Johann Heiss
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(Memmingen 1640–1704 Augsburg) Eine Allegorie der gerechten Herrschaft, monogrammiert und datiert unten rechts: JH 17..,Öl auf Leinwand, 104 x 110 cm, gerahmt Wir danken Dr. Peter Königfeld, der die Zuschreibung des Gemäldes als eigenhändiges Werk von Heiss bestätigt hat. Er wird es in seinen in Vorbereitung befindlichen Werkkatalog des Künstlers aufnehmen. Dr. Königfeld schreibt: „Das Gemälde ist durch die Signatur sowie durch seine spezifischen stilistischen Merkmale eindeutig dem Werk des Künstlers zuzuordnen. Die Gesamtkomposition (schmales Proszenium, auf dem die Darstellung auf dem Plattenboden planmäßig ausgebreitet ist, als Trompe-l’oeil dahintergelegt eine nicht betretbare ‚Reliefbühne’) und der Figurentyp (in sich ruhende Figuren, die keine Individuen darstellen wollen, sondern Teilglieder des Gesamtentwurfs sind) lassen keinen Zweifel bestehen, dass es sich bei der Allegorie der guten Regierung um eine Arbeit von Johann Heiss handeln könnte. Es ist für dessen ökonomische Arbeitsweise kennzeichnend, dass er einzelne Figuren und Figurengruppen sowie manche Details über Jahre immer wieder und nahezu wörtlich in seine Kompositionen einfügt. Dabei ging es ihm auch – wie im vorliegenden Fall – um die Entwicklung von formalen Lösungen für ungewöhnliche Bildthemen, die er im Wesentlichen aus dem eigenen, vermutlich in einem Musterbuch tradierten Fundus schöpfte. Für die Dreiergruppe der thronenden Frauen sowie den Herrscher ergeben sich demnach Beziehungen zu Minerva als Göttin der Künste, wo sich das Vorbild der ‚Cesi-Gruppe’ unmittelbar zu erkennen gibt. Entsprechungen für die im Vordergrund Sitzenden und abermals für den Herrscher finden sich im Aktsaal mit männlichem Modell (Abb.1) und schließlich für den teppichbedeckten Tisch in Kartenspieler. Trotz dieser formalen Abhängigkeiten hat Heiss mit seiner Allegorie der guten Herrschaft etwas durchaus Eigenständiges, ganz Neues geschaffen, das seinen eigenartigen Reiz auch ohne Kenntnis der inhaltlichen Aussage zu entfalten vermag. Die malerische Qualität des Werks, die auch im Detail zu beobachten ist, die Inkarnate sowie die delikate Palette bräunlicher, ockergelber, bläulicher, grüner, roter und rosafarbener Töne sprechen für eine eigenhändige Durchführung. Das Gemälde kann als eine wichtige Ergänzung des bekannten Oeuvres von Johann Heiss gewertet werden, für den im Übrigen derart außergewöhnliche, intellektuell anspruchsvolle Bildthemen kennzeichnend sind, die er vermutlich als Auftragsarbeiten geschaffen hat. Das vorliegende Sujet ist als Bilderrätsel zu verstehen, über dessen komplexe Bedeutungsschichten eine gebildete Käuferschicht sicherlich mit Vergnügen ausführlich diskutieren konnte. Die Allegorie der guten Regierung ist der unvollständig erhaltenen Datierung zufolge in die späteste Phase des Schaffens von Heiss einzuordnen, etwa in der Nähe zu Antonius und Kleopatra (Städtische Sammlung Biberach an der Riß, dat. 1700, Kat. Nr. C4), Diana und Aktäon (Zweckverband OEW, Ravensburg, dat. 1701, Kat. Nr. A 12) und Dido und Äneas im Tempel (Kunsthandel, dat. 1702, Kat. Nr. A 23). Das Gemälde ist unter der Kat. Nr. B 73 in den Werkkatalog von Johann Heiss nachgetragen worden.”
