Lot Nr. 77


Monzino Uli, Lembankakat Mbaru, Neuirland, 17. bis 19. Jh.


Monzino Uli, Lembankakat Mbaru, Neuirland, 17. bis 19. Jh. - African and Oceanic Art

Hartholz, 81 cm. Diese Uli-Figur wurde 1908 gemeinsam mit vier ähnlichen Statuen in den nördlichen Küstendörfern Neuirlands vom angesehenen Forscher Edgar Walden gesammelt, „Der Umgang mit ihnen ist mit großer Verschwiegenheit verbunden - sie werden für ihren Transport sorgsam in Blätter und Kokosfasern gehüllt. Ihre Träger schleichen hinter die Häuser und flüstern dabei; wenn Frauen die Statuen zu Gesicht bekommen, werden sie sterben.“ Ulis sind die begehrtesten Figuren aus der Pazifikregion. Sie wurden von Anfang an von europäischen Künstlern als Quelle der Inspiration genutzt, sowohl von Surrealisten als auch Expressionisten. Die Anziehungskraft dieser ausdrucksstarken Figuren ist immerwährend, sind sie doch zugleich kämpferisch und energisch und auf mysteriöse Weise distanziert. Der große Kopf mit dem breit gestreiften Bart, die aufwändige Haartracht, deren Schopf einer Helmzier ähnelt, die schwarz-weiße Pigmentierung, welche die großen Augen betont. Ein breiter Mund, eine Reihe geschlossener Zähne entblößend. Ihre Statur ist ungewöhnlich kräftig, ein massiver Rumpf mit kurzen Beinen. Die zugespitzten Brüste schaffen einen klaren Kontrast zur ansonsten maskulinen Erscheinung. Während der berühmten Forschungsexpedition von Augustin Krämer wurden zwei Arten von Uli-Figuren gefunden; zumeist größere Figuren und ein paar deutlich kleinere – wie die hier dargebotene. Diese mysteriöse Tradition verebbte kurz nach Veröffentlichung des Reiseberichts und trotz intensiver Recherchen ist nur wenig über den Ursprung dieser imposanten Figuren bekannt. Die großen Exemplare wurden gut behütet und in Blätter gehüllt, wodurch sie meist frische Kalkablagerungen aufweisen. Die kleineren wurden vor allem auf Dächern gefunden, oft mit einer dicken Rußschicht überzogen. Diese kleineren Figuren wurden aus einem sehr harten, dichten Holz gefertigt, sind die ältesten bekannten Figuren des Bismarck-Archipels und stammen vermutlich aus dem 17. und 18. Jh.

Diese Figuren stellen vermutlich mythologische Anführer dar oder gelten als Symbole für die notwendige Haltung, die ein guter Führer einnehmen muss. Die großen, gebleckten Zähne stehen für Kampfgeist, eine positive und unabdingbare Kraft zur Verteidigung des Stammes. Die Bedeutung der Brüste ist ein ungelöstes Rätsel, doch wird vermutet, dass sie die Fähigkeit des Anführers symbolisieren, seinen Stamm sowohl zu nähren als auch zu verteidigen. Sie könnten jedoch auch für eine matrilineare Herrschaftsfolge stehen. A. Krämer (1925, S. 60-61) schlussfolgerte nach seiner Zusammenarbeit mit Besitzern von Uli-Figuren aus dem Gebiet der Madak-Sprachgruppe 1909, dass diese „Brüste“ auf einen gut genährten Führer schließen ließen und ein gewisser Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsriten bestünde. Provenienz:
1909 vor Ort gesammelt, Deutsche Marine-Expedition nach Neuirland (November 1908 bis Juni 1909). Sammlung Carlo Monzino, Mailand. Mit Original-Fotos von Carrieri.

Veröffentlicht:
A. Kramer 'Die Málanggane von Tómbara', München, 1925, p. 24, dritte Figur rechts. (Krämer 1925).

