Lot Nr. 105


Andrea Vaccaro


Andrea Vaccaro - Alte Meister

(Neapel 1604–1670)
Martha und Maria,
links unten monogrammiert: AV (ligiert),
Öl auf Leinwand, 76 x 95,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, Rom, 9. Dezember 1997, Lot 368 (als Andrea Vaccaro);
Privatsammlung, Italien;
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Literatur:
R. Lattuada, I percorsi di Andrea Vaccaro (1604–1670), in: M. Izzo, Nicola Vaccaro (1640–1709). Un artista a Napoli tra Barocco e Arcadia, Todi 2009, S. 94/95, Abb. 95 (als Andrea Vaccaro)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 50492) als Werk Andrea Vaccaros verzeichnet.

Das vorliegende Gemälde zeigt Martha, die Maria wegen ihrer Eitelkeit zurechtweist. Der neapolitanische Maler Andrea Vaccaro hat dieses Bildthema mehrmals aufgegriffen. Eine dem vorliegenden Gemälde sehr nahestehende, aber etwas größere Fassung (100 x 127 cm) befindet sich im Utah Museum of Fine Arts, Salt Lake City (Inv. Nr. UMFA1973.080.005.005). Dieses biblische Sujet war stark nachgefragt und wurde im 17. Jahrhundert häufig repliziert.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes besteht aus zwei den Vordergrund ausfüllenden Halbfiguren. Das Werk ist mit anderen privaten Andachtsbildern des Künstlers verwandt, bei denen der Künstler gegenüber seinen kirchlichen Aufträgen größere Freiheit hinsichtlich der Themenwahl hatte und sich einer merklich verfeinert-sinnlichen Gestaltungsweise bediente.

Im vorliegenden Gemälde rügt Martha von Bethanien, die laut Lukasevangelium zu den ersten Anhängern Christi gehörte, ihre Schwester Maria, weil diese nicht auf Luxus verzichten kann: auf ihr prächtiges Kleid, ihre vornehme Frisur und auf Schmuck und Kamm, die sichtbar auf dem Tisch im Vordergrund liegen. Doch Marias offenes Haar ist auch ein Zeichen der Reue und legt nahe, dass sie sich bereits der Buße zugewandt hat. In der Tat ist sie im Begriff, ihr Kleid aufzuschnüren und ihren Schmuck abzulegen.

Andrea Vaccaro gehörte einer bedeutenden Künstlerfamilie an. Der Ausgangspunkt seiner Laufbahn war Neapel und dessen unmittelbare Umgebung, wo er wichtige kirchliche Aufträge erhielt und für neapolitanische und spanische Kunden tätig war. Seine Prägung erhielt er durch die Caravaggisti, insbesondere durch Ribera und Battistello Carracciolo. Es mag kein Zufall sein, dass einer seiner ersten Aufträge darin bestand, Caravaggios Geißelung Christi zu kopieren. Die Kopie war als Ersatz für das Original in San Domenico Maggiore bestimmt, welches ins Museo di Capodimonte verbracht wurde.

Ab den späteren 1630er-Jahren behauptete sich Vaccaro als wichtiger Interpret einer neuen stilistischen Entwicklung, die damals in Neapel vonstatten ging. Diese äußerte sich in einer von van Dyck beeinflussten neovenezianischen Palette und eleganten, von der Bologneser Malschule übernommenen Kompositionslösungen. Diese Merkmale finden sich auch im vorliegenden Gemälde in Form des lichterfüllten Inkarnats und der lebendigen Lichtspiegelungen im Kleid. Die insgesamt zurückhaltende Bildsprache ist typisch für den Künstler, der sich unter den Auftraggebern seiner Zeit großer Beliebtheit erfreute.

17.10.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Andrea Vaccaro


(Neapel 1604–1670)
Martha und Maria,
links unten monogrammiert: AV (ligiert),
Öl auf Leinwand, 76 x 95,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, Rom, 9. Dezember 1997, Lot 368 (als Andrea Vaccaro);
Privatsammlung, Italien;
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Literatur:
R. Lattuada, I percorsi di Andrea Vaccaro (1604–1670), in: M. Izzo, Nicola Vaccaro (1640–1709). Un artista a Napoli tra Barocco e Arcadia, Todi 2009, S. 94/95, Abb. 95 (als Andrea Vaccaro)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 50492) als Werk Andrea Vaccaros verzeichnet.

Das vorliegende Gemälde zeigt Martha, die Maria wegen ihrer Eitelkeit zurechtweist. Der neapolitanische Maler Andrea Vaccaro hat dieses Bildthema mehrmals aufgegriffen. Eine dem vorliegenden Gemälde sehr nahestehende, aber etwas größere Fassung (100 x 127 cm) befindet sich im Utah Museum of Fine Arts, Salt Lake City (Inv. Nr. UMFA1973.080.005.005). Dieses biblische Sujet war stark nachgefragt und wurde im 17. Jahrhundert häufig repliziert.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes besteht aus zwei den Vordergrund ausfüllenden Halbfiguren. Das Werk ist mit anderen privaten Andachtsbildern des Künstlers verwandt, bei denen der Künstler gegenüber seinen kirchlichen Aufträgen größere Freiheit hinsichtlich der Themenwahl hatte und sich einer merklich verfeinert-sinnlichen Gestaltungsweise bediente.

Im vorliegenden Gemälde rügt Martha von Bethanien, die laut Lukasevangelium zu den ersten Anhängern Christi gehörte, ihre Schwester Maria, weil diese nicht auf Luxus verzichten kann: auf ihr prächtiges Kleid, ihre vornehme Frisur und auf Schmuck und Kamm, die sichtbar auf dem Tisch im Vordergrund liegen. Doch Marias offenes Haar ist auch ein Zeichen der Reue und legt nahe, dass sie sich bereits der Buße zugewandt hat. In der Tat ist sie im Begriff, ihr Kleid aufzuschnüren und ihren Schmuck abzulegen.

Andrea Vaccaro gehörte einer bedeutenden Künstlerfamilie an. Der Ausgangspunkt seiner Laufbahn war Neapel und dessen unmittelbare Umgebung, wo er wichtige kirchliche Aufträge erhielt und für neapolitanische und spanische Kunden tätig war. Seine Prägung erhielt er durch die Caravaggisti, insbesondere durch Ribera und Battistello Carracciolo. Es mag kein Zufall sein, dass einer seiner ersten Aufträge darin bestand, Caravaggios Geißelung Christi zu kopieren. Die Kopie war als Ersatz für das Original in San Domenico Maggiore bestimmt, welches ins Museo di Capodimonte verbracht wurde.

Ab den späteren 1630er-Jahren behauptete sich Vaccaro als wichtiger Interpret einer neuen stilistischen Entwicklung, die damals in Neapel vonstatten ging. Diese äußerte sich in einer von van Dyck beeinflussten neovenezianischen Palette und eleganten, von der Bologneser Malschule übernommenen Kompositionslösungen. Diese Merkmale finden sich auch im vorliegenden Gemälde in Form des lichterfüllten Inkarnats und der lebendigen Lichtspiegelungen im Kleid. Die insgesamt zurückhaltende Bildsprache ist typisch für den Künstler, der sich unter den Auftraggebern seiner Zeit großer Beliebtheit erfreute.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017

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