Zusatzabbildung
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
15.10.2013 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-
Johann Heiss
(Memmingen 1640–1704 Augsburg) Eine Allegorie der gerechten Herrschaft, monogrammiert und datiert unten rechts: JH 17..,Öl auf Leinwand, 104 x 110 cm, gerahmt Wir danken Dr. Peter Königfeld, der die Zuschreibung des Gemäldes als eigenhändiges Werk von Heiss bestätigt hat. Er wird es in seinen in Vorbereitung befindlichen Werkkatalog des Künstlers aufnehmen. Dr. Königfeld schreibt: „Das Gemälde ist durch die Signatur sowie durch seine spezifischen stilistischen Merkmale eindeutig dem Werk des Künstlers zuzuordnen. Die Gesamtkomposition (schmales Proszenium, auf dem die Darstellung auf dem Plattenboden planmäßig ausgebreitet ist, als Trompe-l’oeil dahintergelegt eine nicht betretbare ‚Reliefbühne’) und der Figurentyp (in sich ruhende Figuren, die keine Individuen darstellen wollen, sondern Teilglieder des Gesamtentwurfs sind) lassen keinen Zweifel bestehen, dass es sich bei der Allegorie der guten Regierung um eine Arbeit von Johann Heiss handeln könnte. Es ist für dessen ökonomische Arbeitsweise kennzeichnend, dass er einzelne Figuren und Figurengruppen sowie manche Details über Jahre immer wieder und nahezu wörtlich in seine Kompositionen einfügt. Dabei ging es ihm auch – wie im vorliegenden Fall – um die Entwicklung von formalen Lösungen für ungewöhnliche Bildthemen, die er im Wesentlichen aus dem eigenen, vermutlich in einem Musterbuch tradierten Fundus schöpfte. Für die Dreiergruppe der thronenden Frauen sowie den Herrscher ergeben sich demnach Beziehungen zu Minerva als Göttin der Künste, wo sich das Vorbild der ‚Cesi-Gruppe’ unmittelbar zu erkennen gibt. Entsprechungen für die im Vordergrund Sitzenden und abermals für den Herrscher finden sich im Aktsaal mit männlichem Modell (Abb.1) und schließlich für den teppichbedeckten Tisch in Kartenspieler. Trotz dieser formalen Abhängigkeiten hat Heiss mit seiner Allegorie der guten Herrschaft etwas durchaus Eigenständiges, ganz Neues geschaffen, das seinen eigenartigen Reiz auch ohne Kenntnis der inhaltlichen Aussage zu entfalten vermag. Die malerische Qualität des Werks, die auch im Detail zu beobachten ist, die Inkarnate sowie die delikate Palette bräunlicher, ockergelber, bläulicher, grüner, roter und rosafarbener Töne sprechen für eine eigenhändige Durchführung. Das Gemälde kann als eine wichtige Ergänzung des bekannten Oeuvres von Johann Heiss gewertet werden, für den im Übrigen derart außergewöhnliche, intellektuell anspruchsvolle Bildthemen kennzeichnend sind, die er vermutlich als Auftragsarbeiten geschaffen hat. Das vorliegende Sujet ist als Bilderrätsel zu verstehen, über dessen komplexe Bedeutungsschichten eine gebildete Käuferschicht sicherlich mit Vergnügen ausführlich diskutieren konnte. Die Allegorie der guten Regierung ist der unvollständig erhaltenen Datierung zufolge in die späteste Phase des Schaffens von Heiss einzuordnen, etwa in der Nähe zu Antonius und Kleopatra (Städtische Sammlung Biberach an der Riß, dat. 1700, Kat. Nr. C4), Diana und Aktäon (Zweckverband OEW, Ravensburg, dat. 1701, Kat. Nr. A 12) und Dido und Äneas im Tempel (Kunsthandel, dat. 1702, Kat. Nr. A 23). Das Gemälde ist unter der Kat. Nr. B 73 in den Werkkatalog von Johann Heiss nachgetragen worden.”
Zusatzabbildung
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 15.10.2013 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 05.10. - 15.10.2013 |