Lot Nr. 42


Lavinia Fontana


Lavinia Fontana - Alte Meister

(Bologna 1552–1614 Rom)
Judith mit dem Haupt des Holofernes,
Öl auf Leinwand, 92 x 141 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Maria Teresa Cantaro, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat. Das Bild scheint bis dato unpubliziert und ist damit eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre Lavinia Fontanas.

Das vorliegende Werk zeigt die biblische Heldin Judith, wie sie das Zelt des Holofernes mit dem abgetrennten Haupt des Tyrannen verlässt und es mit der Hilfe ihrer treuen Dienerin in einen Sack steckt. Die Künstlerin stellte dieses Judith-Thema zwei weitere Male dar: in einem signierten und mit 1600 datierten Werk, das sich heute im Museo Davia Bargellini in Bologna befindet, und in einer ebenfalls signierten und in das Jahr 1595 datierbaren nächtlichen Szene im Oratorio dei Pellegrini in Bologna.

Cantaro datiert das vorliegende Gemälde in die zweite Hälfte der 1580er-Jahre, als Lavinia Fontana, die durch ihren Vater, den Maler Prospero Fontana, ausgebildet worden war, bereits eine glänzende Laufbahn eingeschlagen und sich in ihrer Heimatstadt als Porträtistin betuchter Familien einen Namen gemacht hatte. Der Auftrag zu dem vorliegenden Gemälde ist möglicherweise in diesem Zusammenhang zu sehen. Die helle und lichterfüllte Farbigkeit schwächt das Drama ab, durch das sich ihre späteren Interpretationen des Themas auszeichnen, wobei die Aufmerksamkeit ganz der noblen, eleganten Gestalt Judiths gilt.

Die bühnenartige Komposition der Szene lässt an manieristische Beispiele aus Mittelitalien denken, die Lavinia sicherlich Gelegenheit hatte zu studieren. Darüber hinaus weist das Werk auch gewisse flämische Bildelemente auf, etwa im klaren Azurblau des Hintergrunds, in dem rechts das Zeltlager von Holofernes’ Soldaten erscheint und am Gipfel des Hügels die Stadt Bethulien zu sehen ist.

Im Vordergrund ist die mit entblößter Brust dargestellte Heldin im Stil der Antike gekleidet. Eilig verlässt sie das Zelt des Tyrannen. Ihr Oberkörper ist der Dienerin zugewandt, während das Gesicht in die entgegengesetzte Richtung blickt. Diese dynamische Bewegung unterstreicht das Spannungsmoment der Szene, die deutlich erkennbar in einem zeitgenössischen Umfeld angesiedelt ist. Letzteres zeigt sich in den Rüstungen der Soldaten im Hintergrund und vor allem im Schmuck und in der Haartracht Judiths, die von Lavinia Fontana mit gewohnter Meisterschaft wiedergegeben sind. Tatsächlich ist Judith ganz nach der Mode des späten Cinquecento dargestellt, mit zurückgekämmtem Haar und seitlich herabfallenden Locken, geschmückt mit Perlenschnüren, die mit einem zarten, durchsichtigen Schleier verwoben sind.

Diese Erscheinung lässt in Verbindung mit den klar definierten Gesichtszügen der Judith die Absicht erkennen, hinter der Gestalt der Heldin ein Porträt zu verbergen. In der Tat wurde dieses biblische Sujet im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert sehr häufig dafür eingesetzt, adelige Damen entsprechenden Alters in Werken darzustellen, die dazu gedacht waren, private Schlafgemächer zu schmücken. Lavinia Fontana erhielt zahlreiche solcher Aufträge, wie ihre vielen mythologischen und religiösen Werke belegen, hinter denen eigentlich Frauenbildnisse der damaligen Zeit stecken. Das trifft auch auf die eingangs erwähnte Judith mit dem Haupt des Holofernes im Museo Davia Bargellini zu, die offensichtlich Costanza Bianchetti Bargellini porträtiert (siehe C. P. Murphy, Lavinia Fontana. A Painter and Her Patrons in Sixteenth-Century Bologna, New Haven/London 2003, S. 151–155). In Bezug auf das vorliegende Gemälde meint Cantaro im Bild der Judith ein Bildnis der Ginevra Aldrovandi Hercolani zu erkennen, die von Lavinia auch in einem heute im Walters Museum of Art in Baltimore befindlichen Werk dargestellt wurde (siehe ebd., S. 143–146).

