Lot Nr. 19


Nicolò dell’Abate


Nicolò dell’Abate - Alte Meister

(Modena um 1512–1571 Fontainebleau)
Halbfiguriges Porträt eines Lanzenträgers mit Federhut,
Öl auf Holz, 64,8 x 51,4 cm, gerahmt

Provenienz:
Conte Leonida Mattaroli, Castel Marino;
Dona Maria Costa, Palermo, Sizilien, und Plainfield, New Jersey;
Sammlung Julius Held, Old Bennington, Vermont;
dessen Auktion, Christie’s, New York, 27. Januar 2009, Lot 40 (als Nicolò dell’Abate);
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Giuseppe Cirillo, der die Zuschreibung an Nicolò dell’Abate auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.

Nicolò dell’Abates Porträts datieren zumeist aus der italienischen Zeit des Künstlers. Bei seiner Ankunft in Frankreich 1552 wurde er jedoch auch damit beauftragt, den König und die Königin zu malen. In Italien hatte sich der Künstler vor allem einen Ruhm als Freskant erworben hatte – u. a. bei der Ausstattung des Palazzo Poggi in Bologna. Die flüssige Maltechnik, die er sich in diesem Medium zugelegt hatte, übertrug sich in der Folge auch auf seine Ölgemälde. Sein Schaffen zeichnet sich durch eine lebendige Farbigkeit in der Technik der tempera grassa aus, die er von Parmigianino, der sich zwischen 1527 und 1530 in Bologna aufgehalten hatte, übernommen hatte. In Nicolò dell’Abates Schaffen – etwa in Porträts wie Dame im grünen Turban im Prado in Madrid und Bildnis einer Dame in der Galleria Borghese in Rom – zeigt sich auch der Einfluss der venezianischen Malerei, etwa der Werke Bartolomeo Venetos. Prägend für den Künstler war auch die Kunst Sebastiano del Piombos, zum Beispiel dessen Mann mit einem Falken in der Art Gallery of New South Wales, Sydney, und der Mann mit Papagei im Kunsthistorischen Museum in Wien.

Das vorliegende Werk hat stilistisch Ähnlichkeit mit dem Bildnis eines jungen Mannes in der Galleria Nazionale di Arte Antica im Palazzo Barberini in Rom; in seiner lebendigen Haptik verrät das sichtlich mit großer Sorgfalt ausgeführte Gesicht den von Parmigianino in die emilianische Porträtmalerei eingeführten Realismus. Das Porträt legt eine Akkuratesse an den Tag, die an den im benachbarten Ferrara tätigen Girolamo da Carpi denken lässt, der in seinen Werken jedoch eher dazu neigte, den Kostümen mehr Geltung zu verschaffen, etwa in dem Bildnis einer Dame (Renée de France?) im Frankfurter Städel oder in dem Porträt Girolamo de’ Vincentis in der Pinacoteca Nazionale di Capodimonte in Neapel.

Der Lanzenträger des vorliegenden Werks wurde mit großer Detailfreude gemalt. Diese zeigt sich etwa in der lockeren Haltung der behandschuhten Hände, wobei einer der Daumen im Band des geschlitzten Wamses eingehängt ist, oder auch in den schwarz eingefassten Rüschenmanschetten des Hemdes. Ähnlich wie in der Porträtmalerei Parmigianinos scheint Nicolò dell’Abate der Kappe und der mit einem vergoldeten Bronzemedaillon daran befestigte Straußenfeder besondere Bedeutung zugewiesen zu haben, vergleichbar dem juwelenbesetzten Haarnetz der von ihm porträtierten Frauengestalten, das dazu dient, ihre soziale Stellung auszuweisen. Die Lanze, die der Dargestellte in der Hand hält, ist eine Waffe der Kavallerie und damit leichter handhabbar als ein Schwert, obgleich es sich, anders als bei den Hellebarden der Schweizer Garde, bei denen eine Axt mit einem Speer kombiniert wird, um ein zeremonielles Attribut handelt. Die Straußenfedern tauchen in zahlreichen Bildnissen Nicolò dell’Abates auf und sind auch häufig in seinen Fresken anzutreffen, etwa bei den Musikanten des Freskos im Palazzo Poggi und in den narrativen Szenen der Fresken aus dem Palazzo Tofanini-Zucchini Solimei, die sich heute in der Pinacoteca Nazionale, Bologna, befinden.

