Lot Nr. 204


Gotthard Graubner *


Gotthard Graubner * - Zeitgenössische Kunst I

(Erlbach, Vogtland, 1930–2013 Neuss, Nordrhein-Westfalen)
Ohne Titel, 1968, rückseitig signiert, datiert Gotth Graubner 1968, Öl auf Perlon über Schaumstoff auf Leinwand, 89,5 x 70 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland – im Kunsthaus Lempertz erworben
Köln, 5. Dezember 2001, Lot 772

Wir danken dem Nachlass Gotthard Graubner für die freundliche Unterstützung.

„Meine Bilder sind Spiegel des Lichts. Quellen und Filter, sind Trampoline des Lichts. Das Licht wird von der gespannten Haut der Bilder zurückgeworfen, es dringt unter die Haut, weckt die Farben, sättigt sich an ihnen, füllt die Hohlräume und läßt den Puls der Farben durch die Haut nach außen dringen.“ Gotthard Graubner, „Zauber des Lichts“, Recklinghausen 1967

„Farbe wird erfahrbar durch ihre Nuance“, schreibt Gotthard Graubner 1969 in seinen Reflexionen über die Malerei. Für ihn ist der Lichtwert einer betont materiell verkörperten Farbe von größter Bedeutung und nicht die Brechung des realen Lichts an dinglichen Oberflächen. Mit seinem „Farbzeichnen“ erlangte Gotthard Graubner früh Aufmerksamkeit und stellte gemeinsam mit den ZERO-Künstlern aus. (Katharina Schmidt in: Gotthard Graubner, Farblicht, Ausstellungskatalog Kestern Gesellschaft Hannover, 2003, S. 14)
Jenseits der Gegenständlichkeit hält Graubner an der Beziehung Grund-Figur fest und setzt schwebend-abstrakte Farbformen vor monochrome Untergründe, von denen sie sich nur in Nuancen unterscheiden –Schwerelosigkeit und Stille scheinen diese Arbeiten zu dominieren. Die Malerei betrachtet Graubner von Anfang an als Farborganismus, er schafft aus dem Material heraus und folgt dabei der Polarität von kalten und warmen Werten. Aus dem instrumentellen Gebrauch des Schaumstoffs wird eine Bildform, die das Werkzeug zum Werk macht. Der Raum den Gotthard Graubner mit seinen Bildobjekten entstehen läßt, ist alles andere als Raumillusuion. In eine rechteckige Rahmung wird die Farbfläche eingespannt und bildet damit das Feld der Diffusion, die je nach der Stärke des Schaumstoffs und der Stärke der Spannung des Gazestoffes stark variiert. Bläht sich die Fläche zum „Kissen“, wird der Farbleib selbst zum Objekt, das mit dem Gazeschleier überspannt, unterschiedlichste Reflexionen hervorbringt.
Die opaken Arbeiten aus der Zeit um 1968 zählen zu Graubners experimentellen Nebelräumen. Der Betrachter tritt in einen undurchdringlichen opaken Aggregatszustand ein, der durch die Überspannung mit Perlon in diesem Werk noch betont wird, er befindet sich faktisch im Werk und wird von der Stofflichkeit des Bildes eingehüllt, die seinen Augensinn wie ein Gemälde des Realismus beschäftigt, ohne sich als Nebel zu verkörpern oder zu konkretisieren. Die Bildkörper lösen sich aus dem malerischen Kontext heraus, sie werden zu ästethischen Objekten, die die Zweidimensionalität zugunsten einer Skulpturalität aufgeben und eine Analogie zur Körpererfahrung des Betrachters bilden. (Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995)
Die opaken Zonen um die Wölbung des Schaumstoffs reflektieren das einfallende Licht stärker, als die Randzonen, die je nach wechselnder Tiefe der überspannten Hohlräume das Licht speichern und nur verzögert abgeben – die „Bilder sind Spiegel des Lichts. Quellen und Filter, sie sind Trampoline des Lichts“.

