(Tübingen, Deutschland, 1970 geb.) Ohne Titel, Silberfolie, geknickt, gefaltet auf schwarz gefasste Leinwand montiert, über Holzplatte, 132 x 113 x 2,5 cm, in Plexikasten montiert 142 x 121 x 15,5 cm, (PS)

Provenienz:
The Modern Institute, Glasgow

Anselm Reyles Faltenwürfe aus Aluminiumfolie erwecken eine Assoziation an barocke süddeutsche Hochaltäre.
„Seine drapierten, im übertragenen Sinn absturzgefährdeten Faltenwürfe aus Aluminiumfolie verweisen auf Gotik-Debatten und vergangene manieristische Stile ... Reyles Kunst lebt vom Kontrast und vom Widersprüchlichen, davon, dass nichts wirklich zusammenpasst. … Geometrien tauchen pervertiert auf, das Besondere mischt sich mit dem Banalen, Reyles Vorliebe gilt der Nähe zum Auratischen, zum Klischee.“ (S. 20)
Der Künstler verwendet das silbrige Material in unterschiedlichen Werken, dazu gehören die Streifenbilder wie auch die Reliefs aus Silberfolie, die in Acrylglaskästen gezeigt werden. Durch die kühle, reflektierende, opulent zusammengeraffte Silberfolie auf dem glatten Schwarz entsteht ein lebendiges, optisches Spiel mit extremen Kontrasten.
„Alles, was ich mache, meine ganze künstlerische Arbeit, basiert auf Vorgefundenem. Ob das jetzt Folie ist, die ich im Schaufenster gefunden habe, oder Fundstücke der neueren Kunstgeschichte, wie z.B. Streifenbilder. … Die Grundidee kommt von etwas, das bereits da ist. Die Idee kommt nicht aus mir selbst. Ich suche da nicht in mir selbst, sondern ich stoße auf etwas, das mir die Idee für einen weiteren Schritt gibt.“ (Anselm Reyle, S. 40f)
(aus: Ausst.-Kat. Anselm Reyle, Mystic Silver, Hrsg. Dirk Luckow, Deichtorhallen Hamburg, 9.11.2012 – 27.1.2013)