Lot Nr. 31


Max Oppenheimer *


(Wien 1885–1954 New York)
War End (2. Weltkrieg; Zeitungen, im Hintergrund eine Straßenszene in New York mit der Freiheitsstatue), Öl auf Leinwand, 27,7 x 48,3 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk wird in das von Marie-Agnes v. Puttkamer herausgegebene Werkverzeichnis der Gemälde von Max Oppenheimer aufgenommen.

Provenienz:
Privatsammlung, USA
Dorotheum Wien, 23. Mai 2012, Los 837
Privatsammlung, Linz

… Oppenheimer entschloß sich, den in den USA leichter verständlichen Namen Maximilian Mopp anzunehmen.
Gleich nach seiner Ankunft führte er einen Porträt-Auftrag aus, den ihm Walter Boveri bereits von Zürich aus vermittelt hatte. Daran schloß das Bildnis der Frau des Rundfunk- und Fernsehmagnaten William S. Paley an, so daß er für den Anfang erst einmal eine materielle Lebensgrundlage erlangte. Diese brauchte er um so nötiger, als sein Bruder Friedrich Heydenau, der sich noch in Wien befand, ihn dringend um Hilfe bat. Mit der Unterstützung Thomas Manns, den er gleich nach seiner Ankunft in Princeton aufsuchte, gelang es ihm über dessen Verleger Bermann, eine Ausreise zunächst wenigstens nach Schweden zu erreichen. Für den dortigen Aufenthalt mußte er allerdings aufkommen, da von Österreich aus keine größeren Geldbeträge ausgeführt werden durften. Die Artists‘ Gallery stellte im Herbst 1939 in einer Bildnis-Ausstellung ein Porträt von ihm aus. Im Winter 1940/41 zeigte die vor den Zugriffen der Nationalsozialisten ebenfalls nach New York geflüchtete Berliner Galerie Nierendorf eine sechsundzwanzig Nummern umfassende Einzelausstellung seiner Bilder, die in etwas verkleinertem Umfang vom Arts Club of Chicago und dem Milwaukee Art Institute übernommen wurde. Einen größeren Kundenkreis konnte Oppenheimer sich jedoch nicht aufbauen. Zu dieser Zeit begannen die abstrakten Expressionisten, den Kunstmarkt zu beherrschen, und für gegenständliche Malerei schwand das Interesse. Freunde, wie Geiger Joseph Szigeti und der österreichische Arzt Dr. Hopfinger mußten ihn mit Käufen und Aufträgen unterstützen. Es gelang ihm nicht, sich in dem ihm fremden Milieu New Yorks zurechtzufinden. Er wurde zusehends verbitterter. Fast jeden Tag traf man ihn im Café Eclair in der 72. Straße, dem Treffpunkt der Wiener Emigranten, wo er in der ihm vertrauten Atmosphäre des Kaffeehauses Schach spielen konnte und ihm die wohlbekannten Stimmen und Gesichter ein heimatliches Gefühl vermittelten.

Freunde von früher, die ihn in New York wiedertrafen, erkannten in kaum wieder: „Er war von seinem früheren Ruhm zu einer kümmerlichen Existenz heruntergesunken, und niemand hätte ihm geglaubt, daß er einst in Berlin unter dem Protektorat der Cassirers mit Liebermann und Corinth hatte wetteifern dürfen.“ „Er sah alt und vergrämt aus. Es ging ihm materiell schlecht. Die Amerikaner schwärmten für Klee und die Abstrakten, er aber war hinreißend gegenständlich.“ Sein bald nach seiner Ankunft begonnenes Selbstbildnis (WV 270) und die einige Jahre vor seinem Tod entstandene Darstellung „Heiliger Sebastian vor New York“ (WV 288) sowie Bildmotive wie „Erinnerung an den Augarten in Wien“ (WV 279) geben uns vielleicht am eindrücklichsten eine Vorstellung seiner verzweifelten Gemütslage: der Heilige Sebastian erscheint ausgemergelt nackt in frontaler Haltung dargestellt mit hinter den Körper genommenem Arm, den anderen schützend über den Kopf gehalten, statt von Pfeilen durchbohrt, bedroht von den Wolkenkratzern Manhattans. Sich selbst zeigt der Maler mit gebrochenen angstvollen Zügen vor dem Hintergrund zweier ins Spiel vertiefter Musiker – eines seiner Lieblingsthemen, das in der Neuen Welt so wenig Erfolg haben sollte. Die Kraft, dieses Gemälde zu vollenden, fehlte ihm bis zum Schluß. […]
Er starb dann menschlich völlig vereinsamt am 19. Mai 1954 an einem Herzschlag. Erst am Tage darauf fand man ihn tot auf der Treppe in seinem Atelier liegend. Fern seiner österreichischen Heimat, deren Staatsangehörigkeit er immer behalten hatte und die er noch im Sommer zu besuchen gedachte, wurde er auf dem Friedhof Ferncliff in Ardsley N.Y. am 23. Mai 1954 beigesetzt. Selbst die Freude wurde ihm nicht zuteil, daß sein großes in Wien begonnenes, in New York vollendetes Bild „Die Philharmoniker“ (WV 295) in Wien gezeigt wurde, wie er es sich immer gewünscht hatte. Erst nach seinem Tode im Dezember 1954 erklärte sich das österreichische Bundesministerium für Unterricht bereit, das Gemälde anzukaufen und bei geeigneter Gelegenheit auszustellen.
Aus: Marie-Agnes von Puttkamer. Max Oppenheimer 1885-1954, Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Böhlau Verlag 1999

15.05.2018 - 19:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Max Oppenheimer *


(Wien 1885–1954 New York)
War End (2. Weltkrieg; Zeitungen, im Hintergrund eine Straßenszene in New York mit der Freiheitsstatue), Öl auf Leinwand, 27,7 x 48,3 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk wird in das von Marie-Agnes v. Puttkamer herausgegebene Werkverzeichnis der Gemälde von Max Oppenheimer aufgenommen.

