(Antwerp 1589- 1626)
Bewaldete Landschaft mit Hirten und ihrer Herde,
Öl auf Leinwand, 114 x 198 cm, gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Eigenhändigkeit bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes. Ein Gutachten liegt vor.

Abraham Govaerts wurde 1589 in Antwerpen als Sohn eines Kunsthändlers geboren. Es wird angenommen, dass er in der Werkstatt Jan Brueghels d. Ä. ausgebildet wurde, doch ist dies nicht belegt. In der Antwerpener Lukasgilde ist er ab 1607/1608 verzeichnet. Er war mit Isabella Gielis verheiratet, die 1626 nur wenige Tage nach ihrem Ehemann verstarb. Das Paar hatte zwei Töchter, Isabella und Suzanna. Abraham Govaerts war nie außerhalb seiner Heimatstadt Antwerpen tätig, wo er 1623 zum Dekan der Lukasgilde ernannt wurde. Mehrere junge Meister waren unter Govaerts ausgebildet worden, darunter der renommierte Landschaftsmaler Alexander Keirincx sowie die unbekannten Künstler Nicolaes Aertsens and Gysbrecht van der Berch. Der überwiegende Teil von Abraham Govaerts’ erhaltenen Bildern ist auf kleinen Holz- oder Kupfertafeln gemalt.

Sein 2003 von Ursula Härting und Kathleen Borms katalogisiertes Werk umfasst nahezu 200 Landschaften im Kabinettformat. Nur bei vier Werken aus diesem Korpus handelt es sich um große Leinwandbilder von ähnlichem Format wie das vorliegende Gemälde (Ursula Härting und Kathleen Borms, Abraham Govaerts. Der Waldmaler (1589–1626), Leuven 2003, Nr. 35, 159, 162, 192). Im Vergleich zu diesen vier großen und richtig als eigenhändige Werke Govaerts’ eingestuften Leinwandbildern weist unser Gemälde dieselben stilistischen Merkmale auf. Die knorrigen Baumstämme, das Laub, das Erdreich und das Wasser sind in sehr ähnlicher Art und Weise dargestellt. Govaerts’ Wiedergabe des Hirten erinnert an die mythologische Gestalt des Argus, der in der Regel mit vorgebeugten Schultern erscheint. Doch ist kein Beispiel einer Darstellung des Argus ohne Merkur bekannt, so dass der Hirte mit diesem vermutlich nicht gleichzusetzen ist.

Keines der großen Leinwandbilder Govaerts’ wurde vom Meister signiert oder mit einer Jahreszahl versehen, was eine Datierung des vorliegenden Werks erschwert. Aus stilistischen Gründen scheint eine Entstehung dieser großen und eindrucksvollen Landschaft in den 1610er- oder frühen 1620er-Jahren am wahrscheinlichsten.