Lot Nr. 256 #


Cornelis van Cleve


(Antwerpen 1520-nach 1570) zugeschrieben Die Madonna mit dem Christuskind, Öl auf Holz, 71 x 52 cm , gerahmt

Das vorliegende Gemälde basiert auf einer heute verlorenen Komposition Leonardo da Vincis, die nur in einer Adaption Giovanni Pedrinis, genannt Giampietrino, überliefert ist und in der die Komposition des Hintergrundes dem vorliegenden Gemälde sehr ähnelt. Nach dem Vorbild Giampietrinos schufen Joos van Cleve und seine Werkstatt in den 1530/40er Jahren eine größere Anzahl von Varianten dieses leonardesken Vorbildes, die sie jedoch in der für den Antwerpener Manierismus charakteristischen Weise ausschmückten. Nach den Kirschen, die Christus als Symbol seiner späteren Passion in den Händen hält, hat dieser Typus den Namen "Die Madonna mit den Kirschen" erhalten. Anders als in unserer finden sich auf fast allen Madonnen der Cleve-Werkstatt architektonische Beigaben, die aus der ehemals schlichten lombardischen Komposition ein charakteristisch nordisches Werk der Antwerpener Spätrenaissance machen. Das vorliegende Gemälde hingegen steht auch in seinem beruhigten Kolorit dem ursprünglichen Vorbild näher als den Adaptionen der Antwerpener Werkstatt, so dass man heute von einer Kenntnis des Originals ausgehen kann. Von allen Mitarbeitern Cleves, den dieser heute verschollene Typus zuerst inspiriert hat, kommt hier vor allem sein Sohn Cornelis in Frage, dessen späteres Oeuvre so deutlich den italienischen Einfluss, insbesondere den Andrea del Sartos verrät, dass ein längerer Italienaufenthalt wahrscheinlich ist, von dem er 1540, nach dem Tod des Vaters zurückkehrte. Da das vorliegende Gemälde auf Eichenholz gemalt ist, muss es nach 1540 entstanden sein. Dass sich Cornelis van Cleve mit der durch Giampietrino überlieferten Komposition Leonardos auseinandergesetzt hat, beweist eine Tafel in der Alten Pinakothek, München (Inv. Nr. WAF 489), die unserem Bild sehr ähnelt. Bei unserem Gemälde könnte es sich um die Tafel handeln, die Friedländer als im New Yorker Kunsthandel befindlich aufführte. Stilistisch und in der relativen Schlichtheit der Komposition, ebenso wie der Landschaft, steht es lombardischen Vorbildern näher als die Arbeiten des Vaters und stellt somit ein wichtiges Zeugnis des künstlerischen Austausches zwischen Flandern und Italien dar.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

06.10.2009 - 17:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 18.000,-

Cornelis van Cleve


(Antwerpen 1520-nach 1570) zugeschrieben Die Madonna mit dem Christuskind, Öl auf Holz, 71 x 52 cm , gerahmt

Das vorliegende Gemälde basiert auf einer heute verlorenen Komposition Leonardo da Vincis, die nur in einer Adaption Giovanni Pedrinis, genannt Giampietrino, überliefert ist und in der die Komposition des Hintergrundes dem vorliegenden Gemälde sehr ähnelt. Nach dem Vorbild Giampietrinos schufen Joos van Cleve und seine Werkstatt in den 1530/40er Jahren eine größere Anzahl von Varianten dieses leonardesken Vorbildes, die sie jedoch in der für den Antwerpener Manierismus charakteristischen Weise ausschmückten. Nach den Kirschen, die Christus als Symbol seiner späteren Passion in den Händen hält, hat dieser Typus den Namen "Die Madonna mit den Kirschen" erhalten. Anders als in unserer finden sich auf fast allen Madonnen der Cleve-Werkstatt architektonische Beigaben, die aus der ehemals schlichten lombardischen Komposition ein charakteristisch nordisches Werk der Antwerpener Spätrenaissance machen. Das vorliegende Gemälde hingegen steht auch in seinem beruhigten Kolorit dem ursprünglichen Vorbild näher als den Adaptionen der Antwerpener Werkstatt, so dass man heute von einer Kenntnis des Originals ausgehen kann. Von allen Mitarbeitern Cleves, den dieser heute verschollene Typus zuerst inspiriert hat, kommt hier vor allem sein Sohn Cornelis in Frage, dessen späteres Oeuvre so deutlich den italienischen Einfluss, insbesondere den Andrea del Sartos verrät, dass ein längerer Italienaufenthalt wahrscheinlich ist, von dem er 1540, nach dem Tod des Vaters zurückkehrte. Da das vorliegende Gemälde auf Eichenholz gemalt ist, muss es nach 1540 entstanden sein. Dass sich Cornelis van Cleve mit der durch Giampietrino überlieferten Komposition Leonardos auseinandergesetzt hat, beweist eine Tafel in der Alten Pinakothek, München (Inv. Nr. WAF 489), die unserem Bild sehr ähnelt. Bei unserem Gemälde könnte es sich um die Tafel handeln, die Friedländer als im New Yorker Kunsthandel befindlich aufführte. Stilistisch und in der relativen Schlichtheit der Komposition, ebenso wie der Landschaft, steht es lombardischen Vorbildern näher als die Arbeiten des Vaters und stellt somit ein wichtiges Zeugnis des künstlerischen Austausches zwischen Flandern und Italien dar.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 06.10.2009 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 26.09. - 06.10.2009

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