Lot Nr. 132


Giuseppe Bernardino Bison

[Saleroom Notice]
Giuseppe Bernardino Bison - Alte Meister

(Palmanova 1762–1844 Mailand)
Palazzo Ducale und Riva degli Schiavoni, Venedig,
Öl auf Leinwand, 57,5 x 79,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, England;
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Das vorliegende unpublizierte Gemälde ist das Gegenstück zu Lot 133. Es ist ein Werk Giuseppe Bernardino Bisons, eines Künstlers, der nicht nur die kompositorischen Techniken der Vedutenmalerei beherrschte, sondern auch die Poesie des Augenblicks zu erfassen verstand, wie diese Arbeit und ihr Gegenstück unter Beweis stellen.

Die Ansicht des vorliegenden Gemäldes öffnet sich von der Flanke des Palazzo Ducale zur Piazzetta hin und erstreckt sich an den Prigioni vorbei bis zur fernen Fassade von San Biagio. Der Name „Riva degli Schiavoni“ verdankt sich den Dalmatinern aus den Provinzen der Republik, die hier ihren Markt abhielten. In napoleonischer Zeit wurde der Ort durch die Öffnung der Giardini Pubblici zur beliebten Promenade der Stadt, von der man das weite Panorama der Lagune überblicken konnte. Die Ponte della Paglia zwischen Palazzo Ducale und Prigioni wurde 1843/44 umgebaut, als entlang der Riva reich verzierte Gaslampen angebracht wurden.

Die Komposition des Werks bedient sich einer Bildfindung Canalettos, die durch die 1768 erschienenen Druckgrafiken Brustolons berühmt wurde und erstmals als Tafel XI (Prospectus a Columna S. Marci ad Ripam Dalmatorum vulgò de „Schiavoni“) in Urbis Venetiarum prospectus celebriores ex Antonii Canal tabulis XXXVIII. Aere expressi ab Antonio Visentini ... (Venedig 1742) publiziert worden war. Francesco Guardi bediente sich für verschiedene Ansichten der Festtage des Dogen, bei denen wie im gegenständlichen Werk der Bucintoro im Mittelpunkt steht, derselben Quelle.

Wie in der Darstellung Canalettos wird auch im vorliegenden Werk der Stille eines venezianischen Nachmittags durch die Präsenz des Bucintoro, des Schiffs, mit dem der Doge das Schicksal Venedigs symbolisch mit dem Meer verband, Ernst verliehen. Im Fall dieses fröhlichen Unmittelbarkeit atmenden Gemäldes zeigt sich die Vortrefflichkeit der darstellerischen Qualität von Bisons Kunst in der Aufmerksamkeit, die er der Abfolge architektonischer Formen, der Transparenz von Himmel und Meer sowie den mit charakteristischem Schwung ins Bild gesetzten macchiette oder Figuren widmet.

Die lebhafte darstellerische Originalität des Künstlers findet in der Behandlung des architektonischen Rahmens der Stadt Venedig ihren Ausdruck: Sie garantiert, dass die Gesetze der Perspektive dem funkelnden Leuchten von Gegenständen und Menschen Raum geben. Werke wie dieses, das auf der Umsetzung einer von den größten Vedutenmalern des 18. Jahrhunderts bekannt gemachten Ansicht beruht, zeichnen sich durch eine neutrale Stimmung aus und neigen dazu, „historische“ Ereignisse objektiv wiederzugeben.

Dieser Zugang war sicher durch die wachsende Nachfrage nach ähnlichen Kunstwerken und den Geschmack des Großbürgertums von Triest bzw. später von Mailand bedingt. Die unmittelbare Schlichtheit solcher Ansichten befriedigte und förderte eine Sehnsucht nach jenen Orten Venedigs, die mit der bereits der Vergangenheit angehörenden Tradition der „Cavaliersreise“ in Verbindung gebracht wurden. Bison verlieh diesen nostalgischen Ansichten in dieser neuen Ära heimischer Andenken mit seiner ungemein lebensprühenden Palette eine neue Anmutung.

