Igor Mitoraj *
![Igor Mitoraj * - Zeitgenössische Kunst - Teil I Igor Mitoraj * - Zeitgenössische Kunst - Teil I](/fileadmin/lot-images/38M131127/normal/igor-mitoraj-4199012.jpg)
(Oederan, 1944 geb. - polnischer Abstammung, lebt und arbeitet in Frankreich und Italien) Visita a Piero, 1990, Bronze patiniert, signiert Mitoraj, eines von 3 Exemplaren, 113 x 70 x 35 cm, (PP)
Provenienz: Galerie JGM, Paris
Privatsammlung, Italien
Ausstellung: Paris, Galerie JGM, Mitoraj - Têtes 1980 – 1990, April - Mai 1991, Ausst.- Kat. mit Abb. auf dem Buchdeckel sowie auf einer Innenseite (unpaginierter Katalog)
Immer wieder ein Kopf, zugleich düster, zeitlos, schwermütig, ruiniert, verhängnisvoll. Immer wieder ein nach Innen hin gewandtes Gesicht, eine Maske der Innerlichkeit, seine Augen, offen oder geschlossen, introspektiv, immer ohne Qual, eine unheimliche Mischung aus Stille und Frieden, wie D. W. Winnicott den heiligen Kern des Selbst bezeichnet. Wir stehen vor einem Geheimnis, dem reinen Schweigen des Seins. Zwei Dinge fallen ein: der Kopf ist Fragment und Tiefe –Fragment und Tiefe in dialektischer Beziehung. Theodor Adornos Ansatz, dem zu Folge die Kunst höchsten Ranges über die Totalität hinaus nach einem Zustand der Fragmentierung strebt und Samuel Becketts Gedanke, nach dem “die einzig mögliche geistige Entwicklung ist in der Tiefe” ist, laufen in Mitorajs Köpfen zusammen. Sie sind rätselhafte Geistesfragmente, in einer Begräbnisstätte uralten Bewusstseins gefunden, gewissermaßen archäologische Importe, kollektive Archetypen, aber auch unheimliche Personen. Griechisch-römisch mit einem altägyptischen Einschlag? Es sei nur darauf hingewiesen, dass diese Köpfe den Aufgang selbstbewusster Menschlichkeit signalisieren—und auch deren Untergang, wie ihr verletzter Zustand suggeriert. Wenn der Mensch, wie Foucault andeutet, ein leerer Begriff sein wird, weggewaschen wie ein Zeichen im Sand, werden diese ahistorischen Köpfe bleiben, und zwar wie Trophäen, die uns daran erinnern, was einst war und noch einmal sein könnte. Dies gehört offenkundig zu Mitorajs stärkstem, intensivstem Werk. (Donald Kuspit)
Expertin: Mag. Patricia Pálffy
Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386
patricia.palffy@dorotheum.at
27.11.2013 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-
Igor Mitoraj *
(Oederan, 1944 geb. - polnischer Abstammung, lebt und arbeitet in Frankreich und Italien) Visita a Piero, 1990, Bronze patiniert, signiert Mitoraj, eines von 3 Exemplaren, 113 x 70 x 35 cm, (PP)
Provenienz: Galerie JGM, Paris
Privatsammlung, Italien
Ausstellung: Paris, Galerie JGM, Mitoraj - Têtes 1980 – 1990, April - Mai 1991, Ausst.- Kat. mit Abb. auf dem Buchdeckel sowie auf einer Innenseite (unpaginierter Katalog)
Immer wieder ein Kopf, zugleich düster, zeitlos, schwermütig, ruiniert, verhängnisvoll. Immer wieder ein nach Innen hin gewandtes Gesicht, eine Maske der Innerlichkeit, seine Augen, offen oder geschlossen, introspektiv, immer ohne Qual, eine unheimliche Mischung aus Stille und Frieden, wie D. W. Winnicott den heiligen Kern des Selbst bezeichnet. Wir stehen vor einem Geheimnis, dem reinen Schweigen des Seins. Zwei Dinge fallen ein: der Kopf ist Fragment und Tiefe –Fragment und Tiefe in dialektischer Beziehung. Theodor Adornos Ansatz, dem zu Folge die Kunst höchsten Ranges über die Totalität hinaus nach einem Zustand der Fragmentierung strebt und Samuel Becketts Gedanke, nach dem “die einzig mögliche geistige Entwicklung ist in der Tiefe” ist, laufen in Mitorajs Köpfen zusammen. Sie sind rätselhafte Geistesfragmente, in einer Begräbnisstätte uralten Bewusstseins gefunden, gewissermaßen archäologische Importe, kollektive Archetypen, aber auch unheimliche Personen. Griechisch-römisch mit einem altägyptischen Einschlag? Es sei nur darauf hingewiesen, dass diese Köpfe den Aufgang selbstbewusster Menschlichkeit signalisieren—und auch deren Untergang, wie ihr verletzter Zustand suggeriert. Wenn der Mensch, wie Foucault andeutet, ein leerer Begriff sein wird, weggewaschen wie ein Zeichen im Sand, werden diese ahistorischen Köpfe bleiben, und zwar wie Trophäen, die uns daran erinnern, was einst war und noch einmal sein könnte. Dies gehört offenkundig zu Mitorajs stärkstem, intensivstem Werk. (Donald Kuspit)
Expertin: Mag. Patricia Pálffy
Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386
patricia.palffy@dorotheum.at
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at +43 1 515 60 200 |
Auktion: | Zeitgenössische Kunst - Teil I |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 27.11.2013 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 16.11. - 27.11.2013 |