Lot Nr. 12 V


1964 Mercedes-Benz 600 Pullman (ohne Limit)


1964 Mercedes-Benz 600 Pullman  (ohne Limit) - Sammlung Wiesenthal

Chassis 100014 12 000121
Motor 100980 12 000119
Aufbau 00009

Die ehemalige österreichische Staatslimousine
Seit 1976 in der Sammlung Wiesenthal
Sensationeller unrestaurierter Zustand
Orignale 73.000 km Laufleistung
Matching Numbers

„Haben Sie noch was Größeres?“ soll Konrad Adenauer gefragt haben, als man ihm den neuen 300 SE als Dienstgefährt präsentierte. Hatte man tatsächlich, doch noch nicht ganz fertig. Schon als Adenauer noch den Vorgänger des 300 SE fuhr, pardon, sich darin fahren ließ, für dessen Rufname er Pate stand, hatte man in Stuttgart Entwicklungschef Fritz Nallinger einen Freibrief ausgestellt. Einen Freibrief alles zu ermöglichen, was nur irgendwie technisch machbar war. Ein neuer „Großer Mercedes“ sollte her, der, ganz bescheiden, nicht weniger sein sollte als das beste Auto der Welt!

Nallinger schöpfte aus dem Vollen: Luftfederung, eine Komforthydraulik, die Sitze, Fenster, Schiebedach, so ziemlich alles lautlos und wie von Geisterhand bedient, Servolenkung, Automatik, Klimaanlage, elektrisch regulierbare Heizung und Lüftung und vieles mehr an science fiction. Man dachte kurz gar an einen Zwölfzylinder, sah darin letztlich aber kaum Vorteile gegenüber einem V8. Dass dessen Hubraum von ursprünglich veranschlagten 5,4 auf 6,3 Liter vergrößert wurde, darf gern als Spitze gegen die britische Auto-Aristokratie von Rolls-Royce verstanden werden.

Seine Ausmaße waren gewaltig, seine Erscheinung gebot schlicht Ehrfurcht. Das Wunderwerk der Technik steckte in gut fünfeinhalb x zwei Meter Auto. Die normale, „kurze“ Version wohlgemerkt! Denn es gab den 600 auch als Pullman auf einer Länge von 6 Meter und 24, wahlweise mit vier oder mit sechs Türen. Und weil er mehr Repräsentations- denn Luxuswagen war, gab es auch eine hinten offene Version, den Landaulet. Man wollte schließlich zeigen, wer da hinten Platz nahm.

Beim Heimspiel auf der IAA in Frankfurt im September 1963 stellte man den Superlativ der staunenden Öffentlichkeit vor. Die Fachpresse überschlug sich mit Lob für einen Wagen, den sich kein Normalsterblicher leisten konnte. 250 Pferdestärken und das doppelte an Drehmoment beschleunigten den 600 auf über 200 km/h. So manche Tests beschienen ihm gar einen Hauch von Sportwagenqualitäten. Schwindelerregende 56.500 Deutsche Mark standen am Preisschild, ein Einfamilienhaus kostete weniger. In solch profaner Unterkunft residierte gewiss niemand aus dem 600-Klientel. Zu dieser illustren Runde zählte das who-is-who des Jetsets und der Hitparaden, genauso wie Potentaten jeglicher Art, Monarchen, Präsidenten, Revolutionäre, Diktatoren und auch der Stellvertreter Gottes.

Der hatte jedoch nur einen, genauso wie der King Elvis Presley, John Lennon, Udo Jürgens, David Bowie, Elizabeth Taylor, Gunter Sachs oder Pablo Escobar. In so manchem arabischen Stall sollen sich über 100 befunden haben, bei „Präsident“ Mobuto waren es nur 23, dicht gefolgt vom Schah mit 21. Mao hatte elf Stück, bei Gaddafi weiß man es nicht so genau. Andere waren genügsamer, Leonid Breschnew, Tito, die Familie Kim oder Saddam Hussein kamen auch mit einem aus.

3.000 Stück hatte sich Mercedes vorgenommen, jährlich wohlgemerkt. Doch dafür reichte der Geltungsdrang so manchen Kleinstaats jenseits des Mittelmeers bei weitem nicht, bzw. gab es derer schlicht nicht genug. Bis Juni 1981 entstanden nur 2.677 Stück 600 insgesamt, 2.190 kurze, 304 lange Viertürer, 124 lange Sechstürer, 47 viertürige Landaulets, 12 mit sechs Türen und zwei Coupés, die es offiziell nie gab. Schon in den 1970er Jahren brachen die Verkaufszahlen ein, neue Abgasvorschriften und damit ein Verkaufsverbot in den USA und, man mag es kaum glauben, die Ölkrise setzten dem 600 zu. 1979 verschwand der Riese aus den Verkaufsprospekten, da fertigte man längst keine 50 Stück mehr im Jahr.

