Lot Nr. 117


Giacomo Francesco Cipper, gen. Todeschini


Giacomo Francesco Cipper, gen. Todeschini - Alte Meister

(Feldkirch 1664–1736 Mailand)
Rauferei,
Öl auf Leinwand, 225 x 430 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Lombardei;
dort erworben durch den heutigen Besitzer

Literatur:
G. Gruber, Giacomo Francesco Cipper detto il Todeschini (1664–1736), Dissertation, Universität Wien, 1997, S. 146, Nr. 368;
G. Gruber, Il ruolo delle stampe nell’ambito della pittura di genere, in: F. Porzio (Hg.), Da Caravaggio a Ceruti. La scena di genere e l’immagine dei pitocchi nella pittura italiana, Ausstellungskatalog, Mailand 1998, S. 454, Abb. 7;
G. Gruber, Vie et oeuvre de Giacomo Francesco Cipper, in: Autour de Giacomo Francesco Cipper. Gens d’Italie au XVIIe et XVIIIe siècles, hgg. von B. Sarrazin, Ausstellungskatalog, Lyon 2005, S. 34, Abb. 15

Aufgrund seiner Qualität und seines großen Formats handelt es sich bei dem vorliegenden Gemälde um eines der bedeutendsten Arbeiten von Giacomo Francesco Cipper, genannt Il Todeschini. Das Bild stellt einen Raufhandel dar – ein Thema, das in der Genremalerei des 17. und 18. Jahrhunderts häufig behandelt wurde. Obwohl die gewöhnlichste und bescheidenste Wirklichkeit die vorrangige Inspirationsquelle für diese Art der Malerei darstellte, trugen Druckgrafiken, und zwar vor allem die Radierungen Jacques Callots, zur Verbreitung dieser Art von Bildern bei. Diese stellten ein ikonografisches Repertoire zur Verfügung, das in hohem Maße nordeuropäischen Ursprungs war und so sehr zum Vorbild für viele Künstler wurde, dass sie in Zeichenschulen, besonders in Deutschland, zum Unterrichtsmittel wurden.

Auch die Gemälde Todeschinis zeichnen sich durch diese Art der wechselseitigen Befruchtung aus: Das gegenständliche Werk basiert auf einer Radierung des 17. Jahrhunderts von Jan Baptiste de Wael (1632 – nach 1669), die zu einer Serie (Bibliothèque National de France, Paris) gehörte, bei der der Künstler häufig Anleihen nahm. Dieselbe Radierung diente auch Antonio Mercurio Amorosi (1660–1738) als Inspirationsquelle für einen Raufhandel, der sich in einer Privatsammlung in Ancona befindet (siehe Gruber 1998, Literatur).

Cipper hat den Bildraum der Radierung erweitert und an beiden Seiten des zentral positionierten Tisches, um den die Rauferei stattfindet, neue Details hinzugefügt. Links sehen wir ein offenes Feuer in einem Kamin, an dem ein Koch ein Huhn an einem Spieß brät; im Vordergrund ist Wild ausgelegt. Rechts steht eine die Szene nachdenklich beobachtende Bauersfrau; hinter ihr sitzen zwei Trinker an einem weiteren Tisch. In der Mitte des Hintergrunds verfolgt ein Jugendlicher, der sich an den Stäben eines hohen Fensters festhält, von draußen die Rauferei.

Der Künstler hat die gedrängte Szene meisterhaft um eine Reihe von Diagonalen orchestriert, die zum Rhythmus der Komposition beitragen, indem sie jeder Figur eine ihrer Rolle entsprechende Position zuweisen. Das Typenrepertoire ist für Cippers Malerei charakteristisch: Landvolk, Bettler und junge Bürger. Die Szenen spiegeln Alltagserfahrungen wider. Die breit angelegte Komposition und die geschickte Lichtführung verleihen dem Bild räumliche Tiefe; das starke Helldunkel legt eine Datierung des Werks in die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts nahe, lässt es sich doch mit andern Bildern der Periode, etwa mit der mit 1705 datierten Genreszene in einer Mailänder Privatsammlung, vergleichen (siehe L. Tognoli, G. F. Cipper, il ‘Todeschini’ e la pittura di genere, Bergamo 1976, S. 149, Nr. 50 und Abb. 9, S. 22). In diesen Jahren lebte der österreichische Maler bereits in Mailand, wo er den Großteil seiner Karriere verbringen sollte. Das große Format des vorliegenden Gemäldes lässt einen prestigeträchtigen Auftrag vermuten, was wiederum darauf schließen lässt, dass Cipper bereits damals mit den wichtigsten adeligen Familien der Lombardei in Verbindung stand.

Bitte beachten Sie, dass dieses Gemälde besonderer Sammlungsbedingungen bedarf.