17.10.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 62.500,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Nicolò dell’Abate


(Modena um 1512–1571 Fontainebleau)
Halbfiguriges Porträt eines Lanzenträgers mit Federhut,
Öl auf Holz, 64,8 x 51,4 cm, gerahmt

Provenienz:
Conte Leonida Mattaroli, Castel Marino;
Dona Maria Costa, Palermo, Sizilien, und Plainfield, New Jersey;
Sammlung Julius Held, Old Bennington, Vermont;
dessen Auktion, Christie’s, New York, 27. Januar 2009, Lot 40 (als Nicolò dell’Abate);
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Giuseppe Cirillo, der die Zuschreibung an Nicolò dell’Abate auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.

Nicolò dell’Abates Porträts datieren zumeist aus der italienischen Zeit des Künstlers. Bei seiner Ankunft in Frankreich 1552 wurde er jedoch auch damit beauftragt, den König und die Königin zu malen. In Italien hatte sich der Künstler vor allem einen Ruhm als Freskant erworben hatte – u. a. bei der Ausstattung des Palazzo Poggi in Bologna. Die flüssige Maltechnik, die er sich in diesem Medium zugelegt hatte, übertrug sich in der Folge auch auf seine Ölgemälde. Sein Schaffen zeichnet sich durch eine lebendige Farbigkeit in der Technik der tempera grassa aus, die er von Parmigianino, der sich zwischen 1527 und 1530 in Bologna aufgehalten hatte, übernommen hatte. In Nicolò dell’Abates Schaffen – etwa in Porträts wie Dame im grünen Turban im Prado in Madrid und Bildnis einer Dame in der Galleria Borghese in Rom – zeigt sich auch der Einfluss der venezianischen Malerei, etwa der Werke Bartolomeo Venetos. Prägend für den Künstler war auch die Kunst Sebastiano del Piombos, zum Beispiel dessen Mann mit einem Falken in der Art Gallery of New South Wales, Sydney, und der Mann mit Papagei im Kunsthistorischen Museum in Wien.

Das vorliegende Werk hat stilistisch Ähnlichkeit mit dem Bildnis eines jungen Mannes in der Galleria Nazionale di Arte Antica im Palazzo Barberini in Rom; in seiner lebendigen Haptik verrät das sichtlich mit großer Sorgfalt ausgeführte Gesicht den von Parmigianino in die emilianische Porträtmalerei eingeführten Realismus. Das Porträt legt eine Akkuratesse an den Tag, die an den im benachbarten Ferrara tätigen Girolamo da Carpi denken lässt, der in seinen Werken jedoch eher dazu neigte, den Kostümen mehr Geltung zu verschaffen, etwa in dem Bildnis einer Dame (Renée de France?) im Frankfurter Städel oder in dem Porträt Girolamo de’ Vincentis in der Pinacoteca Nazionale di Capodimonte in Neapel.

Der Lanzenträger des vorliegenden Werks wurde mit großer Detailfreude gemalt. Diese zeigt sich etwa in der lockeren Haltung der behandschuhten Hände, wobei einer der Daumen im Band des geschlitzten Wamses eingehängt ist, oder auch in den schwarz eingefassten Rüschenmanschetten des Hemdes. Ähnlich wie in der Porträtmalerei Parmigianinos scheint Nicolò dell’Abate der Kappe und der mit einem vergoldeten Bronzemedaillon daran befestigte Straußenfeder besondere Bedeutung zugewiesen zu haben, vergleichbar dem juwelenbesetzten Haarnetz der von ihm porträtierten Frauengestalten, das dazu dient, ihre soziale Stellung auszuweisen. Die Lanze, die der Dargestellte in der Hand hält, ist eine Waffe der Kavallerie und damit leichter handhabbar als ein Schwert, obgleich es sich, anders als bei den Hellebarden der Schweizer Garde, bei denen eine Axt mit einem Speer kombiniert wird, um ein zeremonielles Attribut handelt. Die Straußenfedern tauchen in zahlreichen Bildnissen Nicolò dell’Abates auf und sind auch häufig in seinen Fresken anzutreffen, etwa bei den Musikanten des Freskos im Palazzo Poggi und in den narrativen Szenen der Fresken aus dem Palazzo Tofanini-Zucchini Solimei, die sich heute in der Pinacoteca Nazionale, Bologna, befinden.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.