der ausgesprochen malerische Charakter des Momper’schen Anteiles als Folge des freien, lockeren Pinselstriches, der in der frühen und mittleren Schaffensphase nicht zu finden ist, zum anderen die neuartige Farbgebung [...] In späterer Zeit wird die Drei-Farben-Teilung von einem Zwei-Farbenplan abgelöst, in dem der Mittelgrund entweder dem Vorder- oder dem Hintergrund beigegeben wird. In dem zu begutachtenden Bild scheint der Hintergrund durch die hellen Gelbtöne links - die weitgehend das übliche Grün ersetzen - mit dem rechten blauen Hintergrund und dem sich über die gesamte Landschaft sich wölbenden hellen Blau des Himmels zu verschmelzen [...] Der breite Pinsel Mompers, der locker und frei über die Leinwand streift, die schlierigen Farbbahnen der Wege und der Himmelzone und die mit spitzem Pinsel fein aufgetragenen Konturen, die Weißhöhungen an den Baumkronen - all das sind charakteristische Merkmale des Landschaftsmalers Josse de Momper d. J., die typisch sind für all seine Bilder, nicht nur die in der späten Schaffenszeit entstandenen. In diese späte Zeit ‘passt’ ebenfalls die Staffage von Jan Brueghel d. J., die noch in Art und Stil des Vaters gemalt ist. Erst ab Mitte der 30er Jahre fängt Jan d. J. an, sich von seinem großen Vorbild zu entfernen und eigenständigere Kompositionen zu malen [...]”.

Ertz vergleicht das hier vorliegende Gemälde mit folgenden Gemeinschaftswerken von Joos de Momper und Jan Brueghel II.:
1. Sommerlandschaft mit Kornernte (Auktion Koller Zürich, 1978, Ende 1620er Jahre);
2. Rasthaus an der Landstraße (Privatbesitz, 1620er Jahre);
3. Weite Landschaft mit Dorfstraße (New York, Guttmann Galleries, Ende 1620er Jahre);
4. Weite Landschaft mit Mühle (Auktion Palais Galliera, Paris, 26. März 1973, Nr. 29, um 1620);
5. Weite hügelige Landschaft mit Pferdegruppe (Musée des Beaux-Arts, Nantes, um 1630)

Anhand dieser Vergleiche datiert Ertz das Gemälde in die späten 20er Jahre des 17. Jahrhunderts. In diesem Beispiel der Kollaboration Joos de Mompers mit Jan Brueghel II. gelang es beiden Künstlern, die Landschaftsauffassung des spätmanieristischen Panoramas mit einer den Zeitgenossen nahen, bereits in die Kunst der zweiten Jahrhunderthälfte weisenden Figurenmalerei anschaulich zu verbinden.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.04.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 154.770,-
Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 250.000,-

Joos de Momper und Jan Brueghel II.


Joos de Momper (Antwerpen 1564–1635), und Jan Bureghel II. (Antwerpen 1601–1678)
Weite Flusslandschaft mit ziehenden Händlern und rastenden Wanderern vor einer Dorfkulisse,
Öl auf Leinwand, 73 x 106 cm, gerahmt

Wir danken Herrn Dr. Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit nach der Untersuchung des Originals. Ein ausführliches Gutachten liegt vor (Januar 2014).

Von einem leicht erhöhten Standpunkt, der jedoch, wie Dr. Ertz in seinem Gutachten anmerkt, bereits weit von der “Weltlandschaftsperspektive” der früheren flämischen Landschaften eines Pieter Brueghel oder Lucas Valkenborch entfernt ist, blickt der Betrachter in eine heitere, friedliche Szenerie. In einer weiten Landschaft bewegen sich Reisende verschiedenster Art auf einem Weg. Links erkennt man eine Abzweigung mit einer kleinen Kapelle. Brueghel stellt die Reisenden mit der für ihn charakteristischen technischen Finesse und feinen Beobachtung der Mitmenschen dar. Für den Betrachter sehr unterhaltsam, entwickelt er innerhalb der einzelnen Gruppen verschiedene Interaktionen, die beinahe genreartig wirken. Marktfrauen ruhen vor der Kapelle, ein beladenes Maultier wird angetrieben, vornehm gekleidete Reiter unterhalten sich mit einem zerlumpten Wanderer. Die Kombination von Landschaft und erzählerisch geschilderter Staffierung ist typisch für die Brueghel-Familie und macht den Reiz dieser Bilder aus.

Joos de Momper schuf das weite Panorama, in dem Brueghel das Reisegeschehen darstellte. Wie Dr. Ertz anmerkt, entspricht die Landschaft den besten Arbeiten seiner reifen Schaffensphase. Zur Beantwortung der Frage nach der Datierung des landschaftlichen Teils Mompers schreibt Ertz: “Hier sind zwei Stilelemente entscheidend, als da wären zum einen der ausgesprochen malerische Charakter des Momper’schen Anteiles als Folge des freien, lockeren Pinselstriches, der in der frühen und mittleren Schaffensphase nicht zu finden ist, zum anderen die neuartige Farbgebung [...] In späterer Zeit wird die Drei-Farben-Teilung von einem Zwei-Farbenplan abgelöst, in dem der Mittelgrund entweder dem Vorder- oder dem Hintergrund beigegeben wird. In dem zu begutachtenden Bild scheint der Hintergrund durch die hellen Gelbtöne links - die weitgehend das übliche Grün ersetzen - mit dem rechten blauen Hintergrund und dem sich über die gesamte Landschaft sich wölbenden hellen Blau des Himmels zu verschmelzen [...] Der breite Pinsel Mompers, der locker und frei über die Leinwand streift, die schlierigen Farbbahnen der Wege und der Himmelzone und die mit spitzem Pinsel fein aufgetragenen Konturen, die Weißhöhungen an den Baumkronen - all das sind charakteristische Merkmale des Landschaftsmalers Josse de Momper d. J., die typisch sind für all seine Bilder, nicht nur die in der späten Schaffenszeit entstandenen. In diese späte Zeit ‘passt’ ebenfalls die Staffage von Jan Brueghel d. J., die noch in Art und Stil des Vaters gemalt ist. Erst ab Mitte der 30er Jahre fängt Jan d. J. an, sich von seinem großen Vorbild zu entfernen und eigenständigere Kompositionen zu malen [...]”.

Ertz vergleicht das hier vorliegende Gemälde mit folgenden Gemeinschaftswerken von Joos de Momper und Jan Brueghel II.:
1. Sommerlandschaft mit Kornernte (Auktion Koller Zürich, 1978, Ende 1620er Jahre);
2. Rasthaus an der Landstraße (Privatbesitz, 1620er Jahre);
3. Weite Landschaft mit Dorfstraße (New York, Guttmann Galleries, Ende 1620er Jahre);
4. Weite Landschaft mit Mühle (Auktion Palais Galliera, Paris, 26. März 1973, Nr. 29, um 1620);
5. Weite hügelige Landschaft mit Pferdegruppe (Musée des Beaux-Arts, Nantes, um 1630)

Anhand dieser Vergleiche datiert Ertz das Gemälde in die späten 20er Jahre des 17. Jahrhunderts. In diesem Beispiel der Kollaboration Joos de Mompers mit Jan Brueghel II. gelang es beiden Künstlern, die Landschaftsauffassung des spätmanieristischen Panoramas mit einer den Zeitgenossen nahen, bereits in die Kunst der zweiten Jahrhunderthälfte weisenden Figurenmalerei anschaulich zu verbinden.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 09.04.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!