Lot Nr. 79


Luca Giordano


(Neapel 1634–1705)
Der Raub der Europa,
Öl auf Leinwand, 122 x 173 cm, gerahmt

Provenienz:
Salocchi, Florenz;
Sammlung Vittorio Cini (1885–1977), Venedig;
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 54841) als Werk Luca Giordanos verzeichnet.

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Untersuchung im Original bestätigt hat.

Darüber hinaus danken wir Giuseppe Scavizzi, der die Zuschreibung unabhängig von diesem auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie ebenfalls bestätigt hat.

Der Künstler widmete sich dem mythologischen Thema des Raubs der Europa im Laufe seines langen produktiven Schaffens gleich mehrmals. Die Geschichte der Ikonografie des aus Ovids Metamorphosen entnommenen Themas (II, 838–875) geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als es von vielen großen Künstlern aufgegriffen wurde. Unter ihnen war auch Tizian, der das Sujet in seinem berühmten Gemälde für Philipp II. von Spanien darstellte (heute Isabella Stewart Gardner Museum, Boston). Dieses wurde zum wichtigsten Vorbild für alle nachfolgenden Künstler, die sich des Themas annahmen.

Von der Hand Luca Giordanos sind mehrere Fassungen des Bildthemas bekannt. Eine besonders großformatige Version befindet sich in Burghley House, Stamford (251 x 322 cm), und stammt aus den frühen 1680er-Jahren; eine weitere mit 1686 datierte und etwas kleinere Fassung (227 x 193) wird zusammen mit ihrem Pendant, der Entführung der Helena, im Wadsworth Atheneum in Hartford, Connecticut, aufbewahrt. In diesen Gemälden zeigt sich der Übergang zu einer merkbar helleren Farbigkeit in der Malerei Giordanos ebenso wie die Übernahme von Kompositionslösungen Paolo Veroneses (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano. L’opera completa, Neapel 1992, Bd. I, S. 302, Nr. A305, Bd. II, S. 630, Abb. 408 und Bd. I, S. 319, Nr. A413, Bd. II, S. 693, Abb. 543).

Das vorliegende Gemälde entstammt vermutlich einer früheren Schaffensperiode Luca Giordanos Mitte der 1670er-Jahre, als ihn die Ausführung von Werken für private Auftraggeber und von wichtigen öffentlichen Aufträgen in Neapel in Anspruch nahm. Es lässt sich mit anderen Bildern mythologischen Inhalts vergleichen, in denen der Einfluss von Pietro da Cortonas Malstil unverkennbar ist. Das vorliegende Gemälde wird von barocker Sinnlichkeit und Bewegtheit beherrscht: Die junge Europa wurde von Zeus entführt, der sich in sie verliebt und in einen Stier verwandelt hatte, um sich ihr nähern und sie rauben zu können. Putten begleiten die Szene, wobei der rechts unten erscheinende an einen spiegelverkehrt dargestellten in einem Bild Giordanos gleichen Themas erinnert, das sich in einer Mailänder Privatsammlung befindet (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano. Nuove ricerche e inediti, Neapel 2003, S. 63, Nr. A0145, S. 179, Abb. A0145).

Luca Giordano ging in Neapel bei Jusepe de Ribera in die Lehre, der sein Interesse am Naturalismus Caravaggios weckte. Später lockerte sich sein Malstil auf; er bediente sich einer reichhaltigeren Palette und einer neuen Freiheit im Ausdruck, die das Ergebnis seiner vielen prägenden Reisen nach Rom, Venedig und Parma waren. Während seines langen, fruchtbaren Schaffens führte er nicht nur in Neapel prestigeträchtige Aufträge aus, sondern auch in Venedig, Padua und Florenz, wo er in den 1680er-Jahren die Kuppel von Santa Maria del Carmine und den Salon im Palazzo Riccardi freskierte. Später wurde er von König Karl II. nach Spanien gerufen, wo er im Escorial und im Königspalast in Madrid sowie im Dom von Toledo arbeitete.