Provenienz:
Privatsammlung, USA
Dorotheum Wien, 23. Mai 2012, Los 837
Privatsammlung, Linz

… Oppenheimer entschloß sich, den in den USA leichter verständlichen Namen Maximilian Mopp anzunehmen.
Gleich nach seiner Ankunft führte er einen Porträt-Auftrag aus, den ihm Walter Boveri bereits von Zürich aus vermittelt hatte. Daran schloß das Bildnis der Frau des Rundfunk- und Fernsehmagnaten William S. Paley an, so daß er für den Anfang erst einmal eine materielle Lebensgrundlage erlangte. Diese brauchte er um so nötiger, als sein Bruder Friedrich Heydenau, der sich noch in Wien befand, ihn dringend um Hilfe bat. Mit der Unterstützung Thomas Manns, den er gleich nach seiner Ankunft in Princeton aufsuchte, gelang es ihm über dessen Verleger Bermann, eine Ausreise zunächst wenigstens nach Schweden zu erreichen. Für den dortigen Aufenthalt mußte er allerdings aufkommen, da von Österreich aus keine größeren Geldbeträge ausgeführt werden durften. Die Artists‘ Gallery stellte im Herbst 1939 in einer Bildnis-Ausstellung ein Porträt von ihm aus. Im Winter 1940/41 zeigte die vor den Zugriffen der Nationalsozialisten ebenfalls nach New York geflüchtete Berliner Galerie Nierendorf eine sechsundzwanzig Nummern umfassende Einzelausstellung seiner Bilder, die in etwas verkleinertem Umfang vom Arts Club of Chicago und dem Milwaukee Art Institute übernommen wurde. Einen größeren Kundenkreis konnte Oppenheimer sich jedoch nicht aufbauen. Zu dieser Zeit begannen die abstrakten Expressionisten, den Kunstmarkt zu beherrschen, und für gegenständliche Malerei schwand das Interesse. Freunde, wie Geiger Joseph Szigeti und der österreichische Arzt Dr. Hopfinger mußten ihn mit Käufen und Aufträgen unterstützen. Es gelang ihm nicht, sich in dem ihm fremden Milieu New Yorks zurechtzufinden. Er wurde zusehends verbitterter. Fast jeden Tag traf man ihn im Café Eclair in der 72. Straße, dem Treffpunkt der Wiener Emigranten, wo er in der ihm vertrauten Atmosphäre des Kaffeehauses Schach spielen konnte und ihm die wohlbekannten Stimmen und Gesichter ein heimatliches Gefühl vermittelten.

Freunde von früher, die ihn in New York wiedertrafen, erkannten in kaum wieder: „Er war von seinem früheren Ruhm zu einer kümmerlichen Existenz heruntergesunken, und niemand hätte ihm geglaubt, daß er einst in Berlin unter dem Protektorat der Cassirers mit Liebermann und Corinth hatte wetteifern dürfen.“ „Er sah alt und vergrämt aus. Es ging ihm materiell schlecht. Die Amerikaner schwärmten für Klee und die Abstrakten, er aber war hinreißend gegenständlich.“ Sein bald nach seiner Ankunft begonnenes Selbstbildnis (WV 270) und die einige Jahre vor seinem Tod entstandene Darstellung „Heiliger Sebastian vor New York“ (WV 288) sowie Bildmotive wie „Erinnerung an den Augarten in Wien“ (WV 279) geben uns vielleicht am eindrücklichsten eine Vorstellung seiner verzweifelten Gemütslage: der Heilige Sebastian erscheint ausgemergelt nackt in frontaler Haltung dargestellt mit hinter den Körper genommenem Arm, den anderen schützend über den Kopf gehalten, statt von Pfeilen durchbohrt, bedroht von den Wolkenkratzern Manhattans. Sich selbst zeigt der Maler mit gebrochenen angstvollen Zügen vor dem Hintergrund zweier ins Spiel vertiefter Musiker – eines seiner Lieblingsthemen, das in der Neuen Welt so wenig Erfolg haben sollte. Die Kraft, dieses Gemälde zu vollenden, fehlte ihm bis zum Schluß. […]
Er starb dann menschlich völlig vereinsamt am 19. Mai 1954 an einem Herzschlag. Erst am Tage darauf fand man ihn tot auf der Treppe in seinem Atelier liegend. Fern seiner österreichischen Heimat, deren Staatsangehörigkeit er immer behalten hatte und die er noch im Sommer zu besuchen gedachte, wurde er auf dem Friedhof Ferncliff in Ardsley N.Y. am 23. Mai 1954 beigesetzt. Selbst die Freude wurde ihm nicht zuteil, daß sein großes in Wien begonnenes, in New York vollendetes Bild „Die Philharmoniker“ (WV 295) in Wien gezeigt wurde, wie er es sich immer gewünscht hatte. Erst nach seinem Tode im Dezember 1954 erklärte sich das österreichische Bundesministerium für Unterricht bereit, das Gemälde anzukaufen und bei geeigneter Gelegenheit auszustellen.
Aus: Marie-Agnes von Puttkamer. Max Oppenheimer 1885-1954, Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Böhlau Verlag 1999


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+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.05.2018 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.05. - 15.05.2018

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