Lot Nr. 2


Pellegrino di Mariano


Pellegrino di Mariano - Alte Meister

(Siena tätig um 1442–1492)
Madonna mit Kind und Heiligen,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 61 x 41,8 cm, integrierter Rahmen

Provenienz:
Auktion, Pandolfini, Florenz, 28. Oktober 2014, Lot 15;
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Dorà Sallay für die Bestätigung der Zuschreibung und das Verfassen des Katalogeintrags. Sie wird das vorliegende Gemälde in ihrer in Vorbereitung befindlichen Monografie über den Künstler veröffentlichen.

Das vorliegende Gemälde ist ein typisches Andachtsbild Pellegrino di Marianos, eines hochgeschätzten Sieneser Meisters des Quattrocento, der vor allem als Miniaturist bekannt ist.

Pellegrino di Mariano arbeitete für Papst Pius II. Piccolomini (1405–1464) sowie für wichtige Einrichtungen in Siena, darunter die Opera del Duomo und das Ospedale di Santa Maria della Scala. Seine erste Ausbildung erhielt er vermutlich unter Giovanni di Paolo (1398–1482). Danach schloss er sich dem Kreis Sano di Pietros (1405–1481), des um die Jahrhundertmitte beliebtesten Sieneser Künstlers, an. Indem er sich an dessen Arbeitsweise und Bildfindungen orientierte, erwarb Pellegrino sich Anerkennung als Spezialist für Andachtsmalerei. Sano di Pietro hatte in Siena einen neuen Typus des marianischen Andachtsbildes begründet: Abgesetzt von einem ornamentalen Goldgrund, sind Madonna und Kind als Halb- oder Dreiviertelfiguren dargestellt, flankiert von symmetrisch angeordneten Heiligen und Engeln. In der Regel wurden diese Gemälde ikonografisch durch die Auswahl der dazustellenden Heiligen durch den Stifter personalisiert. Die Werke befanden sich in Privathäusern oder in den Klosterzellen von Ordensmitgliedern.

Pellegrino di Mariano hielt zwar an der von Sano di Pietro begründeten Kompositionsformel fest, doch war er bemüht, sich durch eine persönliche Handschrift von diesem zu unterscheiden. Häufig griff er auf traditionelle Vorbilder zurück (insbesondere auf Werke von Simone Martini, Lippo Memmi, Andrea di Bartolo und Jacopo della Quercia), doch schuf er auch eigene Bildlösungen, die sich, obgleich sie auf demselben Ausgangsentwurf beruhten, durch einen großen Variantenreichtum auszeichnen.

Im vorliegenden Gemälde werden die Jungfrau und das Kind von sechs Figuren begleitet, die eine Art himmlische Entourage um sie herum bilden. Dargestellt sind auch zwei Schutzheilige Sienas: die heilige Katharina und der heilige Bernhardin. Rechts sind die heilige Dorothea und der heilige Hieronymus zu sehen. Darstellungen der heiligen Dorothea sind in der Sieneser Kunst des 13. Jahrhunderts selten anzutreffen, sodass ihrer Erscheinung im vorliegenden Gemälde ganz besondere Bedeutung beigemessen werden muss. Sie wurde in einer Vielzahl von Situationen als Schutzpatronin angerufen, doch ist sie hier höchstwahrscheinlich als persönliche Schutzheilige jener Person dargestellt, die das Bild beauftragt hat und bei der es sich möglicherweise um eine Frau gehandelt hat. Für die Darstellung dieser Heiligen hat sich Pellegrino di Mariano vermutlich von einer kleinen, um 1460 entstandenen und Francesco di Giorgio zugeschriebenen Tafel mit der heiligen Dorothea anregen lassen, die sich heute in der National Gallery in London befindet (siehe L. Syson in: Renaissance Siena: Art for a City, Ausstellungskatalog, London 2007, S. 108/109, Kat. Nr. 10).

Dem häufig von Sano di Pietro verwendeten Bildformat folgend, sind die sechs Figuren an den Seiten so angeordnet, dass sie den Bildraum unter Berücksichtigung der gebogten Form des Bildes ausschöpfen. Die polygonale Form des Abschlusses der vorliegenden Tafel ist in Pellegrinos Werk selten anzutreffen, zumal er sich üblicherweise rechteckiger oder abgerundeter Tafeln bediente. Die puppenartigen Figuren kehren auch in vielen Miniaturen des Künstlers wieder. Die Formen sind vereinfacht, die Palette ist klar und abwechslungsreich. Die Gesichtszüge der weiblichen Figuren sind nur mittels leichter Helldunkel-Übergänge modelliert. Die Augenbrauen bestehen aus zart gebogten Linien, die kräftig gefärbten Lippen sind an den Mundwinkeln oft leicht nach unten gezogen. Die gelängten Hände sind bewusst unartikuliert belassen, was auch bei den Assistenzfiguren deutlich wird, welche die typische Handschrift des Künstlers zeigen. Die vorliegende Tafel stammt aus einer relativ frühen Phase in Pellegrinos Schaffen; in Nachahmung früherer Beispiele der Sieneser Malerei wurden die feinen Stoffe der Gewänder der Figuren (zum Beispiel die Tunika des Jesuskindes und die Kleider der Engel) in Sgrafitto-Technik ausgeführt, erzielt durch zarte Ritzungen in der über das Blattgold aufgebrachten Malschicht.

