(Düsseldorf 1827–1905)
Der Ausbruch des Vesuvs, signiert, datiert Osw. Achenbach 1890, Öl auf Leinwand, 122 x 152 cm, gerahmt, (Rei)

Provenienz:
Privatsammlung Düsseldorf;
Kunstauktion Düsseldorfer Auktionshaus, Steinbüchel, 19. April 1956;
Privatsammlung Deutschland;
Düsseldorfer Auktionshaus, 23. November 2012, Los 3;
Privatsammlung Deutschland. ..

„Viele Neapolitaner dachten, dass ihre Stadt dasselbe Schicksal erleiden würde, wie Pompeji. Deshalb hasteten alle zu den Bahnhöfen, um so zu fliehen. Gleichzeitig traten Aberglauben und religiöser Fanatismus in den Vordergrund. Frauen rannten in Gruppen durch die Straßen, flehten den Heiligen Januarius an und fluchten zugleich auf ihn ...“

So erinnerte sich Herr Guiraud, einer der vielen Ausländer, die zu jener Zeit in Neapel lebten, an den Ausbruch des Vesuvs im Jahre 1872. Oswald Achenbach zeigt uns hier eine fast identische Illustration des Ereignisses: Der Ausbruch im Hintergrund hat seinen Höhepunkt erreicht und die Städte Massa di Somma und San Sebastiano zerstört. Die Bevölkerung flieht entlang der Via Ponte della Maddalena, während andere zum Heiligen Januarius, dem Schutzpatron der Stadt, beten. Die Statue, welche bis heute zu sehen ist, wurde vom Künstler Francesco Celebrano erschaffen und nach dem Vulkanausbruch von 1767 errichtet. Damals hatte der Schutzheilige die Lava von ihrem Weg auf die Stadt abgebracht. Hier ist er mit dem Arm dem Vulkan entgegengestreckt abgebildet, wie er weitere Zerstörung verhindert und die Bewohner Neapels beschützt.

Auf der rechten Seite der Statue bezieht sich das unscheinbare Graffiti ‚Verdi‘ nicht etwa auf den Künstler, sondern ist ein Akronym, das während des Risorgimento für „Vittorio Emanuele Re D‘Italia“ verwendet wurde. Ein Detail, das damals von vielen übersehen worden wäre. Die Figuren sind auch genau ausgewählt, in der Menge erkennen wir einen Scugnizzo, oder Gassenjungen, die Frauen tragen die Ciociara-Tracht und ein Mitglied der Bruderschaft Madonna dell‘arco ist ebenfalls abgebildet. Obwohl die Komposition des Gemäldes unseren Blick auf den Hintergrund lenkt, wo das Hauptereignis stattfindet, können wir, sobald wir unsere Aufmerksamkeit wandern lassen und uns dieser reichen Details annehmen, das außergewöhnlich gründliche Verständnis der neapolitanischen Kultur des Künstlers erkennen. Achenbach gewann dieses Wissen auf seinen zahlreichen Reisen nach Italien und die Fähigkeit des Malers, uns durch seine Arbeiten nach Süditalien zu transportieren, ist wirklich bemerkenswert.