Mercedes zahlte mit jedem einzelnen 600 drauf, die Produktion war aufwendig und teuer, entstand er doch zum großen Teil in Handarbeit. Dank so manchem extravaganten Kundenwunsch glich kein 600 einem anderen, was es keinesfalls billiger machte. Trotzdem verbesserte und modernisierte man über die Jahre dort, wo es notwendig war. Für Mercedes-Benz war der 600 eine Frage des Prestiges. Die Konkurrenz war degradiert, der Inbegriff von Luxus und Fortschritt trug von nun an einen Stern. Ein solches Image ließ sich mit keiner Werbung der Welt kaufen.

Bis heute gilt der Mercedes-Benz 600 als ein Meilenstein der Automobilgeschichte. Er ist die Referenz für alle Staatslimousinen, die nach ihm kamen. Versucht hat es machner, erreicht hat ihn bis heute keiner!

Jedes Automobil erzählt eine Geschichte, seine und die seiner Besitzer. Dieser 600 Pullman ist Geschichte, ein Stück österreichische Zeitgeschichte. Er ist die ehemalige österreichische Staatslimousine. Noch unter Bundespräsident Schärf bestellt, verließ der neunte jemals gebaute viertürige Pullman am 4. Dezember 1964 das Werk in Richtung Wiener Vertretung, der Firma Wiesenthal & Co. KG. Am 9. Dezember wurde er angemeldet auf die Österreichische Präsidentschaftskanzlei, das Kennzeichen standesgemäß für den ersten Wagen der Republik W-1.000. Allerdings nur hinten, denn vorne trägt er das Wappen der Republik, den Bundesadler.

Der Wagen war selbstredend schwarz, der Chauffeur saß auf schwarzem Leder, die Gäste im Fond vornehm auf grauem Stoff. Ein Kühlschrank sorgte für deren Wohlbefinden, eine Trennscheibe für Diskretion. Eine Herausforderung war das Schiebedach, welches vom Fond nach vorne öffnet. Derart früh in der Produktion musste das Werkzeug dafür erst angefertigt werden, wie dem Auftragsblatt zu entnehmen ist.

Adolf Schärf verstarb am Faschingsdienstag 1965, noch zwei Wochen davor holte er den Schah und bekennenden Automobilisten, Reza Pahlavi, vom Flughafen ab, wohl schon mit der neuen Staatskarosse. Am 9. Juni 1965 trat der Wiener Bürgermeister Franz Jonas Schärfs Nachfolge an, eine Woche davor der 600 in der Troststraße zu seinem ersten Service.

Fast zwei Amtszeiten begleitete der 600er Franz Jonas, chauffierte Staatsoberhäupter und gekrönte Häupter, vom sowjetischen Präsidenten bis zum englischen Königspaar. Das ließ sich zwar in einem geliehenen Landaulet durchs Land chauffieren, vom Flughaben abgeholt hat die Queen jedoch dieser 600. Auch der jährliche Ausflug zu den Festspielen nach Salzburg stand auf seinem Dienstplan. Das Ende seiner zweiten Amtszeit erlebte auch Franz Jonas nicht. Er starb im April 1974 und so erlebte der 600 Pullman noch vor seiner Ausmusterung seinen dritten Präsidenten, Rudolf Kirchschläger.

1976 kehrte er ins Hause Wiesenthal zurück und wurde Teil der wachsenden Sammlung. Statt Präsidenten und Monarchen chauffierte er nun vornehmlich Hochzeitspaare. Auch bei ihm wurde Buch geführt über Ausfahrten und Befinden. Letzteres beeindruckt noch heute, denn der 600 ist unrestauriert und original erhalten geblieben. Selbst alle Betriebsanleitungen und das volle Serviceheft haben bis heute überlebt. Die Sitze im Fond tragen noch die Bezüge aus seiner Amtszeit und könnten sie sprechen, sie hätten wohl viele Geschichten zu erzählen.

