Lot Nr. 750


Cesare Dandini


Cesare Dandini - Alte Meister

(Florenz 1596–1657)
Bildnis der Vittoria della Rovere – Allegorie des Großmuts,
Öl auf Leinwand, 87,5 x 71,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Amerikanische Sammlung

Wir danken Dr. Francesca Baldassari, die das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk Dandinis identifiziert hat. Ein Bericht Baldassaris liegt bei.

Als Allegorie des Großmuts ist das vorliegende Gemälde eine interessante Mischung zwischen Porträt und moralischer Botschaft. Es zeigt die Großherzogin, deren Gesichtszüge uns aus den Gemälden zahlreicher Florentiner Künstlern des 17. Jahrhunderts vertraut sind, von Juwelen und irdischen Reichtümern umgeben, darunter die großherzogliche Krone. Im Vordergrund hält ein Putto dem Betrachter ein Spruchband mit folgender Aufschrift entgegen: NON LASSAR LA MAGNANIMA TUA IMPRESA – „Lass dich nicht von deinem Großmut abhalten“. Es handelt sich um ein Zitat aus der letzten Zeile des siebten Verses von Petrarcas Canzoniere. Die moralisierende Bildaussage, die man auf den ersten Blick als Kritik an der Herrscherin missverstehen könnte, geht dahin, dass die Großherzogin allen irdischen Reichtümern entsagt, um nicht von den wichtigeren Aufgaben ihrer Regentschaft abgelenkt zu werden. Thema ist also die Verkörperung der Tugend des Großmuts, sodass es sich bei dem Porträt, das man allgemein auch als Vanitas-Allegorie deuten mag, um einen ungewöhnlichen und intellektuell anspruchsvollen Auftrag handelt. Vittoria della Rovere war eine der erfolgreichsten der erstaunlich großen Zahl von Regentinnen europäischer Fürstentümer des 17. Jahrhunderts. Sie erfreute sich großer Beliebtheit und galt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als weise Herrscherin des Großherzogtums Toskana, das unter ihrer Regentschaft wieder zu einem wichtigen Kunstzentrum wurde.

Sie war das einzige Kind von Federico Ubaldo della Rovere, dem Sohn des damals amtierenden Herzogs von Urbino, Francesco Maria. Als sie noch ein Kind war, ging man davon aus, dass sie von ihrem Großvater das Herzogtum von Urbino erben würde, doch Papst Urban VIII. überredete Francesco Maria, es an das Papsttum abzutreten. Sie erhielt die ihr aufgrund ihrer Abstammung zustehenden Besitztümer, die Herzogtümer von Rovere und Montefeltro, sowie eine Kunstsammlung, die ihr 1631 im Alter von neun Jahren zufiel. 1623, als sie erst ein Jahr alt war, wurde sie ihrem Medici-Cousin ersten Grades, Ferdinand II., dem Großherzog der Toskana, versprochen. Auf Beitreiben ihrer Mutter aus dem Geschlecht der Medici wurde sie nach Florenz geschickt, um am toskanischen Hof erzogen zu werden. Ihr Erbe war Teil ihrer Mitgift, sodass die reichen Kunstsammlungen ihrer Familie, die sich heute in den Uffizien und im Palazzo Pitti befinden, ins Eigentum des Großherzogtums Toskana übergingen. Die Ehe, die 1633 geschlossen wurde, war nie eine glückliche, obwohl aus ihr zahlreiche Kinder hervorgingen. Das Paar entschloss sich, über viele Jahre hindurch getrennt zu leben. Ferdinand starb 1670; ihm folgte Cosimo III. nach. Dank des Einflusses der Mutter auf ihren Sohn übertrug der neue Großherzog ihr die täglichen Verwaltungsaufgaben für die Toskana. Somit wurde Vittoria della Rovere auch formell in den Staatsrat aufgenommen und regierte über den langen Zeitraum von fast 20 Jahren.

Baldassari datiert das vorliegende Gemälde in die Spätzeit Dandinis um Mitte der 1650er-Jahre: „Caratteristiche proprie della fase finale dell’artista sono la pastosità degli incarnati, l’esuberanza dei panneggi e la gamma cromatica brillante ed intensa: dall’azzurro del manto e dei nastri di seta tra i capelli, al giallo dorato della veste, al bianco delle maniche e del decolté. Il putto in primo piano è gemello di quelli dipinti da Dandini nella pala del Beato Signorini conservata nella chiesa dell’Umiltà di Pistoia, verosimilmente databile all’inizio degli anni Cinquanta. La protagonista trova contatti stringenti con la figura femminile raffigurata all’estrema destra nel Miracolo della sorgente d’acqua di collezione privata veneziana e con la Cleopatra passata di recente presso Dorotheum a Vienna (12-10-2011, n. 455); tele entrambe riconducibili all’inizio del sesto decennio.“

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

15.10.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Cesare Dandini


(Florenz 1596–1657)
Bildnis der Vittoria della Rovere – Allegorie des Großmuts,
Öl auf Leinwand, 87,5 x 71,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Amerikanische Sammlung

Wir danken Dr. Francesca Baldassari, die das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk Dandinis identifiziert hat. Ein Bericht Baldassaris liegt bei.