22.11.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Gotthard Graubner *


(Erlbach, Vogtland, 1930–2013 Neuss, Nordrhein-Westfalen)
Ohne Titel, 1968, rückseitig signiert, datiert Gotth Graubner 1968, Öl auf Perlon über Schaumstoff auf Leinwand, 89,5 x 70 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland – im Kunsthaus Lempertz erworben
Köln, 5. Dezember 2001, Lot 772

Wir danken dem Nachlass Gotthard Graubner für die freundliche Unterstützung.

„Meine Bilder sind Spiegel des Lichts. Quellen und Filter, sind Trampoline des Lichts. Das Licht wird von der gespannten Haut der Bilder zurückgeworfen, es dringt unter die Haut, weckt die Farben, sättigt sich an ihnen, füllt die Hohlräume und läßt den Puls der Farben durch die Haut nach außen dringen.“ Gotthard Graubner, „Zauber des Lichts“, Recklinghausen 1967

„Farbe wird erfahrbar durch ihre Nuance“, schreibt Gotthard Graubner 1969 in seinen Reflexionen über die Malerei. Für ihn ist der Lichtwert einer betont materiell verkörperten Farbe von größter Bedeutung und nicht die Brechung des realen Lichts an dinglichen Oberflächen. Mit seinem „Farbzeichnen“ erlangte Gotthard Graubner früh Aufmerksamkeit und stellte gemeinsam mit den ZERO-Künstlern aus. (Katharina Schmidt in: Gotthard Graubner, Farblicht, Ausstellungskatalog Kestern Gesellschaft Hannover, 2003, S. 14)
Jenseits der Gegenständlichkeit hält Graubner an der Beziehung Grund-Figur fest und setzt schwebend-abstrakte Farbformen vor monochrome Untergründe, von denen sie sich nur in Nuancen unterscheiden –Schwerelosigkeit und Stille scheinen diese Arbeiten zu dominieren. Die Malerei betrachtet Graubner von Anfang an als Farborganismus, er schafft aus dem Material heraus und folgt dabei der Polarität von kalten und warmen Werten. Aus dem instrumentellen Gebrauch des Schaumstoffs wird eine Bildform, die das Werkzeug zum Werk macht. Der Raum den Gotthard Graubner mit seinen Bildobjekten entstehen läßt, ist alles andere als Raumillusuion. In eine rechteckige Rahmung wird die Farbfläche eingespannt und bildet damit das Feld der Diffusion, die je nach der Stärke des Schaumstoffs und der Stärke der Spannung des Gazestoffes stark variiert. Bläht sich die Fläche zum „Kissen“, wird der Farbleib selbst zum Objekt, das mit dem Gazeschleier überspannt, unterschiedlichste Reflexionen hervorbringt.
Die opaken Arbeiten aus der Zeit um 1968 zählen zu Graubners experimentellen Nebelräumen. Der Betrachter tritt in einen undurchdringlichen opaken Aggregatszustand ein, der durch die Überspannung mit Perlon in diesem Werk noch betont wird, er befindet sich faktisch im Werk und wird von der Stofflichkeit des Bildes eingehüllt, die seinen Augensinn wie ein Gemälde des Realismus beschäftigt, ohne sich als Nebel zu verkörpern oder zu konkretisieren. Die Bildkörper lösen sich aus dem malerischen Kontext heraus, sie werden zu ästethischen Objekten, die die Zweidimensionalität zugunsten einer Skulpturalität aufgeben und eine Analogie zur Körpererfahrung des Betrachters bilden. (Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995)
Die opaken Zonen um die Wölbung des Schaumstoffs reflektieren das einfallende Licht stärker, als die Randzonen, die je nach wechselnder Tiefe der überspannten Hohlräume das Licht speichern und nur verzögert abgeben – die „Bilder sind Spiegel des Lichts. Quellen und Filter, sie sind Trampoline des Lichts“.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.11.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.11. - 21.11.2017

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!