Lot Nr. 112 -


Johann Georg Ziesenis


Johann Georg Ziesenis - Alte Meister

(Kopenhagen 1716–1776 Hannover)
Staatsporträt von Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken als potentieller Erbe Bayerns, um 1757, in Rüstung und mit Band und Stern des Hubertusordens,
Öl auf Leinwand, 137 x 109 cm, gerahmt

Provenienz:
um 1757 durch das Haus Wittelsbachin Auftrag gegeben

Wir danken Karin Schrader für die Bestimmung des Künstlers und des Dargestellten sowie für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Dieses eindrucksvolle Bildnis – die stolze Manifestation dynastischer Propaganda des Hauses Wittelsbach – war bis dato unbekannt und unpubliziert. Als es gemalt wurde, stand der junge Herzog an vorderer Stelle in der Erbfolge des bayerischen Throns. Das vorliegende Gemälde stellt dementsprechend die ganze Pracht des künftigen Kurfürsten zur Schau. Es handelt sich um eine wichtige Hinzufügung zum bekannten Werkkorpus Ziesenis’. Das Gemälde wird in einem in Vorbereitung befindlichen Beitrag Karin Schraders veröffentlicht.

Der 1716 in Kopenhagen geborene Johann Georg Ziesenis wurde von seinem Vater Johann Jürgen Ziesenis ausgebildet. Später wurde er in Zweibrücken und daraufhin in Mannheim zum Hofmaler ernannt. Das vorliegende Gemälde datiert aus seiner letzten Schaffensphase am Hof zu Mannheim (siehe K. Schrader, The Portrait Painter Johann Georg Ziesenis [1716–1776] – Life and Work with a Critical Oeuvre Catalogue, Münster 1995). 1760 trat er in den Dienst von Georg II. von Hannover, danach stand er im Dienst Georgs III. Ziesenis war auch in Berlin und Braunschweig tätig. Die Sammlung des britischen Königshauses besitzt zahlreiche Porträts von der Hand Ziesenis’, von denen die meisten Mitglieder der Häuser Braunschweig-Wolfenbüttel und Mecklenburg-Strelitz zeigen.

Ziesenis, dessen Schaffen 260 Werke, zumeist Porträts, umfasst, ist ob seiner intimen Darstellungen europäischer Fürsten im Gedächtnis geblieben. Zu Beginn seiner Laufbahn malte er im traditionellen Stil des Barocks, doch unter dem Eindruck Rubens’ und Van Dycks gelangte er in den 1750er-Jahren zu einer Umorientierung, die seinen Charakterstudien ein stärkeres psychologisches Moment hinzufügte. Ziesenis widmete sich mit dem privaten höfischen Porträt einem neuen Typus aufgeklärter Bildnismalerei. Er stellte seine Modelle in entspannter Atmosphäre und in natürlicher Umgebung dar, wobei das Gewicht eher auf Bildung und weltlichem Leben denn auf Herrschertum lag. Damit rangiert Ziesenis gleich neben den großen englischen Porträtisten der damaligen Zeit der Aufklärung. Sein Biograf F. F. Kuntze bemerkte, dass Ziesenis in punkto Erfindungsgabe und Ausführung am Höhepunkt der deutschen Porträtkunst des 18. Jahrhunderts stand.

Im Jahr 1775 erbte Prinz Karl August das Herzogtum Zweibrücken in Südwestdeutschland von Herzog Christian IV., seinem Onkel väterlicherseits. Er war der Erbe seines kinderlos gebliebenen Cousins Karl Theodor, des Kurfürsten von Bayern, starb jedoch vor diesem . Da Karl Theodor keine ehelichen Kinder hatte, denen er seine Besitztümer in Bayern und in der Pfalz hätte vermachen können, wurde Karl August zum künftigen Erben aller Herrschaftsgebiete des Hauses Wittelsbach. Karl Theodor zog die Pfalz vor und unternahm daher den Versuch, Teile seines bayerischen Erbes bei Kaiser Joseph II. gegen Teile der Österreichischen Niederlande einzutauschen. Karl Theodor hätte es sogar vorgezogen, das gesamte Gebiet Bayerns gegen die Österreichischen Niederlande zu tauschen, doch der Kaiserhof widersetzte sich einem solchen Handel in Bausch und Bogen, und es kam nie zu einer Einigung. Auch Karl August war als Nächster in der Erbfolge strikt dagegen. Er erhielt dabei aktive Unterstützung von Friedrich II. von Preußen und von Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen. Die französische Regierung unter Außenminister Vergennes stand ebenfalls, wenn auch passiv, hinter Karl August, trotz der formal bestehenden Allianz Frankreichs mit Österreich. Der Bayerische Erbfolgekrieg nahm ohne Weiterführung der Kämpfe ein Ende. Karl Theodor trat in ganz Bayern die Erbfolge an, mit Ausnahme des Innviertels, das durch den Frieden von Teschen (Mai 1779) an Österreich fiel. Auch ein zweiter Tauschversuch wurde 1784 von Karl August beeinsprucht und scheiterte. Karl Theodor überlebte Karl August, der 1795 verstarb, ohne Söhne zu hinterlassen. Sein Anspruch auf Bayern ging an dessen Bruder Maximilian Joseph über, dem es schließlich gelingen sollte, sein Land beträchtlich zu vergrößern. 1806 wurde erBayerns erster König.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

