Lot Nr. 255 #


Agostino Masucci


(Rom 1691-1758) Das Gebet des heiligen Papstes Gregor des Großen, Öl auf Leinwand, 184 x 115 cm , gerahmt

Wir danken Herrn Prof. Erich Schleier, Berlin, und Herrn Prof. Daniele Benati, Bologna, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieses Gemäldes sowie Herrn Prof. Giancarlo Sestieri, Rom, der das vorliegende Gemälde als Werk Agostino Masuccis identifiziert hat (Brief vom Juli 2009). Agostino Masucci gehört zu den letzten großen Vertretern der Schule des römisch-bolognesischen Klassizismus in der Tradition der Carracci und brachte diesen Stil zu einer späten und eindrucksvollen Blüte. Zunächst in der Werkstatt des Andrea Procaccino ausgebildet, arbeitete er in seinen frühen Jahren in der florierenden Werkstatt Carlo Marattas. Da er sich bereits hier als ausgesprochen traditionsbewußter Klassizist erwies, der in seinem Oeuvre der von Bellori formulierten 'Idea del Bello' nachstrebte, wählte ihn die Accademia di S. Luca, die ihn 1726 aufgenommen hatte, 1736 zu ihrem 'Principe'. Er war sowohl mit Filippo Juvara wie mit Luigi Vanvitelli befreundet und kam über sie in Verbindung mit dem Turiner Hof, für den er mehrere Historienzyklen und Altargemälde schuf. Diese Aufträge brachten ihm auch die Aufmerksamkeit König Joaos V. von Portugal ein, für den er mehrere Altargemälde schuf, so den Hauptaltar der Kathedrale von Evora oder die Vorzeichnungen für die Mosaiktafeln der Igreja de Sao Roque in Lissabon, die lange Zeit als die aufwändigste und teuerste Kapelle Europas galt. Diese Aufträge festigten seinen Ruf bei der europäischen Aristokratie. Für den Herzog von Northumberland schuf er 1754 eine vielbewunderte Kopie nach Renis Aurora. In erster Linie aber war Masucci auf die Ausstattung römischer Kapellen spezialisiert, für die er zahlreiche Altargemälde schuf. In diesen Kontext ist die Entstehung des vorliegenden Gemäldes einzuordnen, bei dem sich Masucci an einem heute zerstörten Altarbild Annibale Carraccis orientierte, dass sich in einr Kapelle in San Gregorio al Celio befand, bevor es an den Earl of Ellesmore verkauft wurde und 1942 in Bridgewater House in London verbrannte. Gregor der Große ist in beeindruckender Frontalität dargestellt, der Betrachter wird dadurch zum unmittelbaren Zeugen des transzendentalen Erlebnisses des frühmittelalterlichen Kirchenfürsten. Masuccis Stil ist vor allem in der Behandlung der Physiognomien und Veränderungen der Komposition zu erkennen, ansonsten orientiert er sich an seinem Vorbild, das bereits zu seiner Entstehungszeit gefeiert wurde. Da zu dem ursprünglichen Auftrag eine Vielzahl von Vorzeichnungen existiert, kam die Vermutung auf, bei dem vorliegenden Gemälde könne es sich um eine Werkstattstudie Carraccis handeln. Das vorliegende Gemälde stellt als eigenständiges Werk Masuccis, der Stefano Pozzi, Pompeo Batoni und Johann Zoffany unterrichtete, ein schönes Beispiel des Fortlebens des römischen Klassizismus im Werk eines seiner letzten bedeutenden Vertreter dar.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

06.10.2009 - 17:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 18.000,-

Agostino Masucci


(Rom 1691-1758) Das Gebet des heiligen Papstes Gregor des Großen, Öl auf Leinwand, 184 x 115 cm , gerahmt

Wir danken Herrn Prof. Erich Schleier, Berlin, und Herrn Prof. Daniele Benati, Bologna, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieses Gemäldes sowie Herrn Prof. Giancarlo Sestieri, Rom, der das vorliegende Gemälde als Werk Agostino Masuccis identifiziert hat (Brief vom Juli 2009). Agostino Masucci gehört zu den letzten großen Vertretern der Schule des römisch-bolognesischen Klassizismus in der Tradition der Carracci und brachte diesen Stil zu einer späten und eindrucksvollen Blüte. Zunächst in der Werkstatt des Andrea Procaccino ausgebildet, arbeitete er in seinen frühen Jahren in der florierenden Werkstatt Carlo Marattas. Da er sich bereits hier als ausgesprochen traditionsbewußter Klassizist erwies, der in seinem Oeuvre der von Bellori formulierten 'Idea del Bello' nachstrebte, wählte ihn die Accademia di S. Luca, die ihn 1726 aufgenommen hatte, 1736 zu ihrem 'Principe'. Er war sowohl mit Filippo Juvara wie mit Luigi Vanvitelli befreundet und kam über sie in Verbindung mit dem Turiner Hof, für den er mehrere Historienzyklen und Altargemälde schuf. Diese Aufträge brachten ihm auch die Aufmerksamkeit König Joaos V. von Portugal ein, für den er mehrere Altargemälde schuf, so den Hauptaltar der Kathedrale von Evora oder die Vorzeichnungen für die Mosaiktafeln der Igreja de Sao Roque in Lissabon, die lange Zeit als die aufwändigste und teuerste Kapelle Europas galt. Diese Aufträge festigten seinen Ruf bei der europäischen Aristokratie. Für den Herzog von Northumberland schuf er 1754 eine vielbewunderte Kopie nach Renis Aurora. In erster Linie aber war Masucci auf die Ausstattung römischer Kapellen spezialisiert, für die er zahlreiche Altargemälde schuf. In diesen Kontext ist die Entstehung des vorliegenden Gemäldes einzuordnen, bei dem sich Masucci an einem heute zerstörten Altarbild Annibale Carraccis orientierte, dass sich in einr Kapelle in San Gregorio al Celio befand, bevor es an den Earl of Ellesmore verkauft wurde und 1942 in Bridgewater House in London verbrannte. Gregor der Große ist in beeindruckender Frontalität dargestellt, der Betrachter wird dadurch zum unmittelbaren Zeugen des transzendentalen Erlebnisses des frühmittelalterlichen Kirchenfürsten. Masuccis Stil ist vor allem in der Behandlung der Physiognomien und Veränderungen der Komposition zu erkennen, ansonsten orientiert er sich an seinem Vorbild, das bereits zu seiner Entstehungszeit gefeiert wurde. Da zu dem ursprünglichen Auftrag eine Vielzahl von Vorzeichnungen existiert, kam die Vermutung auf, bei dem vorliegenden Gemälde könne es sich um eine Werkstattstudie Carraccis handeln. Das vorliegende Gemälde stellt als eigenständiges Werk Masuccis, der Stefano Pozzi, Pompeo Batoni und Johann Zoffany unterrichtete, ein schönes Beispiel des Fortlebens des römischen Klassizismus im Werk eines seiner letzten bedeutenden Vertreter dar.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 06.10.2009 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 26.09. - 06.10.2009

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