Die einzigartige Entschlossenheit seiner Behandlung des Themas lässt – im Vergleich zur in hohem Maße venezianischen Herkunft seiner macchia – auf einen ganz persönlichen Zugang zur Herausforderung der Gestaltung des Sujets schließen. Dieser Zugang lässt vermuten, dass das gegenständliche Werk aus seinen sogenannten „anni triestino-milanesi“ stammt.

Giuseppe Bernardino Bison wurde in Palmanova del Friuli geboren und bewegte sich bereits als Jugendlicher in den künstlerischen Kreisen Venedigs, wo er – auch als Innenausstatter – bemerkenswerte Erfolge erzielte. Den größten Ruhm allerdings erwarb er sich als Maler von Landschaften und Ansichten. Um 1800 hatte er sich in Triest ein beachtliches Publikum erobert. Das wohlhabende Bürgertum der Stadt stand dem Sammeln zeitgenössischer Kunst sehr aufgeschlossen gegenüber. Diese Gemeinschaft nahm Bison für seine Fähigkeit in ihre Reihen auf, die Zierlichkeit der Kunst des 18. Jahrhunderts mit einer entscheidenden Wiederbelebung von Sujet und Stil zu verbinden, wie sie der kulturellen Erneuerung des 19. Jahrhunderts entsprachen. Mit derartigen Referenzen ausgestattet, suchte der Künstler in fortgeschrittenem Alter von Neuem sein Glück und übersiedelte 1831 nach Mailand. Zeitungsberichten zufolge brachte man ihm auch dort Bewunderung entgegen.

In der lombardischen Hauptstadt ging Bison mit dem Kunsthändler Raffaello Tosoni eine Verbindung ein, der ihm Aufträge verschaffte und ihm Zugang zu den jährlichen Ausstellungen in der Brera eröffnete. In diesen Jahren schuf Bison zahlreiche von Canaletto inspirierte Werke, was belegt, wie groß sogar in den gebildetsten Kreisen der Mailänder Sammler die Begeisterung für Ansichten im Stil des 18. Jahrhunderts war.

Saleroom Notice:

Wir danken Fabrizio Magani für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

17.10.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 161.600,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Giuseppe Bernardino Bison

[Saleroom Notice]

(Palmanova 1762–1844 Mailand)
Palazzo Ducale und Riva degli Schiavoni, Venedig,
Öl auf Leinwand, 57,5 x 79,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, England;
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Das vorliegende unpublizierte Gemälde ist das Gegenstück zu Lot 133. Es ist ein Werk Giuseppe Bernardino Bisons, eines Künstlers, der nicht nur die kompositorischen Techniken der Vedutenmalerei beherrschte, sondern auch die Poesie des Augenblicks zu erfassen verstand, wie diese Arbeit und ihr Gegenstück unter Beweis stellen.

Die Ansicht des vorliegenden Gemäldes öffnet sich von der Flanke des Palazzo Ducale zur Piazzetta hin und erstreckt sich an den Prigioni vorbei bis zur fernen Fassade von San Biagio. Der Name „Riva degli Schiavoni“ verdankt sich den Dalmatinern aus den Provinzen der Republik, die hier ihren Markt abhielten. In napoleonischer Zeit wurde der Ort durch die Öffnung der Giardini Pubblici zur beliebten Promenade der Stadt, von der man das weite Panorama der Lagune überblicken konnte. Die Ponte della Paglia zwischen Palazzo Ducale und Prigioni wurde 1843/44 umgebaut, als entlang der Riva reich verzierte Gaslampen angebracht wurden.

Die Komposition des Werks bedient sich einer Bildfindung Canalettos, die durch die 1768 erschienenen Druckgrafiken Brustolons berühmt wurde und erstmals als Tafel XI (Prospectus a Columna S. Marci ad Ripam Dalmatorum vulgò de „Schiavoni“) in Urbis Venetiarum prospectus celebriores ex Antonii Canal tabulis XXXVIII. Aere expressi ab Antonio Visentini ... (Venedig 1742) publiziert worden war. Francesco Guardi bediente sich für verschiedene Ansichten der Festtage des Dogen, bei denen wie im gegenständlichen Werk der Bucintoro im Mittelpunkt steht, derselben Quelle.