17.10.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Luca Giordano


(Neapel 1634–1705)
Der Raub der Europa,
Öl auf Leinwand, 122 x 173 cm, gerahmt

Provenienz:
Salocchi, Florenz;
Sammlung Vittorio Cini (1885–1977), Venedig;
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 54841) als Werk Luca Giordanos verzeichnet.

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Untersuchung im Original bestätigt hat.

Darüber hinaus danken wir Giuseppe Scavizzi, der die Zuschreibung unabhängig von diesem auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie ebenfalls bestätigt hat.

Der Künstler widmete sich dem mythologischen Thema des Raubs der Europa im Laufe seines langen produktiven Schaffens gleich mehrmals. Die Geschichte der Ikonografie des aus Ovids Metamorphosen entnommenen Themas (II, 838–875) geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als es von vielen großen Künstlern aufgegriffen wurde. Unter ihnen war auch Tizian, der das Sujet in seinem berühmten Gemälde für Philipp II. von Spanien darstellte (heute Isabella Stewart Gardner Museum, Boston). Dieses wurde zum wichtigsten Vorbild für alle nachfolgenden Künstler, die sich des Themas annahmen.

Von der Hand Luca Giordanos sind mehrere Fassungen des Bildthemas bekannt. Eine besonders großformatige Version befindet sich in Burghley House, Stamford (251 x 322 cm), und stammt aus den frühen 1680er-Jahren; eine weitere mit 1686 datierte und etwas kleinere Fassung (227 x 193) wird zusammen mit ihrem Pendant, der Entführung der Helena, im Wadsworth Atheneum in Hartford, Connecticut, aufbewahrt. In diesen Gemälden zeigt sich der Übergang zu einer merkbar helleren Farbigkeit in der Malerei Giordanos ebenso wie die Übernahme von Kompositionslösungen Paolo Veroneses (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano. L’opera completa, Neapel 1992, Bd. I, S. 302, Nr. A305, Bd. II, S. 630, Abb. 408 und Bd. I, S. 319, Nr. A413, Bd. II, S. 693, Abb. 543).

Das vorliegende Gemälde entstammt vermutlich einer früheren Schaffensperiode Luca Giordanos Mitte der 1670er-Jahre, als ihn die Ausführung von Werken für private Auftraggeber und von wichtigen öffentlichen Aufträgen in Neapel in Anspruch nahm. Es lässt sich mit anderen Bildern mythologischen Inhalts vergleichen, in denen der Einfluss von Pietro da Cortonas Malstil unverkennbar ist. Das vorliegende Gemälde wird von barocker Sinnlichkeit und Bewegtheit beherrscht: Die junge Europa wurde von Zeus entführt, der sich in sie verliebt und in einen Stier verwandelt hatte, um sich ihr nähern und sie rauben zu können. Putten begleiten die Szene, wobei der rechts unten erscheinende an einen spiegelverkehrt dargestellten in einem Bild Giordanos gleichen Themas erinnert, das sich in einer Mailänder Privatsammlung befindet (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano. Nuove ricerche e inediti, Neapel 2003, S. 63, Nr. A0145, S. 179, Abb. A0145).

Luca Giordano ging in Neapel bei Jusepe de Ribera in die Lehre, der sein Interesse am Naturalismus Caravaggios weckte. Später lockerte sich sein Malstil auf; er bediente sich einer reichhaltigeren Palette und einer neuen Freiheit im Ausdruck, die das Ergebnis seiner vielen prägenden Reisen nach Rom, Venedig und Parma waren. Während seines langen, fruchtbaren Schaffens führte er nicht nur in Neapel prestigeträchtige Aufträge aus, sondern auch in Venedig, Padua und Florenz, wo er in den 1680er-Jahren die Kuppel von Santa Maria del Carmine und den Salon im Palazzo Riccardi freskierte. Später wurde er von König Karl II. nach Spanien gerufen, wo er im Escorial und im Königspalast in Madrid sowie im Dom von Toledo arbeitete.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017

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