Experte: Joris Visser Joris Visser
+32-2-514 00 34

Joris.Visser@dorotheum.com

21.06.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 1.425.000,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 180.000,-

Monzino Uli, Lembankakat Mbaru, Neuirland, 17. bis 19. Jh.


Hartholz, 81 cm. Diese Uli-Figur wurde 1908 gemeinsam mit vier ähnlichen Statuen in den nördlichen Küstendörfern Neuirlands vom angesehenen Forscher Edgar Walden gesammelt, „Der Umgang mit ihnen ist mit großer Verschwiegenheit verbunden - sie werden für ihren Transport sorgsam in Blätter und Kokosfasern gehüllt. Ihre Träger schleichen hinter die Häuser und flüstern dabei; wenn Frauen die Statuen zu Gesicht bekommen, werden sie sterben.“ Ulis sind die begehrtesten Figuren aus der Pazifikregion. Sie wurden von Anfang an von europäischen Künstlern als Quelle der Inspiration genutzt, sowohl von Surrealisten als auch Expressionisten. Die Anziehungskraft dieser ausdrucksstarken Figuren ist immerwährend, sind sie doch zugleich kämpferisch und energisch und auf mysteriöse Weise distanziert. Der große Kopf mit dem breit gestreiften Bart, die aufwändige Haartracht, deren Schopf einer Helmzier ähnelt, die schwarz-weiße Pigmentierung, welche die großen Augen betont. Ein breiter Mund, eine Reihe geschlossener Zähne entblößend. Ihre Statur ist ungewöhnlich kräftig, ein massiver Rumpf mit kurzen Beinen. Die zugespitzten Brüste schaffen einen klaren Kontrast zur ansonsten maskulinen Erscheinung. Während der berühmten Forschungsexpedition von Augustin Krämer wurden zwei Arten von Uli-Figuren gefunden; zumeist größere Figuren und ein paar deutlich kleinere – wie die hier dargebotene. Diese mysteriöse Tradition verebbte kurz nach Veröffentlichung des Reiseberichts und trotz intensiver Recherchen ist nur wenig über den Ursprung dieser imposanten Figuren bekannt. Die großen Exemplare wurden gut behütet und in Blätter gehüllt, wodurch sie meist frische Kalkablagerungen aufweisen. Die kleineren wurden vor allem auf Dächern gefunden, oft mit einer dicken Rußschicht überzogen. Diese kleineren Figuren wurden aus einem sehr harten, dichten Holz gefertigt, sind die ältesten bekannten Figuren des Bismarck-Archipels und stammen vermutlich aus dem 17. und 18. Jh.

Diese Figuren stellen vermutlich mythologische Anführer dar oder gelten als Symbole für die notwendige Haltung, die ein guter Führer einnehmen muss. Die großen, gebleckten Zähne stehen für Kampfgeist, eine positive und unabdingbare Kraft zur Verteidigung des Stammes. Die Bedeutung der Brüste ist ein ungelöstes Rätsel, doch wird vermutet, dass sie die Fähigkeit des Anführers symbolisieren, seinen Stamm sowohl zu nähren als auch zu verteidigen. Sie könnten jedoch auch für eine matrilineare Herrschaftsfolge stehen. A. Krämer (1925, S. 60-61) schlussfolgerte nach seiner Zusammenarbeit mit Besitzern von Uli-Figuren aus dem Gebiet der Madak-Sprachgruppe 1909, dass diese „Brüste“ auf einen gut genährten Führer schließen ließen und ein gewisser Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsriten bestünde. Provenienz:
1909 vor Ort gesammelt, Deutsche Marine-Expedition nach Neuirland (November 1908 bis Juni 1909). Sammlung Carlo Monzino, Mailand. Mit Original-Fotos von Carrieri.

Veröffentlicht:
A. Kramer 'Die Málanggane von Tómbara', München, 1925, p. 24, dritte Figur rechts. (Krämer 1925).

Experte: Joris Visser Joris Visser
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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: African and Oceanic Art - Treasures from the Monzino Collection
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.06.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 16.06. - 21.06.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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