(Haarlem 1638–1698)
Der Grote Markt in Haarlem mit dem Rathaus,
Öl auf Leinwand, 53,3 x 62,5 cm, gerahmt

Literatur:
C. Lawrence, Gerrit Berckheyde, Doornspijk 1991, S. 31, Anm. 10

Ausgestellt:
Paris, Musée des Arts Decoratifs, La Vie en Hollande au XVIIe siècle, 11. Januar – 20. März 1967, Nr. 26

Gerrit Berckheyde trat 1660 in die Haarlemer Malerzunft ein und schuf fortan vorrangig Veduten von Plätzen und Straßen. Er war der jüngere Bruder und Schüler Job Berckheydes, mit dem er sich eine Werkstatt teilte. Dort entstanden Ansichten aus Amsterdam, Den Haag und deutschen Städten. Ohne jemals in Italien gewesen zu sein, fügte er seinem Oeuvre auch römische Stadtansichten hinzu. Einen Großteil seiner Darstellungen widmete er dem Grote Markt in seiner Heimatstadt Haarlem. Stets zeigt sich seine Vorliebe für die Darstellung offener und belebter urbaner Räume. Dabei zeichnet er sich vor allem durch eine präzise Wiedergabe der Architektur aus. Die noch heute spürbare Modernität der einzelnen Ansichten wird durch Berckheydes geschicktes Spiel mit Licht und Schatten hervorgerufen, das an Saenredams Kircheninterieurs erinnert. Zu einem besonderen Talent des Malers gehört auch die geschickte Wahl des Bildausschnittes, die auch den Einheimischen einen frischen und neuen Blick auf einen bekannten Ort ermöglicht. Mit seinen Stadtansichten steht Berckheyde in der Tradition bedeutender Architektur- und Vedutenmaler wie Emanuel de Witte oder Pieter Jansz. Saenredam, mit denen die Vedute als eigenes Sujet an Bedeutung gewann. Die Stadt und damit der urbane Raum als Bühne und nicht mehr als Hintergrund für narrative Elemente ist auch ein Symptom des gesteigerten Interesses an topografischen Landmarken, durch welche die Niederlande ihre politische Relevanz darzustellen vermochten.