01.12.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 383.800,-
Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 260.000,-

1964 Mercedes-Benz 600 Pullman (ohne Limit)


Chassis 100014 12 000121
Motor 100980 12 000119
Aufbau 00009

Die ehemalige österreichische Staatslimousine
Seit 1976 in der Sammlung Wiesenthal
Sensationeller unrestaurierter Zustand
Orignale 73.000 km Laufleistung
Matching Numbers

„Haben Sie noch was Größeres?“ soll Konrad Adenauer gefragt haben, als man ihm den neuen 300 SE als Dienstgefährt präsentierte. Hatte man tatsächlich, doch noch nicht ganz fertig. Schon als Adenauer noch den Vorgänger des 300 SE fuhr, pardon, sich darin fahren ließ, für dessen Rufname er Pate stand, hatte man in Stuttgart Entwicklungschef Fritz Nallinger einen Freibrief ausgestellt. Einen Freibrief alles zu ermöglichen, was nur irgendwie technisch machbar war. Ein neuer „Großer Mercedes“ sollte her, der, ganz bescheiden, nicht weniger sein sollte als das beste Auto der Welt!

Nallinger schöpfte aus dem Vollen: Luftfederung, eine Komforthydraulik, die Sitze, Fenster, Schiebedach, so ziemlich alles lautlos und wie von Geisterhand bedient, Servolenkung, Automatik, Klimaanlage, elektrisch regulierbare Heizung und Lüftung und vieles mehr an science fiction. Man dachte kurz gar an einen Zwölfzylinder, sah darin letztlich aber kaum Vorteile gegenüber einem V8. Dass dessen Hubraum von ursprünglich veranschlagten 5,4 auf 6,3 Liter vergrößert wurde, darf gern als Spitze gegen die britische Auto-Aristokratie von Rolls-Royce verstanden werden.

Seine Ausmaße waren gewaltig, seine Erscheinung gebot schlicht Ehrfurcht. Das Wunderwerk der Technik steckte in gut fünfeinhalb x zwei Meter Auto. Die normale, „kurze“ Version wohlgemerkt! Denn es gab den 600 auch als Pullman auf einer Länge von 6 Meter und 24, wahlweise mit vier oder mit sechs Türen. Und weil er mehr Repräsentations- denn Luxuswagen war, gab es auch eine hinten offene Version, den Landaulet. Man wollte schließlich zeigen, wer da hinten Platz nahm.

Beim Heimspiel auf der IAA in Frankfurt im September 1963 stellte man den Superlativ der staunenden Öffentlichkeit vor. Die Fachpresse überschlug sich mit Lob für einen Wagen, den sich kein Normalsterblicher leisten konnte. 250 Pferdestärken und das doppelte an Drehmoment beschleunigten den 600 auf über 200 km/h. So manche Tests beschienen ihm gar einen Hauch von Sportwagenqualitäten. Schwindelerregende 56.500 Deutsche Mark standen am Preisschild, ein Einfamilienhaus kostete weniger. In solch profaner Unterkunft residierte gewiss niemand aus dem 600-Klientel. Zu dieser illustren Runde zählte das who-is-who des Jetsets und der Hitparaden, genauso wie Potentaten jeglicher Art, Monarchen, Präsidenten, Revolutionäre, Diktatoren und auch der Stellvertreter Gottes.

Der hatte jedoch nur einen, genauso wie der King Elvis Presley, John Lennon, Udo Jürgens, David Bowie, Elizabeth Taylor, Gunter Sachs oder Pablo Escobar. In so manchem arabischen Stall sollen sich über 100 befunden haben, bei „Präsident“ Mobuto waren es nur 23, dicht gefolgt vom Schah mit 21. Mao hatte elf Stück, bei Gaddafi weiß man es nicht so genau. Andere waren genügsamer, Leonid Breschnew, Tito, die Familie Kim oder Saddam Hussein kamen auch mit einem aus.

3.000 Stück hatte sich Mercedes vorgenommen, jährlich wohlgemerkt. Doch dafür reichte der Geltungsdrang so manchen Kleinstaats jenseits des Mittelmeers bei weitem nicht, bzw. gab es derer schlicht nicht genug. Bis Juni 1981 entstanden nur 2.677 Stück 600 insgesamt, 2.190 kurze, 304 lange Viertürer, 124 lange Sechstürer, 47 viertürige Landaulets, 12 mit sechs Türen und zwei Coupés, die es offiziell nie gab. Schon in den 1970er Jahren brachen die Verkaufszahlen ein, neue Abgasvorschriften und damit ein Verkaufsverbot in den USA und, man mag es kaum glauben, die Ölkrise setzten dem 600 zu. 1979 verschwand der Riese aus den Verkaufsprospekten, da fertigte man längst keine 50 Stück mehr im Jahr.

