Lot Nr. 25 -


Francisco de Herrera d. J.

[Saleroom Notice]
Francisco de Herrera d. J. - Alte Meister

(Sevilla 1627–1685 Madrid)
Stillleben mit Fischen, Wild, Früchten, Gemüse, Muscheln und Blumen in einer Keramikvase,
links (auf dem Mauervorsprung) signiert und undeutlich datiert: F Herrera fecit 16..,
Öl auf Leinwand, 100 x 158 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria d’Orlane, Casalmaggiore;
Privatsammlung, Schweiz

Ausgestellt:
Imola, Musei Civici, Fruges. Frutta dipinta su tela e maiolica dal XVI al XVIII secolo, 8.–23. November 2003, Nr. 3

Literatur:
G. Bocchi/U. Bocchi, Naturalia. Nature morte in collezioni pubbliche e private, Turin 1992, S. 340–343, Tafel 122;
G. Bocchi, in: Fruges. Frutta dipinta su tela e maiolica dal XVI al XVIII secolo, hrsg. von G. Asioli Martini, Ausstellungskatalog, Imola 2003, S. 22/23;
G. Bocchi/U. Bocchi, Pittori di natura morta a Roma. Artisti stranieri 1630–1750 / Still Life Painters in Rome. Foreign Artists 1630–1750, Viadana 2004, S. 16 und S. 18/19, Abb. FH.3

Bei diesem außergewöhnlichen Stillleben handelt es sich um das einzige bekannte signierte Werk des Künstlers Francisco de Herrera d. J. aus Sevilla. Es bildet daher den wichtigsten Ausgangspunkt für die Rekonstruktion seines künstlerischen Schaffens. Herrera war in Italien tätig, wo er sich auf bodegones bzw. Stillleben spezialisierte, die in erster Linie Fische zeigten, wodurch auch sein Beiname „Spagnolo degli pesci“ [„Spanier der Fische“] entstand (siehe E. Valdivieso, Historia de la pintura sevillana, Sevilla 1986, S. 199/200).

Er wurde im Atelier seines Vaters Francisco de Herrera d. Ä. ausgebildet, der möglicherweise auch der Lehrer des jungen Diego Velázquez gewesen war, und ging 1647 nach Rom. Dort fand er als begabter Maler alsbald Beachtung. Es steht zur Vermutung, dass seine ungewöhnliche Themenwahl zu seinem Ruhm, zu dem er während seines kurzen Aufenthalts gelangte, beitrug. Seine Gemälde sind in Inventaren des 18. Jahrhunderts wichtiger römischer Sammlungen dokumentiert, etwa in jener von Don Ferdinando Orsini, der drei Fischbilder des Spaniers besaß (siehe G. Bocchi/U. Bocchi, 2004, S. 15). Darüber hinaus berichtet sein andalusischer Biograf Palomino, dass es im 18. Jahrhundert in Spanien keine Werke Herreras mehr gab, weil sie auf dem internationalen Markt so stark nachgefragt waren (siehe J. Cavestany, Floreros y Bodegónes en la Pintura española, Ausstellungskatalog, Madrid 1936–1640, Nr. 73–75).

Nach seiner Rückkehr nach Spanien im Jahr 1650, wo er sich zuerst in Madrid und später in Sevilla aufhielt, wandte sich Francisco de Herrera von seinem naturalistischen Genre ab und verlegte sich auf die Figurenmalerei. Zusammen mit Murillo war er Gründungsmitglied und dann auch erster Direktor der Akademie von Sevilla. Ab 1660 ließ er sich endgültig in Madrid nieder, wo er zum Hofmaler ernannt wurde.

Das vorliegende Stillleben stammt zweifellos aus der römischen Periode des Künstlers und ist daher von großer Bedeutung für die Kenntnis dieser eher wenig bekannten Seite seines Schaffens.

In der vorliegenden Komposition finden sich Süßwasserfische, Wildtiere – darunter ein Hase, eine Waldschnepfe und Lerchen –, Blumen, Gemüse und im rechten Hintergrund eine Muschel und eine Vase auf einem Sims. Dieses abwechslungsreiche Tableau ist typisch für die italienische Malerei und entstand sehr wahrscheinlich nach Naturstudien, die der Künstler während seiner Zeit in Italien anfertigte. Unter den Fischen im Vordergrund besonders hervorzuheben ist der Hecht, der damals in Italien weit verbreitet war, aber in den Gewässern Spaniens fehlte. Die Keramikvase wiederum ist ein für die Jahrhundertmitte typisches Delfter Erzeugnis, aus der die bereits damals erreichte weite Verbreitung derartiger Produkte hervorgeht, die bis nach Südeuropa gelangten. Herreras malerisches Können zeigt sich in den silbrigen Reflexen auf der Fischhaut und in der Plastizität erzeugenden Lichtführung, sowie im scharfen Fokus in den jedes einzelne Bildelement gerückt wird. In Anbetracht des großen Formats und der Komplexität der Komposition entstand das vorliegende Gemälde höchstwahrscheinlich für einen wichtigen Auftraggeber.

Die Mitte des Jahrhunderts eingeführten Neuerungen durch den „Spagnolo degli pesci“ in diesem besonderen Genre der Stilllebenmalerei, sollten bei dessen Weiterentwicklung eine wichtige Rolle spielen. Der Einfluss des Künstlers war vor allem in Neapel groß, das in einem engen kulturellen Austausch mit Spanien stand. Dies gilt insbesondere für die Künstlerfamilien wie jene der Recco und Ruoppolo.

Saleroom Notice:

Eine alternative Zuschreibung an Francisco de Barrera (dokumentiert in Madrid 1595?-1657) wurde vorgeschlagen.

