Lot Nr. 557


Veneto-Lombardische Schule der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts


Veneto-Lombardische Schule der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts - Alte Meister

Bildnis eines Adeligen im Turnierharnisch,
Öl auf Leinwand, 130 x 104 cm, gerahmt

Bei dem vorliegenden Gemälde scheint es sich um ein Porträt aus der Terraferma zu handeln, zumal es stilistische Gemeinsamkeiten mit dem Schaffen Giovan Battista Moronis um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufweist.

Die Darstellung zeigt höchstwahrscheinlich einen adeligen cavaliere, der hier in Turnierrüstung und mit abgebrochener Lanze in einem höfischen Architekturambiente erscheint. Nach Rebecca Norris und Tobias Capwell handelt es sich um eine italienische Rüstung mit den typischen geätzten Bändern von Beschlagwerk: Die Schmuckelemente, die kontrastierenden Metalle und die Rosetten verweisen auf ein kostspieliges Ausstattungsstück. Gewand und Rüstung – etwa der überaus hohe Spitzenkragen, der tief angesetzte Brustpanzer und die ausgeprägte Schotenform – sprechen für eine Datierung um 1580–1590.

Tobias Capwell zufolge kann das vorliegende Werk als Turnierporträt gelten. Der Dargestellte ist für den Fußkampf an den Schranken gerüstet, der im 16. Jahrhundert eine beliebte sportliche Aktivität und häufig gepflogene höfische Zerstreuung darstellte. Seine Rüstung ist speziell auf dieses Ritterspiel zugeschnitten: Die Beinpanzerung fehlt und die Beintaschen wurden entfernt; zudem sind an der Taille frei hängende Haltebänder sichtbar. Der Fußkampf an den Schranken wurde über einen halbhohen Holzzaun ausgetragen, der die Kämpfer vom direkten Nahkampf abhielt. Der Kampf wurde mit Speeren und stumpf gemachten Schwertern ausgefochten. In beiden Fällen erhielt man für Treffer des Gegners Punkte; im Wettkampf mit dem Speer galt es als besonders verdienstvoll, wenn die Waffe im Kontakt mit dem Gegner abbrach. Mit großer Sicherheit ist der Dargestellte hier aus diesem Grund mit abgebrochener Stichwaffe porträtiert.

Ungewöhnlich ist, dass der Dargestellte seinen Rüsthaken trägt, da man erwarten würde, dass er ihn für den Kampf an den Schranken vorher abgenommen hat. Womöglich handelt es sich hier um eine kleine Unachtsamkeit des Künstlers: Man hatte ihm die Rüstung vielleicht zur Verfügung gestellt, damit er in seiner Werkstatt an dem Bild arbeiten konnte, und er war mit den höfischen Kampfgepflogenheiten nicht vertraut genug gewesen, um den Rüsthaken wegzulassen.

Wir danken Dr. Rebecca Norris und Dr. Tobias Capwell für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

15.10.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 32.020,-
Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Veneto-Lombardische Schule der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts


Bildnis eines Adeligen im Turnierharnisch,
Öl auf Leinwand, 130 x 104 cm, gerahmt

Bei dem vorliegenden Gemälde scheint es sich um ein Porträt aus der Terraferma zu handeln, zumal es stilistische Gemeinsamkeiten mit dem Schaffen Giovan Battista Moronis um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufweist.

Die Darstellung zeigt höchstwahrscheinlich einen adeligen cavaliere, der hier in Turnierrüstung und mit abgebrochener Lanze in einem höfischen Architekturambiente erscheint. Nach Rebecca Norris und Tobias Capwell handelt es sich um eine italienische Rüstung mit den typischen geätzten Bändern von Beschlagwerk: Die Schmuckelemente, die kontrastierenden Metalle und die Rosetten verweisen auf ein kostspieliges Ausstattungsstück. Gewand und Rüstung – etwa der überaus hohe Spitzenkragen, der tief angesetzte Brustpanzer und die ausgeprägte Schotenform – sprechen für eine Datierung um 1580–1590.

Tobias Capwell zufolge kann das vorliegende Werk als Turnierporträt gelten. Der Dargestellte ist für den Fußkampf an den Schranken gerüstet, der im 16. Jahrhundert eine beliebte sportliche Aktivität und häufig gepflogene höfische Zerstreuung darstellte. Seine Rüstung ist speziell auf dieses Ritterspiel zugeschnitten: Die Beinpanzerung fehlt und die Beintaschen wurden entfernt; zudem sind an der Taille frei hängende Haltebänder sichtbar. Der Fußkampf an den Schranken wurde über einen halbhohen Holzzaun ausgetragen, der die Kämpfer vom direkten Nahkampf abhielt. Der Kampf wurde mit Speeren und stumpf gemachten Schwertern ausgefochten. In beiden Fällen erhielt man für Treffer des Gegners Punkte; im Wettkampf mit dem Speer galt es als besonders verdienstvoll, wenn die Waffe im Kontakt mit dem Gegner abbrach. Mit großer Sicherheit ist der Dargestellte hier aus diesem Grund mit abgebrochener Stichwaffe porträtiert.

Ungewöhnlich ist, dass der Dargestellte seinen Rüsthaken trägt, da man erwarten würde, dass er ihn für den Kampf an den Schranken vorher abgenommen hat. Womöglich handelt es sich hier um eine kleine Unachtsamkeit des Künstlers: Man hatte ihm die Rüstung vielleicht zur Verfügung gestellt, damit er in seiner Werkstatt an dem Bild arbeiten konnte, und er war mit den höfischen Kampfgepflogenheiten nicht vertraut genug gewesen, um den Rüsthaken wegzulassen.

Wir danken Dr. Rebecca Norris und Dr. Tobias Capwell für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.10.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.10. - 15.10.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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