Mercedes zahlte mit jedem einzelnen 600 drauf, die Produktion war aufwendig und teuer, entstand er doch zum großen Teil in Handarbeit. Dank so manchem extravaganten Kundenwunsch glich kein 600 einem anderen, was es keinesfalls billiger machte. Trotzdem verbesserte und modernisierte man über die Jahre dort, wo es notwendig war. Für Mercedes-Benz war der 600 eine Frage des Prestiges. Die Konkurrenz war degradiert, der Inbegriff von Luxus und Fortschritt trug von nun an einen Stern. Ein solches Image ließ sich mit keiner Werbung der Welt kaufen.

Bis heute gilt der Mercedes-Benz 600 als ein Meilenstein der Automobilgeschichte. Er ist die Referenz für alle Staatslimousinen, die nach ihm kamen. Versucht hat es machner, erreicht hat ihn bis heute keiner!

Jedes Automobil erzählt eine Geschichte, seine und die seiner Besitzer. Dieser 600 Pullman ist Geschichte, ein Stück österreichische Zeitgeschichte. Er ist die ehemalige österreichische Staatslimousine. Noch unter Bundespräsident Schärf bestellt, verließ der neunte jemals gebaute viertürige Pullman am 4. Dezember 1964 das Werk in Richtung Wiener Vertretung, der Firma Wiesenthal & Co. KG. Am 9. Dezember wurde er angemeldet auf die Österreichische Präsidentschaftskanzlei, das Kennzeichen standesgemäß für den ersten Wagen der Republik W-1.000. Allerdings nur hinten, denn vorne trägt er das Wappen der Republik, den Bundesadler.

Der Wagen war selbstredend schwarz, der Chauffeur saß auf schwarzem Leder, die Gäste im Fond vornehm auf grauem Stoff. Ein Kühlschrank sorgte für deren Wohlbefinden, eine Trennscheibe für Diskretion. Eine Herausforderung war das Schiebedach, welches vom Fond nach vorne öffnet. Derart früh in der Produktion musste das Werkzeug dafür erst angefertigt werden, wie dem Auftragsblatt zu entnehmen ist.

Adolf Schärf verstarb am Faschingsdienstag 1965, noch zwei Wochen davor holte er den Schah und bekennenden Automobilisten, Reza Pahlavi, vom Flughafen ab, wohl schon mit der neuen Staatskarosse. Am 9. Juni 1965 trat der Wiener Bürgermeister Franz Jonas Schärfs Nachfolge an, eine Woche davor der 600 in der Troststraße zu seinem ersten Service.

Fast zwei Amtszeiten begleitete der 600er Franz Jonas, chauffierte Staatsoberhäupter und gekrönte Häupter, vom sowjetischen Präsidenten bis zum englischen Königspaar. Das ließ sich zwar in einem geliehenen Landaulet durchs Land chauffieren, vom Flughaben abgeholt hat die Queen jedoch dieser 600. Auch der jährliche Ausflug zu den Festspielen nach Salzburg stand auf seinem Dienstplan. Das Ende seiner zweiten Amtszeit erlebte auch Franz Jonas nicht. Er starb im April 1974 und so erlebte der 600 Pullman noch vor seiner Ausmusterung seinen dritten Präsidenten, Rudolf Kirchschläger.

1976 kehrte er ins Hause Wiesenthal zurück und wurde Teil der wachsenden Sammlung. Statt Präsidenten und Monarchen chauffierte er nun vornehmlich Hochzeitspaare. Auch bei ihm wurde Buch geführt über Ausfahrten und Befinden. Letzteres beeindruckt noch heute, denn der 600 ist unrestauriert und original erhalten geblieben. Selbst alle Betriebsanleitungen und das volle Serviceheft haben bis heute überlebt. Die Sitze im Fond tragen noch die Bezüge aus seiner Amtszeit und könnten sie sprechen, sie hätten wohl viele Geschichten zu erzählen.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auktion: Sammlung Wiesenthal
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 01.12.2018 - 17:00
Auktionsort: Camineum der Österreichischen Nationalbibliothek, <br>Eingang: Josefsplatz 1, 1015 Wien
Besichtigung: 27.11. - 01.12.2018


** Kaufpreis exkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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