Lot Nr. 502


Meister des Maulbronner Altars Umkreis


(tätig um 1440 in Schwaben, vielleicht Ulm)
Der heilige Blasius wird von den Jägern in seiner Einsiedelei entdeckt,
Öl auf Holz, 92 x 78 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

Wir danken Herrn Dr. Bernd Konrad für seine freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Bildes. Ein schriftliches Gutachten liegt vor.

Zur seltenen Ikonographie dieses Tafelbildes schreibt Konrad: “Blasius von Sebaste wird in Kappadokien zum Bischof geweiht, flieht aber aufgrund der Christenverfolgung durch Diokletian in den Wald, wo er in einer Felshöhle Wohnstatt nimmt. Hier heilt er viele Tiere, die in ihrem Zutrauen nun bei ihm bleiben. Die Jäger finden nun kein Wild mehr und dringen immer tiefer in den Wald, wo sie auf ihn stoßen und ihn gefangennehmen. Zurückgeführt zu Statthalter Agricola beginnt nun sein Martyrium, das mit seiner Enthauptung endet [...]”. Zum Bild schreibt Konrad: „Der Faltenwurf gibt den Übergang vom ‚weichen Stil‘ der Internationalen Gotik zwischen 1400 und 1420 und seiner beginnenden Verhärtung durch scharfe Knicke zu erkennen. Das Interesse an präziserer Landschaft ist erwacht, schlägt sich aber hier vorerst noch in den schematischen Felsenformen und in den pilzförmigen Bäumen bei stark aufsteigender Tiefenentwicklung nieder. Auch die Stadtansicht im Hintergrund mit ihren vielen spitzen Türmen ist ein Topos und nicht der tatsächlichen Erfahrung des Malers geschuldet. Recht gelungen ist indes die Wiedergabe der Pferde. Von Darstellungen herannahender Reiter werden viele Bildvorlagen kursiert haben”.

Zum Vergleich zieht Konrad ein auf 1432 datiertes Triptychon aus dem Zisterzienserkloster Maulbronn heran, das sich heute in der Stuttgarter Staatsgalerie befindet. Bruno Bushart publizierte diesen Altar 1957 (B. Bushart, Der Meister des Maulbronner Altars, in: Münchener Jahrbuch für Bildende Kunst 3, F. 8, 1957, S. 81–100). Die Werkstatt lokalisierte er in der Bodenseeregion. Konrad weiter: “Deutlich wird die Beziehung zwischen der Blasiustafel zu diesem Oeuvre (aus der Werkstatt des Meisters des Maulbronner Altars) in den der Überlieferung nach 1442 datierten Heiligendarstellungen des Stephanus und des Markus, die sich ebenfalls in der Staatsgalerie Stuttgart befinden. Hier steht der Evangelist Markus dem Blasius tatsächlich in Gesicht, Figur und Gewandverlauf am nächsten. Dort ist der Faltenwurf aber noch weicher. Möglich ist daher, dass es sich nicht direkt um ein später ausgeführtes Werk dieses Meisters handelt, sondern, dass es annähernd zeitgleich von der Hand eines anderen Malers dieser Region, mithin Schwaben oder Seeschwaben, entstanden ist. [...] Aufgrund der geringen Überlieferung von Bildern aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bezieht die Tafel einen zusätzlichen Wert”. Die sichtbare Vorzeichnung der Gesichter dieses Bildes dient als lebendige Handschrift des unbekannten Künstlers.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 25.000,-

Meister des Maulbronner Altars Umkreis


(tätig um 1440 in Schwaben, vielleicht Ulm)
Der heilige Blasius wird von den Jägern in seiner Einsiedelei entdeckt,
Öl auf Holz, 92 x 78 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

Wir danken Herrn Dr. Bernd Konrad für seine freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Bildes. Ein schriftliches Gutachten liegt vor.

Zur seltenen Ikonographie dieses Tafelbildes schreibt Konrad: “Blasius von Sebaste wird in Kappadokien zum Bischof geweiht, flieht aber aufgrund der Christenverfolgung durch Diokletian in den Wald, wo er in einer Felshöhle Wohnstatt nimmt. Hier heilt er viele Tiere, die in ihrem Zutrauen nun bei ihm bleiben. Die Jäger finden nun kein Wild mehr und dringen immer tiefer in den Wald, wo sie auf ihn stoßen und ihn gefangennehmen. Zurückgeführt zu Statthalter Agricola beginnt nun sein Martyrium, das mit seiner Enthauptung endet [...]”. Zum Bild schreibt Konrad: „Der Faltenwurf gibt den Übergang vom ‚weichen Stil‘ der Internationalen Gotik zwischen 1400 und 1420 und seiner beginnenden Verhärtung durch scharfe Knicke zu erkennen. Das Interesse an präziserer Landschaft ist erwacht, schlägt sich aber hier vorerst noch in den schematischen Felsenformen und in den pilzförmigen Bäumen bei stark aufsteigender Tiefenentwicklung nieder. Auch die Stadtansicht im Hintergrund mit ihren vielen spitzen Türmen ist ein Topos und nicht der tatsächlichen Erfahrung des Malers geschuldet. Recht gelungen ist indes die Wiedergabe der Pferde. Von Darstellungen herannahender Reiter werden viele Bildvorlagen kursiert haben”.

Zum Vergleich zieht Konrad ein auf 1432 datiertes Triptychon aus dem Zisterzienserkloster Maulbronn heran, das sich heute in der Stuttgarter Staatsgalerie befindet. Bruno Bushart publizierte diesen Altar 1957 (B. Bushart, Der Meister des Maulbronner Altars, in: Münchener Jahrbuch für Bildende Kunst 3, F. 8, 1957, S. 81–100). Die Werkstatt lokalisierte er in der Bodenseeregion. Konrad weiter: “Deutlich wird die Beziehung zwischen der Blasiustafel zu diesem Oeuvre (aus der Werkstatt des Meisters des Maulbronner Altars) in den der Überlieferung nach 1442 datierten Heiligendarstellungen des Stephanus und des Markus, die sich ebenfalls in der Staatsgalerie Stuttgart befinden. Hier steht der Evangelist Markus dem Blasius tatsächlich in Gesicht, Figur und Gewandverlauf am nächsten. Dort ist der Faltenwurf aber noch weicher. Möglich ist daher, dass es sich nicht direkt um ein später ausgeführtes Werk dieses Meisters handelt, sondern, dass es annähernd zeitgleich von der Hand eines anderen Malers dieser Region, mithin Schwaben oder Seeschwaben, entstanden ist. [...] Aufgrund der geringen Überlieferung von Bildern aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bezieht die Tafel einen zusätzlichen Wert”. Die sichtbare Vorzeichnung der Gesichter dieses Bildes dient als lebendige Handschrift des unbekannten Künstlers.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 09.04.2014

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!