Wir danken Maria Teresa Cantaro für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

17.10.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Lavinia Fontana


(Bologna 1552–1614 Rom)
Judith mit dem Haupt des Holofernes,
Öl auf Leinwand, 92 x 141 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Maria Teresa Cantaro, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat. Das Bild scheint bis dato unpubliziert und ist damit eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre Lavinia Fontanas.

Das vorliegende Werk zeigt die biblische Heldin Judith, wie sie das Zelt des Holofernes mit dem abgetrennten Haupt des Tyrannen verlässt und es mit der Hilfe ihrer treuen Dienerin in einen Sack steckt. Die Künstlerin stellte dieses Judith-Thema zwei weitere Male dar: in einem signierten und mit 1600 datierten Werk, das sich heute im Museo Davia Bargellini in Bologna befindet, und in einer ebenfalls signierten und in das Jahr 1595 datierbaren nächtlichen Szene im Oratorio dei Pellegrini in Bologna.

Cantaro datiert das vorliegende Gemälde in die zweite Hälfte der 1580er-Jahre, als Lavinia Fontana, die durch ihren Vater, den Maler Prospero Fontana, ausgebildet worden war, bereits eine glänzende Laufbahn eingeschlagen und sich in ihrer Heimatstadt als Porträtistin betuchter Familien einen Namen gemacht hatte. Der Auftrag zu dem vorliegenden Gemälde ist möglicherweise in diesem Zusammenhang zu sehen. Die helle und lichterfüllte Farbigkeit schwächt das Drama ab, durch das sich ihre späteren Interpretationen des Themas auszeichnen, wobei die Aufmerksamkeit ganz der noblen, eleganten Gestalt Judiths gilt.

Die bühnenartige Komposition der Szene lässt an manieristische Beispiele aus Mittelitalien denken, die Lavinia sicherlich Gelegenheit hatte zu studieren. Darüber hinaus weist das Werk auch gewisse flämische Bildelemente auf, etwa im klaren Azurblau des Hintergrunds, in dem rechts das Zeltlager von Holofernes’ Soldaten erscheint und am Gipfel des Hügels die Stadt Bethulien zu sehen ist.

Im Vordergrund ist die mit entblößter Brust dargestellte Heldin im Stil der Antike gekleidet. Eilig verlässt sie das Zelt des Tyrannen. Ihr Oberkörper ist der Dienerin zugewandt, während das Gesicht in die entgegengesetzte Richtung blickt. Diese dynamische Bewegung unterstreicht das Spannungsmoment der Szene, die deutlich erkennbar in einem zeitgenössischen Umfeld angesiedelt ist. Letzteres zeigt sich in den Rüstungen der Soldaten im Hintergrund und vor allem im Schmuck und in der Haartracht Judiths, die von Lavinia Fontana mit gewohnter Meisterschaft wiedergegeben sind. Tatsächlich ist Judith ganz nach der Mode des späten Cinquecento dargestellt, mit zurückgekämmtem Haar und seitlich herabfallenden Locken, geschmückt mit Perlenschnüren, die mit einem zarten, durchsichtigen Schleier verwoben sind.

Diese Erscheinung lässt in Verbindung mit den klar definierten Gesichtszügen der Judith die Absicht erkennen, hinter der Gestalt der Heldin ein Porträt zu verbergen. In der Tat wurde dieses biblische Sujet im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert sehr häufig dafür eingesetzt, adelige Damen entsprechenden Alters in Werken darzustellen, die dazu gedacht waren, private Schlafgemächer zu schmücken. Lavinia Fontana erhielt zahlreiche solcher Aufträge, wie ihre vielen mythologischen und religiösen Werke belegen, hinter denen eigentlich Frauenbildnisse der damaligen Zeit stecken. Das trifft auch auf die eingangs erwähnte Judith mit dem Haupt des Holofernes im Museo Davia Bargellini zu, die offensichtlich Costanza Bianchetti Bargellini porträtiert (siehe C. P. Murphy, Lavinia Fontana. A Painter and Her Patrons in Sixteenth-Century Bologna, New Haven/London 2003, S. 151–155). In Bezug auf das vorliegende Gemälde meint Cantaro im Bild der Judith ein Bildnis der Ginevra Aldrovandi Hercolani zu erkennen, die von Lavinia auch in einem heute im Walters Museum of Art in Baltimore befindlichen Werk dargestellt wurde (siehe ebd., S. 143–146).

Wir danken Maria Teresa Cantaro für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!