17.10.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Francisco de Herrera d. J.

[Saleroom Notice]

(Sevilla 1627–1685 Madrid)
Stillleben mit Fischen, Wild, Früchten, Gemüse, Muscheln und Blumen in einer Keramikvase,
links (auf dem Mauervorsprung) signiert und undeutlich datiert: F Herrera fecit 16..,
Öl auf Leinwand, 100 x 158 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria d’Orlane, Casalmaggiore;
Privatsammlung, Schweiz

Ausgestellt:
Imola, Musei Civici, Fruges. Frutta dipinta su tela e maiolica dal XVI al XVIII secolo, 8.–23. November 2003, Nr. 3

Literatur:
G. Bocchi/U. Bocchi, Naturalia. Nature morte in collezioni pubbliche e private, Turin 1992, S. 340–343, Tafel 122;
G. Bocchi, in: Fruges. Frutta dipinta su tela e maiolica dal XVI al XVIII secolo, hrsg. von G. Asioli Martini, Ausstellungskatalog, Imola 2003, S. 22/23;
G. Bocchi/U. Bocchi, Pittori di natura morta a Roma. Artisti stranieri 1630–1750 / Still Life Painters in Rome. Foreign Artists 1630–1750, Viadana 2004, S. 16 und S. 18/19, Abb. FH.3

Bei diesem außergewöhnlichen Stillleben handelt es sich um das einzige bekannte signierte Werk des Künstlers Francisco de Herrera d. J. aus Sevilla. Es bildet daher den wichtigsten Ausgangspunkt für die Rekonstruktion seines künstlerischen Schaffens. Herrera war in Italien tätig, wo er sich auf bodegones bzw. Stillleben spezialisierte, die in erster Linie Fische zeigten, wodurch auch sein Beiname „Spagnolo degli pesci“ [„Spanier der Fische“] entstand (siehe E. Valdivieso, Historia de la pintura sevillana, Sevilla 1986, S. 199/200).

Er wurde im Atelier seines Vaters Francisco de Herrera d. Ä. ausgebildet, der möglicherweise auch der Lehrer des jungen Diego Velázquez gewesen war, und ging 1647 nach Rom. Dort fand er als begabter Maler alsbald Beachtung. Es steht zur Vermutung, dass seine ungewöhnliche Themenwahl zu seinem Ruhm, zu dem er während seines kurzen Aufenthalts gelangte, beitrug. Seine Gemälde sind in Inventaren des 18. Jahrhunderts wichtiger römischer Sammlungen dokumentiert, etwa in jener von Don Ferdinando Orsini, der drei Fischbilder des Spaniers besaß (siehe G. Bocchi/U. Bocchi, 2004, S. 15). Darüber hinaus berichtet sein andalusischer Biograf Palomino, dass es im 18. Jahrhundert in Spanien keine Werke Herreras mehr gab, weil sie auf dem internationalen Markt so stark nachgefragt waren (siehe J. Cavestany, Floreros y Bodegónes en la Pintura española, Ausstellungskatalog, Madrid 1936–1640, Nr. 73–75).

Nach seiner Rückkehr nach Spanien im Jahr 1650, wo er sich zuerst in Madrid und später in Sevilla aufhielt, wandte sich Francisco de Herrera von seinem naturalistischen Genre ab und verlegte sich auf die Figurenmalerei. Zusammen mit Murillo war er Gründungsmitglied und dann auch erster Direktor der Akademie von Sevilla. Ab 1660 ließ er sich endgültig in Madrid nieder, wo er zum Hofmaler ernannt wurde.

Das vorliegende Stillleben stammt zweifellos aus der römischen Periode des Künstlers und ist daher von großer Bedeutung für die Kenntnis dieser eher wenig bekannten Seite seines Schaffens.

In der vorliegenden Komposition finden sich Süßwasserfische, Wildtiere – darunter ein Hase, eine Waldschnepfe und Lerchen –, Blumen, Gemüse und im rechten Hintergrund eine Muschel und eine Vase auf einem Sims. Dieses abwechslungsreiche Tableau ist typisch für die italienische Malerei und entstand sehr wahrscheinlich nach Naturstudien, die der Künstler während seiner Zeit in Italien anfertigte. Unter den Fischen im Vordergrund besonders hervorzuheben ist der Hecht, der damals in Italien weit verbreitet war, aber in den Gewässern Spaniens fehlte. Die Keramikvase wiederum ist ein für die Jahrhundertmitte typisches Delfter Erzeugnis, aus der die bereits damals erreichte weite Verbreitung derartiger Produkte hervorgeht, die bis nach Südeuropa gelangten. Herreras malerisches Können zeigt sich in den silbrigen Reflexen auf der Fischhaut und in der Plastizität erzeugenden Lichtführung, sowie im scharfen Fokus in den jedes einzelne Bildelement gerückt wird. In Anbetracht des großen Formats und der Komplexität der Komposition entstand das vorliegende Gemälde höchstwahrscheinlich für einen wichtigen Auftraggeber.

Die Mitte des Jahrhunderts eingeführten Neuerungen durch den „Spagnolo degli pesci“ in diesem besonderen Genre der Stilllebenmalerei, sollten bei dessen Weiterentwicklung eine wichtige Rolle spielen. Der Einfluss des Künstlers war vor allem in Neapel groß, das in einem engen kulturellen Austausch mit Spanien stand. Dies gilt insbesondere für die Künstlerfamilien wie jene der Recco und Ruoppolo.

Saleroom Notice:

Eine alternative Zuschreibung an Francisco de Barrera (dokumentiert in Madrid 1595?-1657) wurde vorgeschlagen.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017

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