Lot Nr. 930


Franz West *


Franz West * - Zeitgenössische Kunst - Teil I

(Wien 1947–2012) Ohne Titel, Ende der 80er Jahre, Papiermaché, Farbe, 37 x 40 x 44 cm, (K)

Wurde von Herbert Brandl bemalt.

Registriert: Franz West Privatstiftung Archiv, Wien

Provenienz: Privatbesitz Wien - direkt vom Künstler

Brief an Harald Szeemann ca. 1986
Geehrter Herr Szeemann,

weil Sie ja sagten, ich möge Ihnen nochmals mitteilen, was ich Ihnen neulich betreffs meiner Skulpturen bzw. Reliefs sagte, nämlich dass ich nach deren Fertigstellung meist in ihnen Formen (die ja zusammen wieder Motive ergeben) aus Bildern oder Skulpturen (meist Brunnen) alter oder zeitgenössischer Maler oder Bildhauer (z. B. von Daumier, Warhol, aber auch Bernini oder dem “Navicolo”), die mir wahrscheinlich besonderen Eindruck machten, sehe, dies aber detailliert, nämlich woran mich die jeweilige Arbeit erinnert, wahrscheinlich nicht bekanntgeben will, um den Charakter eines räumlichen “Rebus” (Bildrätsels) zu meiden, sei’s hiermit getan...
Vielen Gruß, F. West
Franz West schrieb, Texte von 1975 – 2010 Verlag der Buchhandlung Walther König, 2005

Franz West oder: ein Barock der Seele und des Geistes in getrockneten Fragmenten Harald Szeemann

Seit drei Jahren konnte man auf mehreren internationalen Ausstellungen seltsamen Skulpturenwesen begegnen, oft aus einem Holz- oder Stahlgerüst unter Benutzung eines Ofenrohrs oder sogar eines Bettesals Verstärkung geformt, das Ganze von einer groben, verletzten und schrundigen Kruste aus Papiermaché bedeckt, die bereits eingefärbt ist oder nach der “Modellierung” bemalt wurde:
dieses Universum von Formen, die auf dem Boden und auf Sockeln plaziert oder manchmal auf einem Eisenstab mit Fuß montiert sind, wie um die Instabilität des “Gebildes” zu betonen, widersetzt sich den gebräuchlichen Begriffen von “Skulptur” oder “Plastik”. Die ”Gebilde” sind nicht das endgültige Resultat eines langen skulpturalen Prozesses; es sind vielmehr Zustände, erstarrte Gesten im Ablauf dieses Prozesses. Diese Zustände können die unterschiedlichsten Formen annehmen: sie können “unförmige Klumpen” sein, vage an einen Fahrradsessel erinnern oder auch an Kanonen, deren Seite geöffnet, weggerissen wurde, an einen Spitzhut wie den des Zauberers Merlin, an einen tausendjährigen Helm, der soeben ausgegraben wurde, an einen unvorstellbaren farbigen Knochen. Aber als Zustände verweigern sie sich einer präzisen Benennung und jeder Etikettierung. Sie sind von einer zerbrechlichen Erscheinung und zugleich sehr präsent, diese getrockneten Fragmente eines- wie man hinzufügen möchte, österreichischen - Barocks der Seele und des Geistes. Franz West, In & Out, Museum für Neue Kunst, Karlsruhe, Hatje Cantz, 2000

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

27.11.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 140.000,- bis EUR 160.000,-

Franz West *


(Wien 1947–2012) Ohne Titel, Ende der 80er Jahre, Papiermaché, Farbe, 37 x 40 x 44 cm, (K)

Wurde von Herbert Brandl bemalt.

Registriert: Franz West Privatstiftung Archiv, Wien

Provenienz: Privatbesitz Wien - direkt vom Künstler

Brief an Harald Szeemann ca. 1986
Geehrter Herr Szeemann,

weil Sie ja sagten, ich möge Ihnen nochmals mitteilen, was ich Ihnen neulich betreffs meiner Skulpturen bzw. Reliefs sagte, nämlich dass ich nach deren Fertigstellung meist in ihnen Formen (die ja zusammen wieder Motive ergeben) aus Bildern oder Skulpturen (meist Brunnen) alter oder zeitgenössischer Maler oder Bildhauer (z. B. von Daumier, Warhol, aber auch Bernini oder dem “Navicolo”), die mir wahrscheinlich besonderen Eindruck machten, sehe, dies aber detailliert, nämlich woran mich die jeweilige Arbeit erinnert, wahrscheinlich nicht bekanntgeben will, um den Charakter eines räumlichen “Rebus” (Bildrätsels) zu meiden, sei’s hiermit getan...
Vielen Gruß, F. West
Franz West schrieb, Texte von 1975 – 2010 Verlag der Buchhandlung Walther König, 2005

Franz West oder: ein Barock der Seele und des Geistes in getrockneten Fragmenten Harald Szeemann

Seit drei Jahren konnte man auf mehreren internationalen Ausstellungen seltsamen Skulpturenwesen begegnen, oft aus einem Holz- oder Stahlgerüst unter Benutzung eines Ofenrohrs oder sogar eines Bettesals Verstärkung geformt, das Ganze von einer groben, verletzten und schrundigen Kruste aus Papiermaché bedeckt, die bereits eingefärbt ist oder nach der “Modellierung” bemalt wurde:
dieses Universum von Formen, die auf dem Boden und auf Sockeln plaziert oder manchmal auf einem Eisenstab mit Fuß montiert sind, wie um die Instabilität des “Gebildes” zu betonen, widersetzt sich den gebräuchlichen Begriffen von “Skulptur” oder “Plastik”. Die ”Gebilde” sind nicht das endgültige Resultat eines langen skulpturalen Prozesses; es sind vielmehr Zustände, erstarrte Gesten im Ablauf dieses Prozesses. Diese Zustände können die unterschiedlichsten Formen annehmen: sie können “unförmige Klumpen” sein, vage an einen Fahrradsessel erinnern oder auch an Kanonen, deren Seite geöffnet, weggerissen wurde, an einen Spitzhut wie den des Zauberers Merlin, an einen tausendjährigen Helm, der soeben ausgegraben wurde, an einen unvorstellbaren farbigen Knochen. Aber als Zustände verweigern sie sich einer präzisen Benennung und jeder Etikettierung. Sie sind von einer zerbrechlichen Erscheinung und zugleich sehr präsent, diese getrockneten Fragmente eines- wie man hinzufügen möchte, österreichischen - Barocks der Seele und des Geistes. Franz West, In & Out, Museum für Neue Kunst, Karlsruhe, Hatje Cantz, 2000

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst - Teil I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.11.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 16.11. - 27.11.2013

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