Lot Nr. 212 -


Benjamin von Block


Benjamin von Block - Alte Meister

(Lübeck 1631-1689 Regensburg)
Bildnis von Kaiser Leopold I. mit dem Orden vom Goldenen Vlies,
Öl auf Leinwand, 82 x 64 cm, gerahmt

Wir danken Georg Lechner, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat.

Dieses Porträt des jungen Monarchen ist selten und zeigt den Kaiser in der ganzen Pracht des Gewandes des Ordens vom Goldenen Vlies. Die Ausführung der kostbaren Stoffe und der Spitze erinnert an andere Werke Blocks, etwa an das Bildnis von Joseph I. im Knabenalter im Kunsthistorischen Museum in Wien (Öl auf Leinwand, 126 x 105 cm, Inv. Nr. GG_3409).

Es bietet sich eine Datierung in die Jahre kurz vor der dritten Eheschließung des 35-jährigen Monarchen an. Leopold heiratete Eleonore von Pfalz-Neuburg 1676. Vor der Verlobung wurden Porträts ausgetauscht. Das vorliegende Gemälde könnte vor diesem Hintergrund entstanden sein. Auf einem anonymen Porträtstich hält die Kaiserin ein Medaillon, das dem vorliegenden Bildnis gleicht. Ein anonymer Porträtstich des Kaisers, auf dem er in etwas fortgeschrittenem Alter dargestellt ist, scheint auf dem vorliegenden Porträttypus zu basieren (siehe Österreichische Nationalbibliothek, Inv. Nr. 67014_01). Es handelt sich somit um eine interessante und bedeutende Hinzufügung zum Werkkorpus des Künstlers.

Block wurde in eine Lübecker Künstlerfamilie geboren. 1655 lernte er durch einen seiner Brüder, der damals als Kanoniker in Wien weilte, Graf Franz III. Nádasdy kennen, welcher ihn nach Ungarn einlud. Der Künstler ist dort zwischen 1656 und 1659 fassbar. Von seinen in Ungarn entstandenen Gemälden haben sich die Bildnisse von Nádasdy und seiner Gemahlen sowie ein Porträt von Pál Esterházy erhalten. Mitte der 1650er-Jahre wurde Block mit dem Porträt des jesuitischen Gelehrten Athanasius Kircher beauftragt, der später als Vermittler in einem Handel fungierte, welcher in der Beauftragung des Künstlers mit dem Porträt von Papst Alexander VII. mündete. 1659 ist er in Rom verzeichnet. Nachdem er in Siena, Florenz und Venedig als Porträtist gewirkt hatte, kehrte Block 1664 zurück und ließ sich in Nürnberg nieder. 1684 erhob ihn Kaiser Leopold in den Adelsstand.

Leopold war das fünfte Kind von Kaiser Ferdinand III. und seiner ersten Frau, Maria von Spanien. In seiner Jugend stand der Prinz im Schatten von Kronprinz Ferdinand, seinem älteren Bruder. Nach dessen plötzlichem Tod wurde Leopold als Vierzehnjähriger zum Thronerben. Nur drei Jahre später, verstarb sein Vater, sodass er die Regentschaft 1657 im zarten Alter von siebzehn antrat. Die Thronbesteigung als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs erwies sich als schwieriger als gedacht, zumal sich viele Kurfürsten gegen die Wahl Leopolds stellten. Der traditionelle Anspruch des Hauses Habsburg auf die Kaiserwürde wurde von Frankreich in Frage gestellt, das sich immer mehr in die Politik des Kaiserreichs drängte. Ludwig XIV., Leopolds lebenslanger Rivale, nahm mehr und mehr Einfluss auf einen Teil der Kurfürsten und wurde bisweilen selbst als Kandidat ins Gespräch gebracht. Große diplomatische Anstrengungen seitens der Habsburger Fraktion waren vonnöten, um die Wahl zugunsten Leopolds zu entscheiden. Schließlich fand im Sommer 1658 die Krönung statt.

Das vordringlichste Problem während Leopolds früher Regentschaft bestand im Expansionismus des Osmanischen Reichs. Als die Türken 1683 vor den Toren Wiens geschlagen wurden, wandte sich das Blatt zu seinen Gunsten. Auch wenn Leopold an der Schlacht vor den Stadtmauern Wiens 1683 nicht persönlich teilgenommen hatte, profitierte seine Regierung immens von der Offensive gegen das Osmanische Reich, das durch die Niederlage stark geschwächt worden war. Leopolds Ruf als Regent gewann beträchtlich durch den erfolgreichen Feldzug, und die Ausdehnung der Monarchie aufgrund der militärischen Erfolge gilt als Schlüsselereignis seiner Herrschaft, die in der patriotischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts zum „heroischen Zeitalter“ Österreichs hochstilisiert wurde. Der ganz und gar unkriegerische Leopold wird heute noch im Volksmund als „Türkenpoldl“ bezeichnet.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 10.924,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Benjamin von Block


(Lübeck 1631-1689 Regensburg)
Bildnis von Kaiser Leopold I. mit dem Orden vom Goldenen Vlies,
Öl auf Leinwand, 82 x 64 cm, gerahmt

Wir danken Georg Lechner, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat.

