Lot Nr. 503


Bernardino Zaganelli (Cotignola 1470/80 – 1532 Ravenna)


Bernardino Zaganelli (Cotignola 1470/80 – 1532 Ravenna) - Alte Meister

Maria und ein Engel in Anbetung des Kindes, Tempera auf Leinwand auf Holz, 66 x 46,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Dortmund

Wir danken Professor Filippo Todini für die von ihm vorgeschlagene Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes, das höchstwahrscheinlich als privates Andachtsbild oder für einen Hausaltar gedacht war. Es handelt sich um ein höchst ungewöhnliches Bild. Die Jungfrau ist sehr elegant nach der höfischen Mode, wie sie im Norditalien des späten 15. Jahrhunderts – etwa um 1490 – üblich war, gekleidet. Sie ist kniend dargestellt, wobei sie die Hände vor der Brust gefaltet hält. Zusammen mit einem ebenfalls reich gewandeten Engel mit langem blondem Haar betet sie das Kind an. Die Szene ist vor einem grünen Brokattuch angesiedelt. Das Jesuskind ruht auf einem aufwändig verzierten Kissen, das auf einer Marmorbrüstung liegt. Die höfische Atmosphäre wird durch die Vergoldung und die äußerst sorgfältige Wiedergabe der Details und stofflichen Qualitäten unterstrichen. Offensichtlich nimmt das Bild Bezug auf ein ganz spezifisches Ereignis, das auf Wunsch eines hochgestellten Auftraggebers umgesetzt wurde.

Das bisher unpublizierte Werk war traditionell Giovanni Francesco Maineri zugeschrieben, was Rückschlüsse auf das kulturelle Umfeld zulässt, in denen das Bild entstanden ist. Stilistisch weist es stark nach Ferrara und steht darin der Arbeitsweise Lorenzo Costas sehr nahe. In seiner leicht klassizistischen Anmutung nähert es sich der Bildsprache des jungen Boccaccino an, der ab 1497 in Ferrara tätig war. Der kompakt und kurvenreich dargestellte Körper des Kindes lässt eher auf eine direkte denn auf eine über Dritte vermittelte Kenntnis der Prototypen Peruginos schließen. Alle diese Elemente vereinen sich zu einem lebendigen und ganz und gar eigenständigen Werk.

Das vorliegende Gemälde lässt Vergleiche mit früheren Werken Bernardinos zu, etwa mit dem Gemälde Die Heiligen Maria Magdalena und Christina aus der Kress Foundation in New York (siehe F. Rusk Shapley, Paintings from the Samuel H. Kress Collection. Italian Schools XV-XVI Century, London 1968, S. 68/69) oder den beiden Versionen einer Thronenden Madonna mit der hl. Maria Magdalena und der hl. Katharina von Alexandrien (siehe R. Roli, „Sul problema di Bernardino e Francesco Zaganelli“, in: Arte Antica e Moderna , 31–32 (1965), S. 232, Abb. 80b), von denen sich die spätere heute in der Sammlung Lederer in Genf befindet (Roli, 1965, S. 235, Abb. 84b; R. Zama, Gli Zaganelli, Rimini 1994, S. 105/06; A. De Marchi, in: Ioanes Ispanus: la pala di Viadana. Tracce di classicismo lungo la Valle del Po, Ausst. Kat., Viadana (Mantua) 2006, S. 146–153). Zudem ist eine besondere Verwandtschaft in Ausführung und Typologie mit Bernardinos großem Altarbild Thronende Madonna mit Engeln und den Heiligen Hieronymus, Lucia, Antonius Abbas und Agnes erkennbar, das sich einst in der Sammlung Gavotti in Genua befand (Zama 1994, S. 139–142) und für den Hochaltar im Oratorium von Santa Maria degli Angeli in Cotignola entstanden ist, der sogenannten „Grabkapelle der Sforza“, die 1495 auf Wunsch von Ludovico il Moro, dem Herzog von Mailand und Landesherrn von Cotignola, über der Kirche des hl. Franziskus errichtet worden war.

Todini datiert das vorliegende Gemälde um 1495 und sieht darin ein wichtiges Dokument, das Bernardinos künstlerische Ausbildung in Ferrara belegt. Das Werk trägt erheblich zum Wissen um seine künstlerische Laufbahn bei, die großteils losgelöst von der seines Bruders Francesco war.

Das Gesicht der Jungfrau auf unserem Gemälde zeigt höchst individuelle Züge. Es lässt sich eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen der hier als Madonna dargestellten Edeldame und den bekannten Bildnissen der Herzogin Beatrice d’Este feststellen, die 1497 im Kindbett verstarb.

