Simon de Vos
(Antwerpen 1603–1676)
Das irdische Paradies mit dem Sündenfall,
Öl auf Leinwand, 117 x 169 cm, gerahmt
Provenienz:
beim Künstler zwischen 1635 und 1644 für die Ausstattung des Doms von Sevilla beauftragt;
Auktion, Bukowskis, Stockholm, 26. September 1934, Lot 324;
Sammlung Folkner, Belgien (1982);
Privatsammlung, Belgien
Literatur:
Het Aards Paradijs: Dierenvorstellingen in de Nederlanden van de 16de en 17de Eeuw, Antwerpen, Koninklijke Mij. Voor Dierkunde van Antwerpen, in: Samenwerking met Standaard Uitg., 1982, Kat. Nr. 35, S. 101/102
Wir danken Hans Vlieghe, der die Zuschreibung an Simon de Vos bestätigt hat.
Spanien war im 17. Jahrhundert ein überaus wichtiger Markt für Antwerpener Maler. Viele der am spanischen Hof tätigen flämischen Künstler waren über die Vermittlung der Statthalter der Spanischen Niederlande oder über Diplomaten gekommen.
Die Ausstattung des Doms von Sevilla mit einem der Genesis gewidmeten Gemäldezyklus stellte für Simon de Vos wohl einen wichtigen Auftrag dar, möglicherweise seinen bedeutendsten (siehe Matías Días Padron, Simon de Vos en la cathedral de Sevilla, Archivio Espanol de Arte, Bd. 48, Nr. 192, Madrid 1975, S. 397–401). Von zwölf Gemälden haben sich sechs in der Kapelle des hl. Antonius im Dom von Sevilla erhalten: Die Erschaffung von Himmel und Erde, Die Erschaffung des Lichts, Die Scheidung zwischen Erde und Wasser, Die Erschaffung der Tiere, Die Erschaffung Adams und Die Ermordung Abels durch Kain. Sie alle sind in Öl auf Leinwand gemalt und weisen Abmessungen von rund 114 x 168 cm auf (siehe Het Aards Paradijs, op. cit., S. 102). Einige der Bilder sind mit 1644 datiert; das Gemälde mit Kain und Abel trägt noch sichtbar die Nummer „12“, was darauf schließen lässt, dass sich in Sevilla ursprünglich zwölf Gemälde der Schöpfungsgeschichte befanden. Laut Ausstellungskatalog von 1982 konnten die Aufbewahrungsorte der sechs fehlenden Gemälde der Serie eruiert werden: Die Erschaffung Evas befindet sich in einer Madrider Privatsammlung; das Sujet Die Aufgaben Adams und Evas wurde 1982 bei Christie’s als Lot 26 versteigert (signiert und mit 1635 datiert). Das vorliegende Gemälde kam zusammen mit drei weiteren – Vertreibung aus dem Paradies, Gott erzählt Adam und Eva von der verbotenen Frucht und Gottes Bestrafung – 1943 bei Bukowskis in Stockholm zu Versteigerung.
Simon de Vos arbeitete in der Werkstatt Peter Paul Rubens’. Es ist wahrscheinlich, dass er ins Ausland reiste. Sein Frühwerk, das Ähnlichkeit mit den Genreszenen der Bamboccianti aus dem Leben des einfachen Volkes aufweist, legt einen Aufenthalt in Rom nahe. De Vos muss spätestens 1626 in seine Heimatstadt zurückkehrt sein, zumal er in diesem Jahr Catharina van Utrecht, eine Schwester des Antwerpener Stilllebenmalers Adriaen van Utrecht, heiratete. Er war die meiste Zeit seines Lebens in Antwerpen tätig, und man weiß, dass er die Antwerpener Kunsthändler Forchondt und Chrysostoom van Immerseel belieferte. Dass er das Ansehen seiner Kollegen genoss, geht aus der Tatsache hervor, dass sich nach Rubens’ Tod in dessen Nachlass ein Bild von de Vos befand. Als seine Frau 1670 verstarb, besaß er vier Grundstücke in Antwerpen und eine Sammlung von 290 Gemälden, was auf seinen kommerziellen Erfolg hinweist.
Bei den ersten Arbeiten de Vos’ handelte es sich um Kabinettbilder mit Genreszenen, darunter fröhliche Gesellschaften und Gruppenporträts, die sich der manieristischen Pyramidalkomposition bedienen. Ein Beispiel aus dieser Zeit ist das Gemälde Zusammenkunft von Rauchern und Trinkern im Louvre, Paris (1626). Seine Werke von den späten 1620er-Jahren bis etwa 1640, entstanden nach seiner Rückkehr nach Antwerpen, zeigen zumeist kleinformatige fröhliche Gesellschaften und höfische Genreszenen, die an zeitgenössische holländische Künstler wie Dirck Hals und Pieter Codde erinnern. Nach 1640 wandte sich de Vos fast vollkommen von der Genremalerei ab und religiösen und allegorischen Szenen sowie Historienthemen zu, die zunächst unter dem stilistischen Einfluss Rubens’ und danach immer mehr unter jenem Anthonis van Dycks standen. Ein Beispiel ist das Martyrium des hl. Philipp (um 1645/48) im Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen. Diese späteren Arbeiten waren in der Regel großformatiger, beruhten jedoch auf denselben Kompositionsschemen wie seine Kabinettbilder. Während dieser Zeit entstand auch der Genesis-Zyklus für Sevilla, dem auch das vorliegende Gemälde angehört.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
24.04.2018 - 17:00
- Schätzwert:
-
EUR 100.000,- bis EUR 120.000,-
Simon de Vos
(Antwerpen 1603–1676)
Das irdische Paradies mit dem Sündenfall,
Öl auf Leinwand, 117 x 169 cm, gerahmt
Provenienz:
beim Künstler zwischen 1635 und 1644 für die Ausstattung des Doms von Sevilla beauftragt;
Auktion, Bukowskis, Stockholm, 26. September 1934, Lot 324;
Sammlung Folkner, Belgien (1982);
Privatsammlung, Belgien
Literatur:
Het Aards Paradijs: Dierenvorstellingen in de Nederlanden van de 16de en 17de Eeuw, Antwerpen, Koninklijke Mij. Voor Dierkunde van Antwerpen, in: Samenwerking met Standaard Uitg., 1982, Kat. Nr. 35, S. 101/102
Wir danken Hans Vlieghe, der die Zuschreibung an Simon de Vos bestätigt hat.