Als Allegorie des Großmuts ist das vorliegende Gemälde eine interessante Mischung zwischen Porträt und moralischer Botschaft. Es zeigt die Großherzogin, deren Gesichtszüge uns aus den Gemälden zahlreicher Florentiner Künstlern des 17. Jahrhunderts vertraut sind, von Juwelen und irdischen Reichtümern umgeben, darunter die großherzogliche Krone. Im Vordergrund hält ein Putto dem Betrachter ein Spruchband mit folgender Aufschrift entgegen: NON LASSAR LA MAGNANIMA TUA IMPRESA – „Lass dich nicht von deinem Großmut abhalten“. Es handelt sich um ein Zitat aus der letzten Zeile des siebten Verses von Petrarcas Canzoniere. Die moralisierende Bildaussage, die man auf den ersten Blick als Kritik an der Herrscherin missverstehen könnte, geht dahin, dass die Großherzogin allen irdischen Reichtümern entsagt, um nicht von den wichtigeren Aufgaben ihrer Regentschaft abgelenkt zu werden. Thema ist also die Verkörperung der Tugend des Großmuts, sodass es sich bei dem Porträt, das man allgemein auch als Vanitas-Allegorie deuten mag, um einen ungewöhnlichen und intellektuell anspruchsvollen Auftrag handelt. Vittoria della Rovere war eine der erfolgreichsten der erstaunlich großen Zahl von Regentinnen europäischer Fürstentümer des 17. Jahrhunderts. Sie erfreute sich großer Beliebtheit und galt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als weise Herrscherin des Großherzogtums Toskana, das unter ihrer Regentschaft wieder zu einem wichtigen Kunstzentrum wurde.

Sie war das einzige Kind von Federico Ubaldo della Rovere, dem Sohn des damals amtierenden Herzogs von Urbino, Francesco Maria. Als sie noch ein Kind war, ging man davon aus, dass sie von ihrem Großvater das Herzogtum von Urbino erben würde, doch Papst Urban VIII. überredete Francesco Maria, es an das Papsttum abzutreten. Sie erhielt die ihr aufgrund ihrer Abstammung zustehenden Besitztümer, die Herzogtümer von Rovere und Montefeltro, sowie eine Kunstsammlung, die ihr 1631 im Alter von neun Jahren zufiel. 1623, als sie erst ein Jahr alt war, wurde sie ihrem Medici-Cousin ersten Grades, Ferdinand II., dem Großherzog der Toskana, versprochen. Auf Beitreiben ihrer Mutter aus dem Geschlecht der Medici wurde sie nach Florenz geschickt, um am toskanischen Hof erzogen zu werden. Ihr Erbe war Teil ihrer Mitgift, sodass die reichen Kunstsammlungen ihrer Familie, die sich heute in den Uffizien und im Palazzo Pitti befinden, ins Eigentum des Großherzogtums Toskana übergingen. Die Ehe, die 1633 geschlossen wurde, war nie eine glückliche, obwohl aus ihr zahlreiche Kinder hervorgingen. Das Paar entschloss sich, über viele Jahre hindurch getrennt zu leben. Ferdinand starb 1670; ihm folgte Cosimo III. nach. Dank des Einflusses der Mutter auf ihren Sohn übertrug der neue Großherzog ihr die täglichen Verwaltungsaufgaben für die Toskana. Somit wurde Vittoria della Rovere auch formell in den Staatsrat aufgenommen und regierte über den langen Zeitraum von fast 20 Jahren.

Baldassari datiert das vorliegende Gemälde in die Spätzeit Dandinis um Mitte der 1650er-Jahre: „Caratteristiche proprie della fase finale dell’artista sono la pastosità degli incarnati, l’esuberanza dei panneggi e la gamma cromatica brillante ed intensa: dall’azzurro del manto e dei nastri di seta tra i capelli, al giallo dorato della veste, al bianco delle maniche e del decolté. Il putto in primo piano è gemello di quelli dipinti da Dandini nella pala del Beato Signorini conservata nella chiesa dell’Umiltà di Pistoia, verosimilmente databile all’inizio degli anni Cinquanta. La protagonista trova contatti stringenti con la figura femminile raffigurata all’estrema destra nel Miracolo della sorgente d’acqua di collezione privata veneziana e con la Cleopatra passata di recente presso Dorotheum a Vienna (12-10-2011, n. 455); tele entrambe riconducibili all’inizio del sesto decennio.“

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.10.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.10. - 15.10.2013

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