Lot Nr. 32


Fritz Wotruba *


(Wien 1907–1975)
„Große Stehende“, 1942, Kalkstein, 173 x 80 x 56,5 cm, Jürg Janett, Fritz Wotruba Werkverzeichnis: Skulpturen, Reliefs, Bühnen- und Architekturmodelle, Erker-Verlag St. Gallen, 2002, WV-Nr. 103, mit Abb.

Abgebildet in:
Jean-R. de Salis, Fritz Wotruba, Editions Graphis, Amstutz & Herdag, Zürich 1948; Umschlagillustration (Kopf der Skulptur), Abb. 13 und Abb. 14 – Kopf der Skulptur (beide ganzseitig), S. 17, Abb.
„Das Atelier in Zug“ mit „Große Stehende“;
Fritz Wotruba, Humanität aus dem Stein, von Friedrich Heer, Aus persönlichen Aufzeichnungen von Fritz Wotruba, Editions du Griffon, Neuchatel-Schweiz, 1961, Abb. 8 (ganzseitig);
Fritz Wotruba, Schriften zum Werk, Otto Breicha, Europa Verlag, Wien, 1967, Abb.
„Atelier in Zug“ mit „Große Stehende“; Fritz Wotruba, Figur als Widerstand, Bilder und Schriften zu Leben und Werk, Otto Breicha, Katalog zur Wotruba-Ausstellung, Akademie der bildenden Künste Wien/ Vereinigung bildender Künstler Wiener Sezession, Verlag Galerie Welz Salzburg, 1977, S. 11 – Abb.
„Das Atelier in Zug, Schweiz“ mit „Große Stehende“.

Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz – direkt vom Künstler
Im Kinsky Wien, 22. Juni 2010, Los 374
Privatsammlung, Linz

Fritz Wotruba
Das Material des Bildhauers
Das Material für den Bildhauer ist der Stein. Das Uralte in ihm, das in Jahrtausenden gewachsen ist und vielen Verwandlungen unterworfen war, zwingt zur Konzentration und zum Eigentlichen. Die Vorstellung einer Kunst, die Gesetz, Mass und Harmonie höher als andere Eigenschaften stellt, kommt durch den Stein ihrer Realisierung näher. Natürlich kann man auch den Stein vergewaltigen, es gibt ja nichts, was der Penetranz des menschlichen Willens auf die Dauer widerstehen kann. Deswegen soll in diesem Material nur jemand arbeiten, der die Kraft aufbringt, die räumlichen Grenzen, die ihm gesetzt sind, in seine Formvorstellung einzubeziehen. Ein Rezept der Behandlung gibt es nicht, aber es gibt ein Prinzip: die Direktheit in der Auseinandersetzung von Vorstellung und Ausformung. Der Wunsch nach dem Absoluten muss bei dieser Arbeitsweise lange unterdrückt werden, denn das Absolute und das Orthodoxe setzen Reduktion und Askese voraus, vielleicht als das letzte Mittel, Kunst zum Blühen zu bringen.
Für mich ist der Stein ein Geheimnis geblieben; ich weiss, dass trotz seiner Härte, Starre, Dürre, all diesen grausamen Eigenschaften, die sich nur schwer dem Willen beugen, noch tausend Welten der Gestaltung in ihm verborgen sind. Kein Material und kein noch so zielsicherer präziser Formwille ist imstande, Geist und Genie zu ersetzen. Zuletzt ist es die Bestimmung des Materials, ein untergeordnetes Hilfsmittel zu bleiben, gut genug, dem Lallenden zum Sprechen zu verhelfen. Erst in den Händen eines Gottes wird selbst Dreck zu beseelter Form. Der Sinn des Direkt-in-Stein-Hauens ist: durch selbstgewählte Beschränkung und Enge die Bildvorstellung zur Klarheit und Einfachheit zu zwingen. Auch glaube ich an Gesetzen, die der Stein uns auferlegt; wer sie verletzt, gefährdet mehr als nur einen ästhetischen Begriff. Wer den Stein durchlöchert, vernichtet den Bildsinn, der im Stein lebt. Das Loch im Block einer Figur ist meist nichts anderes als ein Ausdruck von Schwäche und Hilflosigkeit.
Die Gewalt und Macht des Steines sind seine Masse, sein Gewicht und seine Dichte.
Aus der angeführten Literatur:
Fritz Wotruba, Schriften zum Werk

15.05.2018 - 19:00

Schätzwert:
EUR 90.000,- bis EUR 160.000,-

Fritz Wotruba *


(Wien 1907–1975)
„Große Stehende“, 1942, Kalkstein, 173 x 80 x 56,5 cm, Jürg Janett, Fritz Wotruba Werkverzeichnis: Skulpturen, Reliefs, Bühnen- und Architekturmodelle, Erker-Verlag St. Gallen, 2002, WV-Nr. 103, mit Abb.