24.04.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 61.447,-
Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 30.000,-

Johann Georg Ziesenis


(Kopenhagen 1716–1776 Hannover)
Staatsporträt von Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken als potentieller Erbe Bayerns, um 1757, in Rüstung und mit Band und Stern des Hubertusordens,
Öl auf Leinwand, 137 x 109 cm, gerahmt

Provenienz:
um 1757 durch das Haus Wittelsbachin Auftrag gegeben

Wir danken Karin Schrader für die Bestimmung des Künstlers und des Dargestellten sowie für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Dieses eindrucksvolle Bildnis – die stolze Manifestation dynastischer Propaganda des Hauses Wittelsbach – war bis dato unbekannt und unpubliziert. Als es gemalt wurde, stand der junge Herzog an vorderer Stelle in der Erbfolge des bayerischen Throns. Das vorliegende Gemälde stellt dementsprechend die ganze Pracht des künftigen Kurfürsten zur Schau. Es handelt sich um eine wichtige Hinzufügung zum bekannten Werkkorpus Ziesenis’. Das Gemälde wird in einem in Vorbereitung befindlichen Beitrag Karin Schraders veröffentlicht.

Der 1716 in Kopenhagen geborene Johann Georg Ziesenis wurde von seinem Vater Johann Jürgen Ziesenis ausgebildet. Später wurde er in Zweibrücken und daraufhin in Mannheim zum Hofmaler ernannt. Das vorliegende Gemälde datiert aus seiner letzten Schaffensphase am Hof zu Mannheim (siehe K. Schrader, The Portrait Painter Johann Georg Ziesenis [1716–1776] – Life and Work with a Critical Oeuvre Catalogue, Münster 1995). 1760 trat er in den Dienst von Georg II. von Hannover, danach stand er im Dienst Georgs III. Ziesenis war auch in Berlin und Braunschweig tätig. Die Sammlung des britischen Königshauses besitzt zahlreiche Porträts von der Hand Ziesenis’, von denen die meisten Mitglieder der Häuser Braunschweig-Wolfenbüttel und Mecklenburg-Strelitz zeigen.

Ziesenis, dessen Schaffen 260 Werke, zumeist Porträts, umfasst, ist ob seiner intimen Darstellungen europäischer Fürsten im Gedächtnis geblieben. Zu Beginn seiner Laufbahn malte er im traditionellen Stil des Barocks, doch unter dem Eindruck Rubens’ und Van Dycks gelangte er in den 1750er-Jahren zu einer Umorientierung, die seinen Charakterstudien ein stärkeres psychologisches Moment hinzufügte. Ziesenis widmete sich mit dem privaten höfischen Porträt einem neuen Typus aufgeklärter Bildnismalerei. Er stellte seine Modelle in entspannter Atmosphäre und in natürlicher Umgebung dar, wobei das Gewicht eher auf Bildung und weltlichem Leben denn auf Herrschertum lag. Damit rangiert Ziesenis gleich neben den großen englischen Porträtisten der damaligen Zeit der Aufklärung. Sein Biograf F. F. Kuntze bemerkte, dass Ziesenis in punkto Erfindungsgabe und Ausführung am Höhepunkt der deutschen Porträtkunst des 18. Jahrhunderts stand.

Im Jahr 1775 erbte Prinz Karl August das Herzogtum Zweibrücken in Südwestdeutschland von Herzog Christian IV., seinem Onkel väterlicherseits. Er war der Erbe seines kinderlos gebliebenen Cousins Karl Theodor, des Kurfürsten von Bayern, starb jedoch vor diesem . Da Karl Theodor keine ehelichen Kinder hatte, denen er seine Besitztümer in Bayern und in der Pfalz hätte vermachen können, wurde Karl August zum künftigen Erben aller Herrschaftsgebiete des Hauses Wittelsbach. Karl Theodor zog die Pfalz vor und unternahm daher den Versuch, Teile seines bayerischen Erbes bei Kaiser Joseph II. gegen Teile der Österreichischen Niederlande einzutauschen. Karl Theodor hätte es sogar vorgezogen, das gesamte Gebiet Bayerns gegen die Österreichischen Niederlande zu tauschen, doch der Kaiserhof widersetzte sich einem solchen Handel in Bausch und Bogen, und es kam nie zu einer Einigung. Auch Karl August war als Nächster in der Erbfolge strikt dagegen. Er erhielt dabei aktive Unterstützung von Friedrich II. von Preußen und von Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen. Die französische Regierung unter Außenminister Vergennes stand ebenfalls, wenn auch passiv, hinter Karl August, trotz der formal bestehenden Allianz Frankreichs mit Österreich. Der Bayerische Erbfolgekrieg nahm ohne Weiterführung der Kämpfe ein Ende. Karl Theodor trat in ganz Bayern die Erbfolge an, mit Ausnahme des Innviertels, das durch den Frieden von Teschen (Mai 1779) an Österreich fiel. Auch ein zweiter Tauschversuch wurde 1784 von Karl August beeinsprucht und scheiterte. Karl Theodor überlebte Karl August, der 1795 verstarb, ohne Söhne zu hinterlassen. Sein Anspruch auf Bayern ging an dessen Bruder Maximilian Joseph über, dem es schließlich gelingen sollte, sein Land beträchtlich zu vergrößern. 1806 wurde erBayerns erster König.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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