17.10.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 50.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Pellegrino di Mariano


(Siena tätig um 1442–1492)
Madonna mit Kind und Heiligen,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 61 x 41,8 cm, integrierter Rahmen

Provenienz:
Auktion, Pandolfini, Florenz, 28. Oktober 2014, Lot 15;
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Dorà Sallay für die Bestätigung der Zuschreibung und das Verfassen des Katalogeintrags. Sie wird das vorliegende Gemälde in ihrer in Vorbereitung befindlichen Monografie über den Künstler veröffentlichen.

Das vorliegende Gemälde ist ein typisches Andachtsbild Pellegrino di Marianos, eines hochgeschätzten Sieneser Meisters des Quattrocento, der vor allem als Miniaturist bekannt ist.

Pellegrino di Mariano arbeitete für Papst Pius II. Piccolomini (1405–1464) sowie für wichtige Einrichtungen in Siena, darunter die Opera del Duomo und das Ospedale di Santa Maria della Scala. Seine erste Ausbildung erhielt er vermutlich unter Giovanni di Paolo (1398–1482). Danach schloss er sich dem Kreis Sano di Pietros (1405–1481), des um die Jahrhundertmitte beliebtesten Sieneser Künstlers, an. Indem er sich an dessen Arbeitsweise und Bildfindungen orientierte, erwarb Pellegrino sich Anerkennung als Spezialist für Andachtsmalerei. Sano di Pietro hatte in Siena einen neuen Typus des marianischen Andachtsbildes begründet: Abgesetzt von einem ornamentalen Goldgrund, sind Madonna und Kind als Halb- oder Dreiviertelfiguren dargestellt, flankiert von symmetrisch angeordneten Heiligen und Engeln. In der Regel wurden diese Gemälde ikonografisch durch die Auswahl der dazustellenden Heiligen durch den Stifter personalisiert. Die Werke befanden sich in Privathäusern oder in den Klosterzellen von Ordensmitgliedern.

Pellegrino di Mariano hielt zwar an der von Sano di Pietro begründeten Kompositionsformel fest, doch war er bemüht, sich durch eine persönliche Handschrift von diesem zu unterscheiden. Häufig griff er auf traditionelle Vorbilder zurück (insbesondere auf Werke von Simone Martini, Lippo Memmi, Andrea di Bartolo und Jacopo della Quercia), doch schuf er auch eigene Bildlösungen, die sich, obgleich sie auf demselben Ausgangsentwurf beruhten, durch einen großen Variantenreichtum auszeichnen.

Im vorliegenden Gemälde werden die Jungfrau und das Kind von sechs Figuren begleitet, die eine Art himmlische Entourage um sie herum bilden. Dargestellt sind auch zwei Schutzheilige Sienas: die heilige Katharina und der heilige Bernhardin. Rechts sind die heilige Dorothea und der heilige Hieronymus zu sehen. Darstellungen der heiligen Dorothea sind in der Sieneser Kunst des 13. Jahrhunderts selten anzutreffen, sodass ihrer Erscheinung im vorliegenden Gemälde ganz besondere Bedeutung beigemessen werden muss. Sie wurde in einer Vielzahl von Situationen als Schutzpatronin angerufen, doch ist sie hier höchstwahrscheinlich als persönliche Schutzheilige jener Person dargestellt, die das Bild beauftragt hat und bei der es sich möglicherweise um eine Frau gehandelt hat. Für die Darstellung dieser Heiligen hat sich Pellegrino di Mariano vermutlich von einer kleinen, um 1460 entstandenen und Francesco di Giorgio zugeschriebenen Tafel mit der heiligen Dorothea anregen lassen, die sich heute in der National Gallery in London befindet (siehe L. Syson in: Renaissance Siena: Art for a City, Ausstellungskatalog, London 2007, S. 108/109, Kat. Nr. 10).

Dem häufig von Sano di Pietro verwendeten Bildformat folgend, sind die sechs Figuren an den Seiten so angeordnet, dass sie den Bildraum unter Berücksichtigung der gebogten Form des Bildes ausschöpfen. Die polygonale Form des Abschlusses der vorliegenden Tafel ist in Pellegrinos Werk selten anzutreffen, zumal er sich üblicherweise rechteckiger oder abgerundeter Tafeln bediente. Die puppenartigen Figuren kehren auch in vielen Miniaturen des Künstlers wieder. Die Formen sind vereinfacht, die Palette ist klar und abwechslungsreich. Die Gesichtszüge der weiblichen Figuren sind nur mittels leichter Helldunkel-Übergänge modelliert. Die Augenbrauen bestehen aus zart gebogten Linien, die kräftig gefärbten Lippen sind an den Mundwinkeln oft leicht nach unten gezogen. Die gelängten Hände sind bewusst unartikuliert belassen, was auch bei den Assistenzfiguren deutlich wird, welche die typische Handschrift des Künstlers zeigen. Die vorliegende Tafel stammt aus einer relativ frühen Phase in Pellegrinos Schaffen; in Nachahmung früherer Beispiele der Sieneser Malerei wurden die feinen Stoffe der Gewänder der Figuren (zum Beispiel die Tunika des Jesuskindes und die Kleider der Engel) in Sgrafitto-Technik ausgeführt, erzielt durch zarte Ritzungen in der über das Blattgold aufgebrachten Malschicht.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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