(Linz 1894–1926) Vögel im Wind, um 1925, Öl auf Karton, 25 x 28 cm, gerahmt, (K)

Die Authentizität dieses Werkes wurde anhand eines Fotos von Dr. Elisabeth Nowak-Thaller, Lentos, Linz bestätigt.

Provenienz: Privatbesitz, Salzburg

Aus dem Tagebuch Klemens Brosch, geschrieben in der Oberösterreischischen Landes-Irrenanstalt Niedernhart-Linz 10. Juni 25.
Das Warten war nicht notwendig. Denn gestern, wie ich mit dem Alten ausgehe, gegne ich Hansi -im Vortrakt des Irrenhauses... Jetzt ausreißen beide? Auf der Stelle? Nein. Auf der Tramway. Abfallweises Abspringen nach Anfahrt. Für glattes Gelingen stehe ich. Auch für glatten Kurzschluß und Fernwanderung in der Sternennacht... Gestern erfolgte der Rückschlag auf die Kurpfuscherisch ausgeübte Schmach vom vergangenen Sonntag... und ich träume abschließend: Sie machen aus Männern hier Schafe, aber zuweilen geht einer ihnen durch die Maschen. Dies sind Kerle, welche nicht in Fangeisen gehen. Sie fürchten keine Zwangsjacken, noch Gitter-bette, Paraldehyd u. a. -hyos verweigern sie. Sie halten Hunger gut aus. Sie wehren sich gut, beißen z. B. und selbst in diesen Aufgaben der Muskeln und Sehnen steckt das Werk überraschender und mit Wildheit arbeitender Ideen. Wegen ihrer geistigen Waffen sind sie gefürchtet und was ein anderer oft nicht einmal auf dem Umwege durch die Jacke erlangt, erreichen sie oft durch eine einzige, zum Hohn ansetzende Geste ihres scharf geschliffenen Mundwerks. Und sollte auch einer einmal körperlich nicht so eilig und die Augen bleiben stets lebendig. Es sind ganz eigentümliche Augen. Wie die Augen von Wölfen. Wir haben jetzt vier Leute herinnen mit solchen Augen und es sind gerade die, denen nichts anzuhaben ist; welche-wie ich erst sagte - durch die Maschen gehen. Vielleicht sind sie einmal als Wölfe herumgelaufen. Sicheres weiß man nicht.

Beide Texte in:
Elisabeth Nowak-Thaller, Ritter Verlag, 1991