(Graz 1959 geb.) Ohne Titel, auf der Rückseite signiert, datiert Brandl 2001, Öl auf Leinwand, 190 x 160 cm, auf Metallkeilrahmen, (K)

Provenienz: Privatbesitz, Tirol

Zu Herbert Brandls malerischer Praxis gehört eine dauernde Verschiebung der Verhältnisse von Körperlichkeit und Visualität, von Bild und Malerei in verschiedenen Richtungen. Es gibt Bergbilder, in denen die Eigenständigkeit der Malerei in einem solchen Maße überhand nimmt, dass kaum noch ein Berg zu erkennen ist, während manche Bilder dem photographischen Vorbild weitgehend angenähert werden. Bilder aus dem Jahr 2000, die Herbert Brandl kurz vor Beginn der Reihe der Bergbilder gemalt hatte, Malereien, in der die ganze Bildfläche zugemalt ist, könnten als Ausschnitte aus solchen späteren Bildern betrachtet, oder diese könnten als figurative Konkretisierungen früherer Malereien angeschaut werden. Verschiebungen vollziehen sich auf einer Achse, deren eines Ende mit Abstraktion, deren anderes Ende mit photographischer Malerei bezeichnet werden könnten. Es gibt keine scharfe Trennung, sondern fließende Übergänge. Zu Herbert Brandls Konzeption der Malerei gehört es, die widersprüchlichen Positionen zu berühren, die zentral sind für den Mythos der Moderne, ohne seine Malerei ihnen gegenüber festzulegen. Die Malerei ist ein schwankendes Feld.

Ulrich Loock, aus:
Die fernen Berge und Malerei wie eine Wand, Herbert Brandl, Neue Galerie Graz, 2002