(Lunéville 1725–1784 Stuttgart)
Porträt einer eleganten jungen Dame mit einer Serinette (Vogelorgel) und einem Zeisig im Vogelbauer, im Hintergrund das Porträt ihres Liebhabers, möglicherweise ein Bildnis der Josepha Seyfert, Gräfin Heydeck (1748–1771) und des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz,
Öl auf Leinwand, 44,3 x 36 cm, gerahmt

Das hier vorliegende Gemälde ist in die engere Umgebung des kurpfälzischen Hofes in Mannheim unter dem Kurfürsten Karl Theodor einzureihen. Der Bildtypus wurde offenbar von Johann Georg Ziesenis entwickelt. Ihm, aber auch Anton Wilhelm Tischbein und Johann Heinrich Tischbein wurde das Bild gelegentlich zugeschrieben. Ziesenis schuf 1757 ein kleinformatiges Porträt des Kurfürsten im Hausmantel beim Flötenspiel; an der rückwärtigen Wand des Interieurs hängt ein Bildnis der Kurfürstin (Bayerisches Nationalmuseum, München). Die Physiognomie des hier im Hintergrund dargestellten Mannes ähnelt stark jener des Kurfürsten Karl Theodor, wie auch die Züge der jungen Frau seiner Mätresse, der ehemaligen Tänzerin und später zur Gräfin Heydeck avancierten Josepha Seyfert gleichen (vgl. ihr H. C. Brandt zugeschriebenes Porträt im Reiss-Museum, Mannheim). Möglicherweise entstand das vorliegende Bildnis im Zusammenhang mit der ab 1770 erfolgten Ausmalung des Badehauses im Schwetzinger Schlosspark durch den württembergischen Hofmaler Nicolas Guibal, mit dem es stilistisch in Verbindung gebracht werden kann (vgl. seine Supraporten im Schlafzimmer des Kurfürsten im Badehaus sowie das Porträt der Familie des Grafen Neipperg in Schloss Schwaigern/Württemberg). Analog zu den englischen „Conversation Pieces“ liegt mit dieser Spielart des Freundschaftsbildes ein dem aufgeklärten Geist des Mannheimer Hofes entsprechendes Werk vor.