Dieses Porträt des jungen Monarchen ist selten und zeigt den Kaiser in der ganzen Pracht des Gewandes des Ordens vom Goldenen Vlies. Die Ausführung der kostbaren Stoffe und der Spitze erinnert an andere Werke Blocks, etwa an das Bildnis von Joseph I. im Knabenalter im Kunsthistorischen Museum in Wien (Öl auf Leinwand, 126 x 105 cm, Inv. Nr. GG_3409).

Es bietet sich eine Datierung in die Jahre kurz vor der dritten Eheschließung des 35-jährigen Monarchen an. Leopold heiratete Eleonore von Pfalz-Neuburg 1676. Vor der Verlobung wurden Porträts ausgetauscht. Das vorliegende Gemälde könnte vor diesem Hintergrund entstanden sein. Auf einem anonymen Porträtstich hält die Kaiserin ein Medaillon, das dem vorliegenden Bildnis gleicht. Ein anonymer Porträtstich des Kaisers, auf dem er in etwas fortgeschrittenem Alter dargestellt ist, scheint auf dem vorliegenden Porträttypus zu basieren (siehe Österreichische Nationalbibliothek, Inv. Nr. 67014_01). Es handelt sich somit um eine interessante und bedeutende Hinzufügung zum Werkkorpus des Künstlers.

Block wurde in eine Lübecker Künstlerfamilie geboren. 1655 lernte er durch einen seiner Brüder, der damals als Kanoniker in Wien weilte, Graf Franz III. Nádasdy kennen, welcher ihn nach Ungarn einlud. Der Künstler ist dort zwischen 1656 und 1659 fassbar. Von seinen in Ungarn entstandenen Gemälden haben sich die Bildnisse von Nádasdy und seiner Gemahlen sowie ein Porträt von Pál Esterházy erhalten. Mitte der 1650er-Jahre wurde Block mit dem Porträt des jesuitischen Gelehrten Athanasius Kircher beauftragt, der später als Vermittler in einem Handel fungierte, welcher in der Beauftragung des Künstlers mit dem Porträt von Papst Alexander VII. mündete. 1659 ist er in Rom verzeichnet. Nachdem er in Siena, Florenz und Venedig als Porträtist gewirkt hatte, kehrte Block 1664 zurück und ließ sich in Nürnberg nieder. 1684 erhob ihn Kaiser Leopold in den Adelsstand.

Leopold war das fünfte Kind von Kaiser Ferdinand III. und seiner ersten Frau, Maria von Spanien. In seiner Jugend stand der Prinz im Schatten von Kronprinz Ferdinand, seinem älteren Bruder. Nach dessen plötzlichem Tod wurde Leopold als Vierzehnjähriger zum Thronerben. Nur drei Jahre später, verstarb sein Vater, sodass er die Regentschaft 1657 im zarten Alter von siebzehn antrat. Die Thronbesteigung als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs erwies sich als schwieriger als gedacht, zumal sich viele Kurfürsten gegen die Wahl Leopolds stellten. Der traditionelle Anspruch des Hauses Habsburg auf die Kaiserwürde wurde von Frankreich in Frage gestellt, das sich immer mehr in die Politik des Kaiserreichs drängte. Ludwig XIV., Leopolds lebenslanger Rivale, nahm mehr und mehr Einfluss auf einen Teil der Kurfürsten und wurde bisweilen selbst als Kandidat ins Gespräch gebracht. Große diplomatische Anstrengungen seitens der Habsburger Fraktion waren vonnöten, um die Wahl zugunsten Leopolds zu entscheiden. Schließlich fand im Sommer 1658 die Krönung statt.

Das vordringlichste Problem während Leopolds früher Regentschaft bestand im Expansionismus des Osmanischen Reichs. Als die Türken 1683 vor den Toren Wiens geschlagen wurden, wandte sich das Blatt zu seinen Gunsten. Auch wenn Leopold an der Schlacht vor den Stadtmauern Wiens 1683 nicht persönlich teilgenommen hatte, profitierte seine Regierung immens von der Offensive gegen das Osmanische Reich, das durch die Niederlage stark geschwächt worden war. Leopolds Ruf als Regent gewann beträchtlich durch den erfolgreichen Feldzug, und die Ausdehnung der Monarchie aufgrund der militärischen Erfolge gilt als Schlüsselereignis seiner Herrschaft, die in der patriotischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts zum „heroischen Zeitalter“ Österreichs hochstilisiert wurde. Der ganz und gar unkriegerische Leopold wird heute noch im Volksmund als „Türkenpoldl“ bezeichnet.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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