Lot Nr. 32


Andrea Solario, Werkstatt


Andrea Solario, Werkstatt - Alte Meister

(Mailand um 1465–1524)
Ecce Homo,
Tempera und Öl auf Holz, 66 x 46,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Pavia, Mailand (lt. Longhi);
Privatsammlung, Italien

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Longhi (Nr. 520253) als Werk Andrea Solarios verzeichnet.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit einer Bildfindung Andrea Solarios, von der mehrere eigenhändige Fassungen bekannt sind. David Alan Brown hat das signierte Gemälde der Sammlung John G. Johnson des Philadelphia Museum of Art (Inv. J 274) und ein weiteres signiertes Gemälde im Museum der Bildenden Künste in Leipzig (Inv. 1660) als zur Gänze eigenhändige Versionen identifiziert. Beide datieren aus der Zeit um 1507–1509 und entstanden somit während des Aufenthalts des Künstlers in Frankreich (siehe D. A. Brown, Andrea Solario, Mailand 1987, S. 212–214, Nr. 50 und 51).

Das vorliegende Bild ist auf einer Eichentafel gemalt und lässt sich möglicherweise ebenfalls in die französischen Jahre Solarios einordnen. Die Bauweise der Tafel entspricht allerdings der italienischen Methode, mit Kastanienholz als weiterem Hartholz, das für die trapezförmig zugeschnittenen Querverstrebungen zum Einsatz kam. Eichentafeln als Malgrund sind im Werk Solarios wiederholt anzutreffen und waren nicht ungewöhnlich. Auch die oben erwähnte Ecce-Homo-Darstellung in Philadelphia ist auf Holz gemalt.

Nach politischen und militärischen Zwistigkeiten, in deren Verlauf die Herrschaft über Mailand an Frankreich hatte abgetreten werden müssen, erhielt Andrea Solario auch von den neuen Machthabern prestigeträchtige Aufträge. Schließlich zog er, als er in den Dienst von Kardinal Georges I. d’Amboise eintrat, nach Frankreich, wo er an den Wanddekorationen des Schlosses in Gaillon beteiligt war.

Die vorliegende Ecce-Homo-Szene zeigt Christus mit resigniert gesenktem Haupt und von der Geißelung gezeichnetem Körper. Die das Gefühl ansprechende Expressivität und der Naturalismus flämischen Ursprungs verbinden sich mit einer neuen in Mailand von Leonardo da Vinci eingeführten Bildinszenierung. Die vorliegende ausdrucksstarke Darstellung erfreute sich eines so großen Erfolgs, dass sie auch in anderen Malerateliers der Lombardei wiederholt wurde: nicht nur von Simon Mailly, gen. Simone de Châlons, einem späten Nachfolger des Künstlers, sondern auch von Bernardino Luini (Wallraf-Richartz Museum, Köln) und Giampietrino (Musée Magnin, Dijon). Es muss daher ein grafisches modello oder ein Karton vorgelegen haben, der in dieser Zeit und auch noch in den Jahren danach herangezogen wurde.

Diese Überlegungen lassen in Verbindung mit der Bildqualität des vorliegenden Werks den Schluss zu, dass es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Solario und seiner Werkstatt handelt, die in den Zeitraum zwischen 1510 und 1520 zu datieren ist.

Wir danken Andrea G. De Marchi für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

17.10.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Andrea Solario, Werkstatt


(Mailand um 1465–1524)
Ecce Homo,
Tempera und Öl auf Holz, 66 x 46,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Pavia, Mailand (lt. Longhi);
Privatsammlung, Italien

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Longhi (Nr. 520253) als Werk Andrea Solarios verzeichnet.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit einer Bildfindung Andrea Solarios, von der mehrere eigenhändige Fassungen bekannt sind. David Alan Brown hat das signierte Gemälde der Sammlung John G. Johnson des Philadelphia Museum of Art (Inv. J 274) und ein weiteres signiertes Gemälde im Museum der Bildenden Künste in Leipzig (Inv. 1660) als zur Gänze eigenhändige Versionen identifiziert. Beide datieren aus der Zeit um 1507–1509 und entstanden somit während des Aufenthalts des Künstlers in Frankreich (siehe D. A. Brown, Andrea Solario, Mailand 1987, S. 212–214, Nr. 50 und 51).

Das vorliegende Bild ist auf einer Eichentafel gemalt und lässt sich möglicherweise ebenfalls in die französischen Jahre Solarios einordnen. Die Bauweise der Tafel entspricht allerdings der italienischen Methode, mit Kastanienholz als weiterem Hartholz, das für die trapezförmig zugeschnittenen Querverstrebungen zum Einsatz kam. Eichentafeln als Malgrund sind im Werk Solarios wiederholt anzutreffen und waren nicht ungewöhnlich. Auch die oben erwähnte Ecce-Homo-Darstellung in Philadelphia ist auf Holz gemalt.

Nach politischen und militärischen Zwistigkeiten, in deren Verlauf die Herrschaft über Mailand an Frankreich hatte abgetreten werden müssen, erhielt Andrea Solario auch von den neuen Machthabern prestigeträchtige Aufträge. Schließlich zog er, als er in den Dienst von Kardinal Georges I. d’Amboise eintrat, nach Frankreich, wo er an den Wanddekorationen des Schlosses in Gaillon beteiligt war.

Die vorliegende Ecce-Homo-Szene zeigt Christus mit resigniert gesenktem Haupt und von der Geißelung gezeichnetem Körper. Die das Gefühl ansprechende Expressivität und der Naturalismus flämischen Ursprungs verbinden sich mit einer neuen in Mailand von Leonardo da Vinci eingeführten Bildinszenierung. Die vorliegende ausdrucksstarke Darstellung erfreute sich eines so großen Erfolgs, dass sie auch in anderen Malerateliers der Lombardei wiederholt wurde: nicht nur von Simon Mailly, gen. Simone de Châlons, einem späten Nachfolger des Künstlers, sondern auch von Bernardino Luini (Wallraf-Richartz Museum, Köln) und Giampietrino (Musée Magnin, Dijon). Es muss daher ein grafisches modello oder ein Karton vorgelegen haben, der in dieser Zeit und auch noch in den Jahren danach herangezogen wurde.

Diese Überlegungen lassen in Verbindung mit der Bildqualität des vorliegenden Werks den Schluss zu, dass es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Solario und seiner Werkstatt handelt, die in den Zeitraum zwischen 1510 und 1520 zu datieren ist.

Wir danken Andrea G. De Marchi für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017

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