Wir danken Professor Todini für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Werks.

17.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Bernardino Zaganelli (Cotignola 1470/80 – 1532 Ravenna)


Maria und ein Engel in Anbetung des Kindes, Tempera auf Leinwand auf Holz, 66 x 46,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Dortmund

Wir danken Professor Filippo Todini für die von ihm vorgeschlagene Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes, das höchstwahrscheinlich als privates Andachtsbild oder für einen Hausaltar gedacht war. Es handelt sich um ein höchst ungewöhnliches Bild. Die Jungfrau ist sehr elegant nach der höfischen Mode, wie sie im Norditalien des späten 15. Jahrhunderts – etwa um 1490 – üblich war, gekleidet. Sie ist kniend dargestellt, wobei sie die Hände vor der Brust gefaltet hält. Zusammen mit einem ebenfalls reich gewandeten Engel mit langem blondem Haar betet sie das Kind an. Die Szene ist vor einem grünen Brokattuch angesiedelt. Das Jesuskind ruht auf einem aufwändig verzierten Kissen, das auf einer Marmorbrüstung liegt. Die höfische Atmosphäre wird durch die Vergoldung und die äußerst sorgfältige Wiedergabe der Details und stofflichen Qualitäten unterstrichen. Offensichtlich nimmt das Bild Bezug auf ein ganz spezifisches Ereignis, das auf Wunsch eines hochgestellten Auftraggebers umgesetzt wurde.

Das bisher unpublizierte Werk war traditionell Giovanni Francesco Maineri zugeschrieben, was Rückschlüsse auf das kulturelle Umfeld zulässt, in denen das Bild entstanden ist. Stilistisch weist es stark nach Ferrara und steht darin der Arbeitsweise Lorenzo Costas sehr nahe. In seiner leicht klassizistischen Anmutung nähert es sich der Bildsprache des jungen Boccaccino an, der ab 1497 in Ferrara tätig war. Der kompakt und kurvenreich dargestellte Körper des Kindes lässt eher auf eine direkte denn auf eine über Dritte vermittelte Kenntnis der Prototypen Peruginos schließen. Alle diese Elemente vereinen sich zu einem lebendigen und ganz und gar eigenständigen Werk.

Das vorliegende Gemälde lässt Vergleiche mit früheren Werken Bernardinos zu, etwa mit dem Gemälde Die Heiligen Maria Magdalena und Christina aus der Kress Foundation in New York (siehe F. Rusk Shapley, Paintings from the Samuel H. Kress Collection. Italian Schools XV-XVI Century, London 1968, S. 68/69) oder den beiden Versionen einer Thronenden Madonna mit der hl. Maria Magdalena und der hl. Katharina von Alexandrien (siehe R. Roli, „Sul problema di Bernardino e Francesco Zaganelli“, in: Arte Antica e Moderna , 31–32 (1965), S. 232, Abb. 80b), von denen sich die spätere heute in der Sammlung Lederer in Genf befindet (Roli, 1965, S. 235, Abb. 84b; R. Zama, Gli Zaganelli, Rimini 1994, S. 105/06; A. De Marchi, in: Ioanes Ispanus: la pala di Viadana. Tracce di classicismo lungo la Valle del Po, Ausst. Kat., Viadana (Mantua) 2006, S. 146–153). Zudem ist eine besondere Verwandtschaft in Ausführung und Typologie mit Bernardinos großem Altarbild Thronende Madonna mit Engeln und den Heiligen Hieronymus, Lucia, Antonius Abbas und Agnes erkennbar, das sich einst in der Sammlung Gavotti in Genua befand (Zama 1994, S. 139–142) und für den Hochaltar im Oratorium von Santa Maria degli Angeli in Cotignola entstanden ist, der sogenannten „Grabkapelle der Sforza“, die 1495 auf Wunsch von Ludovico il Moro, dem Herzog von Mailand und Landesherrn von Cotignola, über der Kirche des hl. Franziskus errichtet worden war.

Todini datiert das vorliegende Gemälde um 1495 und sieht darin ein wichtiges Dokument, das Bernardinos künstlerische Ausbildung in Ferrara belegt. Das Werk trägt erheblich zum Wissen um seine künstlerische Laufbahn bei, die großteils losgelöst von der seines Bruders Francesco war.

Das Gesicht der Jungfrau auf unserem Gemälde zeigt höchst individuelle Züge. Es lässt sich eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen der hier als Madonna dargestellten Edeldame und den bekannten Bildnissen der Herzogin Beatrice d’Este feststellen, die 1497 im Kindbett verstarb.

Wir danken Professor Todini für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Werks.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012

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