24.04.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 62.500,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Giacomo Francesco Cipper, gen. Todeschini


(Feldkirch 1664–1736 Mailand)
Rauferei,
Öl auf Leinwand, 225 x 430 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Lombardei;
dort erworben durch den heutigen Besitzer

Literatur:
G. Gruber, Giacomo Francesco Cipper detto il Todeschini (1664–1736), Dissertation, Universität Wien, 1997, S. 146, Nr. 368;
G. Gruber, Il ruolo delle stampe nell’ambito della pittura di genere, in: F. Porzio (Hg.), Da Caravaggio a Ceruti. La scena di genere e l’immagine dei pitocchi nella pittura italiana, Ausstellungskatalog, Mailand 1998, S. 454, Abb. 7;
G. Gruber, Vie et oeuvre de Giacomo Francesco Cipper, in: Autour de Giacomo Francesco Cipper. Gens d’Italie au XVIIe et XVIIIe siècles, hgg. von B. Sarrazin, Ausstellungskatalog, Lyon 2005, S. 34, Abb. 15

Aufgrund seiner Qualität und seines großen Formats handelt es sich bei dem vorliegenden Gemälde um eines der bedeutendsten Arbeiten von Giacomo Francesco Cipper, genannt Il Todeschini. Das Bild stellt einen Raufhandel dar – ein Thema, das in der Genremalerei des 17. und 18. Jahrhunderts häufig behandelt wurde. Obwohl die gewöhnlichste und bescheidenste Wirklichkeit die vorrangige Inspirationsquelle für diese Art der Malerei darstellte, trugen Druckgrafiken, und zwar vor allem die Radierungen Jacques Callots, zur Verbreitung dieser Art von Bildern bei. Diese stellten ein ikonografisches Repertoire zur Verfügung, das in hohem Maße nordeuropäischen Ursprungs war und so sehr zum Vorbild für viele Künstler wurde, dass sie in Zeichenschulen, besonders in Deutschland, zum Unterrichtsmittel wurden.

Auch die Gemälde Todeschinis zeichnen sich durch diese Art der wechselseitigen Befruchtung aus: Das gegenständliche Werk basiert auf einer Radierung des 17. Jahrhunderts von Jan Baptiste de Wael (1632 – nach 1669), die zu einer Serie (Bibliothèque National de France, Paris) gehörte, bei der der Künstler häufig Anleihen nahm. Dieselbe Radierung diente auch Antonio Mercurio Amorosi (1660–1738) als Inspirationsquelle für einen Raufhandel, der sich in einer Privatsammlung in Ancona befindet (siehe Gruber 1998, Literatur).

Cipper hat den Bildraum der Radierung erweitert und an beiden Seiten des zentral positionierten Tisches, um den die Rauferei stattfindet, neue Details hinzugefügt. Links sehen wir ein offenes Feuer in einem Kamin, an dem ein Koch ein Huhn an einem Spieß brät; im Vordergrund ist Wild ausgelegt. Rechts steht eine die Szene nachdenklich beobachtende Bauersfrau; hinter ihr sitzen zwei Trinker an einem weiteren Tisch. In der Mitte des Hintergrunds verfolgt ein Jugendlicher, der sich an den Stäben eines hohen Fensters festhält, von draußen die Rauferei.

Der Künstler hat die gedrängte Szene meisterhaft um eine Reihe von Diagonalen orchestriert, die zum Rhythmus der Komposition beitragen, indem sie jeder Figur eine ihrer Rolle entsprechende Position zuweisen. Das Typenrepertoire ist für Cippers Malerei charakteristisch: Landvolk, Bettler und junge Bürger. Die Szenen spiegeln Alltagserfahrungen wider. Die breit angelegte Komposition und die geschickte Lichtführung verleihen dem Bild räumliche Tiefe; das starke Helldunkel legt eine Datierung des Werks in die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts nahe, lässt es sich doch mit andern Bildern der Periode, etwa mit der mit 1705 datierten Genreszene in einer Mailänder Privatsammlung, vergleichen (siehe L. Tognoli, G. F. Cipper, il ‘Todeschini’ e la pittura di genere, Bergamo 1976, S. 149, Nr. 50 und Abb. 9, S. 22). In diesen Jahren lebte der österreichische Maler bereits in Mailand, wo er den Großteil seiner Karriere verbringen sollte. Das große Format des vorliegenden Gemäldes lässt einen prestigeträchtigen Auftrag vermuten, was wiederum darauf schließen lässt, dass Cipper bereits damals mit den wichtigsten adeligen Familien der Lombardei in Verbindung stand.

Bitte beachten Sie, dass dieses Gemälde besonderer Sammlungsbedingungen bedarf.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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