Abgebildet in:
Jean-R. de Salis, Fritz Wotruba, Editions Graphis, Amstutz & Herdag, Zürich 1948; Umschlagillustration (Kopf der Skulptur), Abb. 13 und Abb. 14 – Kopf der Skulptur (beide ganzseitig), S. 17, Abb.
„Das Atelier in Zug“ mit „Große Stehende“;
Fritz Wotruba, Humanität aus dem Stein, von Friedrich Heer, Aus persönlichen Aufzeichnungen von Fritz Wotruba, Editions du Griffon, Neuchatel-Schweiz, 1961, Abb. 8 (ganzseitig);
Fritz Wotruba, Schriften zum Werk, Otto Breicha, Europa Verlag, Wien, 1967, Abb.
„Atelier in Zug“ mit „Große Stehende“; Fritz Wotruba, Figur als Widerstand, Bilder und Schriften zu Leben und Werk, Otto Breicha, Katalog zur Wotruba-Ausstellung, Akademie der bildenden Künste Wien/ Vereinigung bildender Künstler Wiener Sezession, Verlag Galerie Welz Salzburg, 1977, S. 11 – Abb.
„Das Atelier in Zug, Schweiz“ mit „Große Stehende“.

Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz – direkt vom Künstler
Im Kinsky Wien, 22. Juni 2010, Los 374
Privatsammlung, Linz

Fritz Wotruba
Das Material des Bildhauers
Das Material für den Bildhauer ist der Stein. Das Uralte in ihm, das in Jahrtausenden gewachsen ist und vielen Verwandlungen unterworfen war, zwingt zur Konzentration und zum Eigentlichen. Die Vorstellung einer Kunst, die Gesetz, Mass und Harmonie höher als andere Eigenschaften stellt, kommt durch den Stein ihrer Realisierung näher. Natürlich kann man auch den Stein vergewaltigen, es gibt ja nichts, was der Penetranz des menschlichen Willens auf die Dauer widerstehen kann. Deswegen soll in diesem Material nur jemand arbeiten, der die Kraft aufbringt, die räumlichen Grenzen, die ihm gesetzt sind, in seine Formvorstellung einzubeziehen. Ein Rezept der Behandlung gibt es nicht, aber es gibt ein Prinzip: die Direktheit in der Auseinandersetzung von Vorstellung und Ausformung. Der Wunsch nach dem Absoluten muss bei dieser Arbeitsweise lange unterdrückt werden, denn das Absolute und das Orthodoxe setzen Reduktion und Askese voraus, vielleicht als das letzte Mittel, Kunst zum Blühen zu bringen.
Für mich ist der Stein ein Geheimnis geblieben; ich weiss, dass trotz seiner Härte, Starre, Dürre, all diesen grausamen Eigenschaften, die sich nur schwer dem Willen beugen, noch tausend Welten der Gestaltung in ihm verborgen sind. Kein Material und kein noch so zielsicherer präziser Formwille ist imstande, Geist und Genie zu ersetzen. Zuletzt ist es die Bestimmung des Materials, ein untergeordnetes Hilfsmittel zu bleiben, gut genug, dem Lallenden zum Sprechen zu verhelfen. Erst in den Händen eines Gottes wird selbst Dreck zu beseelter Form. Der Sinn des Direkt-in-Stein-Hauens ist: durch selbstgewählte Beschränkung und Enge die Bildvorstellung zur Klarheit und Einfachheit zu zwingen. Auch glaube ich an Gesetzen, die der Stein uns auferlegt; wer sie verletzt, gefährdet mehr als nur einen ästhetischen Begriff. Wer den Stein durchlöchert, vernichtet den Bildsinn, der im Stein lebt. Das Loch im Block einer Figur ist meist nichts anderes als ein Ausdruck von Schwäche und Hilflosigkeit.
Die Gewalt und Macht des Steines sind seine Masse, sein Gewicht und seine Dichte.
Aus der angeführten Literatur:
Fritz Wotruba, Schriften zum Werk


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.05.2018 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.05. - 15.05.2018

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!