Wie in der Darstellung Canalettos wird auch im vorliegenden Werk der Stille eines venezianischen Nachmittags durch die Präsenz des Bucintoro, des Schiffs, mit dem der Doge das Schicksal Venedigs symbolisch mit dem Meer verband, Ernst verliehen. Im Fall dieses fröhlichen Unmittelbarkeit atmenden Gemäldes zeigt sich die Vortrefflichkeit der darstellerischen Qualität von Bisons Kunst in der Aufmerksamkeit, die er der Abfolge architektonischer Formen, der Transparenz von Himmel und Meer sowie den mit charakteristischem Schwung ins Bild gesetzten macchiette oder Figuren widmet.

Die lebhafte darstellerische Originalität des Künstlers findet in der Behandlung des architektonischen Rahmens der Stadt Venedig ihren Ausdruck: Sie garantiert, dass die Gesetze der Perspektive dem funkelnden Leuchten von Gegenständen und Menschen Raum geben. Werke wie dieses, das auf der Umsetzung einer von den größten Vedutenmalern des 18. Jahrhunderts bekannt gemachten Ansicht beruht, zeichnen sich durch eine neutrale Stimmung aus und neigen dazu, „historische“ Ereignisse objektiv wiederzugeben.

Dieser Zugang war sicher durch die wachsende Nachfrage nach ähnlichen Kunstwerken und den Geschmack des Großbürgertums von Triest bzw. später von Mailand bedingt. Die unmittelbare Schlichtheit solcher Ansichten befriedigte und förderte eine Sehnsucht nach jenen Orten Venedigs, die mit der bereits der Vergangenheit angehörenden Tradition der „Cavaliersreise“ in Verbindung gebracht wurden. Bison verlieh diesen nostalgischen Ansichten in dieser neuen Ära heimischer Andenken mit seiner ungemein lebensprühenden Palette eine neue Anmutung.

Die einzigartige Entschlossenheit seiner Behandlung des Themas lässt – im Vergleich zur in hohem Maße venezianischen Herkunft seiner macchia – auf einen ganz persönlichen Zugang zur Herausforderung der Gestaltung des Sujets schließen. Dieser Zugang lässt vermuten, dass das gegenständliche Werk aus seinen sogenannten „anni triestino-milanesi“ stammt.

Giuseppe Bernardino Bison wurde in Palmanova del Friuli geboren und bewegte sich bereits als Jugendlicher in den künstlerischen Kreisen Venedigs, wo er – auch als Innenausstatter – bemerkenswerte Erfolge erzielte. Den größten Ruhm allerdings erwarb er sich als Maler von Landschaften und Ansichten. Um 1800 hatte er sich in Triest ein beachtliches Publikum erobert. Das wohlhabende Bürgertum der Stadt stand dem Sammeln zeitgenössischer Kunst sehr aufgeschlossen gegenüber. Diese Gemeinschaft nahm Bison für seine Fähigkeit in ihre Reihen auf, die Zierlichkeit der Kunst des 18. Jahrhunderts mit einer entscheidenden Wiederbelebung von Sujet und Stil zu verbinden, wie sie der kulturellen Erneuerung des 19. Jahrhunderts entsprachen. Mit derartigen Referenzen ausgestattet, suchte der Künstler in fortgeschrittenem Alter von Neuem sein Glück und übersiedelte 1831 nach Mailand. Zeitungsberichten zufolge brachte man ihm auch dort Bewunderung entgegen.

In der lombardischen Hauptstadt ging Bison mit dem Kunsthändler Raffaello Tosoni eine Verbindung ein, der ihm Aufträge verschaffte und ihm Zugang zu den jährlichen Ausstellungen in der Brera eröffnete. In diesen Jahren schuf Bison zahlreiche von Canaletto inspirierte Werke, was belegt, wie groß sogar in den gebildetsten Kreisen der Mailänder Sammler die Begeisterung für Ansichten im Stil des 18. Jahrhunderts war.

Saleroom Notice:

Wir danken Fabrizio Magani für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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