Spanien war im 17. Jahrhundert ein überaus wichtiger Markt für Antwerpener Maler. Viele der am spanischen Hof tätigen flämischen Künstler waren über die Vermittlung der Statthalter der Spanischen Niederlande oder über Diplomaten gekommen.
Die Ausstattung des Doms von Sevilla mit einem der Genesis gewidmeten Gemäldezyklus stellte für Simon de Vos wohl einen wichtigen Auftrag dar, möglicherweise seinen bedeutendsten (siehe Matías Días Padron, Simon de Vos en la cathedral de Sevilla, Archivio Espanol de Arte, Bd. 48, Nr. 192, Madrid 1975, S. 397–401). Von zwölf Gemälden haben sich sechs in der Kapelle des hl. Antonius im Dom von Sevilla erhalten: Die Erschaffung von Himmel und Erde, Die Erschaffung des Lichts, Die Scheidung zwischen Erde und Wasser, Die Erschaffung der Tiere, Die Erschaffung Adams und Die Ermordung Abels durch Kain. Sie alle sind in Öl auf Leinwand gemalt und weisen Abmessungen von rund 114 x 168 cm auf (siehe Het Aards Paradijs, op. cit., S. 102). Einige der Bilder sind mit 1644 datiert; das Gemälde mit Kain und Abel trägt noch sichtbar die Nummer „12“, was darauf schließen lässt, dass sich in Sevilla ursprünglich zwölf Gemälde der Schöpfungsgeschichte befanden. Laut Ausstellungskatalog von 1982 konnten die Aufbewahrungsorte der sechs fehlenden Gemälde der Serie eruiert werden: Die Erschaffung Evas befindet sich in einer Madrider Privatsammlung; das Sujet Die Aufgaben Adams und Evas wurde 1982 bei Christie’s als Lot 26 versteigert (signiert und mit 1635 datiert). Das vorliegende Gemälde kam zusammen mit drei weiteren – Vertreibung aus dem Paradies, Gott erzählt Adam und Eva von der verbotenen Frucht und Gottes Bestrafung – 1943 bei Bukowskis in Stockholm zu Versteigerung.
Simon de Vos arbeitete in der Werkstatt Peter Paul Rubens’. Es ist wahrscheinlich, dass er ins Ausland reiste. Sein Frühwerk, das Ähnlichkeit mit den Genreszenen der Bamboccianti aus dem Leben des einfachen Volkes aufweist, legt einen Aufenthalt in Rom nahe. De Vos muss spätestens 1626 in seine Heimatstadt zurückkehrt sein, zumal er in diesem Jahr Catharina van Utrecht, eine Schwester des Antwerpener Stilllebenmalers Adriaen van Utrecht, heiratete. Er war die meiste Zeit seines Lebens in Antwerpen tätig, und man weiß, dass er die Antwerpener Kunsthändler Forchondt und Chrysostoom van Immerseel belieferte. Dass er das Ansehen seiner Kollegen genoss, geht aus der Tatsache hervor, dass sich nach Rubens’ Tod in dessen Nachlass ein Bild von de Vos befand. Als seine Frau 1670 verstarb, besaß er vier Grundstücke in Antwerpen und eine Sammlung von 290 Gemälden, was auf seinen kommerziellen Erfolg hinweist.
Bei den ersten Arbeiten de Vos’ handelte es sich um Kabinettbilder mit Genreszenen, darunter fröhliche Gesellschaften und Gruppenporträts, die sich der manieristischen Pyramidalkomposition bedienen. Ein Beispiel aus dieser Zeit ist das Gemälde Zusammenkunft von Rauchern und Trinkern im Louvre, Paris (1626). Seine Werke von den späten 1620er-Jahren bis etwa 1640, entstanden nach seiner Rückkehr nach Antwerpen, zeigen zumeist kleinformatige fröhliche Gesellschaften und höfische Genreszenen, die an zeitgenössische holländische Künstler wie Dirck Hals und Pieter Codde erinnern. Nach 1640 wandte sich de Vos fast vollkommen von der Genremalerei ab und religiösen und allegorischen Szenen sowie Historienthemen zu, die zunächst unter dem stilistischen Einfluss Rubens’ und danach immer mehr unter jenem Anthonis van Dycks standen. Ein Beispiel ist das Martyrium des hl. Philipp (um 1645/48) im Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen. Diese späteren Arbeiten waren in der Regel großformatiger, beruhten jedoch auf denselben Kompositionsschemen wie seine Kabinettbilder. Während dieser Zeit entstand auch der Genesis-Zyklus für Sevilla, dem auch das vorliegende Gemälde angehört.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 24.04.2018 - 17:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.04. - 24.04.2018 |