Lot Nr. 86


Venezianische Schule, 18. Jahrhundert, vier Pendants (4)


Venezianische Schule, 18. Jahrhundert, vier Pendants (4) - Alte Meister

Allegorien der vier Jahreszeiten,
Öl auf Leinwand, je 72 x 57,5 cm, gerahmt, vier Pendants (4)

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Die vorliegenden Gemälde stellen vier Frauen in Gestalt von Allegorien der vier Jahreszeiten dar.

Die Personifizierung des Frühlings hält einen Blumenkorb und trägt als Schmuck Blumen im Haar. Die Allegorie des Sommers hält Getreidehalme und trägt auch welche im Haar. Die elegant gekleidete Figur des Herbstes ist durch einen Korb mit Trauben und Pflaumen zu erkennen. Die Allegorie des Winters ist in Pelz gekleidet und wärmt ihre Hände an einem verzierten Behälter, wie er für heiße Kohlen verwendet wurde.

Die vier Darstellungen zeichnen sich durch ihre bildliche Qualität und kompositorische Eleganz aus. Die für den Herbst stehende Frau, deren raffiniertes Kleid mit besonders gelungen wiedergegebenen Spitzen verziert ist, sieht im Unterschied zu den anderen drei Figuren den Betrachter nicht an, sondern richtet den Blick aufmerksam nach links. Die porträthafte Intimität der Gemälde legt die Annahme nahe, dass die vier Frauen nach realen Modellen gemalt wurden und Mitglieder einer Adelsfamilie in allegorischer Gestalt ins Bild setzen. Merkmale wie diese erinnern an die Sensibilität, die Pietro Rotari im Lauf seiner Karriere im Veneto und an den Höfen Europas beim Malen seiner sogenannten testine an den Tag legte.

Die vorliegenden Allegorien lassen auch an die Gemälde eines anderen venezianischen Künstlers denken: Jacopo Amigoni war ein gefeierter Porträtist, der neben offiziellen Aufträgen auch intimere und privatere Werke wie das Bildnis einer jungen Dame mit Hündchen schuf, das sich in einer britischen Privatsammlung befindet (siehe A. Scarpa Sonino, Jacopo Amigoni, Soncino 1994, S. 118/119).

Das Thema der vier Jahreszeiten war ein im gesamten 18. Jahrhundert äußerst erfolgreicher Topos, und das nicht nur in der Malerei, sondern auch im Bereich der Dichtung und Musik. Zahlreiche Kompositionen, die sich mit dem Thema der Jahreszeiten beschäftigten, griffen mythische Elemente auf und betonten deren zyklischen Charakter, wodurch sie die Vollkommenheit des Universums herausstellten. Der damit begründeten freudigen und sorglosen Auffassung zufolge befand sich die Menschheit in völligem Einklang mit der Gesellschaft wie mit der Natur. Dieses Gefühl spiegelte sich in den Gepflogenheiten des venezianischen Adels wieder, der bestimmte Jahreszeiten auf dem Land verbrachte. Venezianische Villen waren reich mit Darstellungen von Themen geschmückt, die sich auf die Landwirtschaft in ihrer Umgebung bezogen. Die Fresken von Giovanni Battista und Giandomenico Tiepolo in der Villa Valmarana bei Vicenza sind nicht nur wegen ihrer allegorischen Bedeutung, sondern auch aufgrund ihrer dekorativen Qualitäten gefeierte Beispiele dieses Genres.

Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist das Wirken Rosalba Carrieras vor allem in den 1720er-Jahren, als sie zahlreiche Aufträge für die vier Jahreszeiten darstellende Gemälde erhielt, so auch für die vier Pastelle Frühling, Sommer, Herbst und Winter, die sich in der Eremitage in Sankt Petersburg befinden (siehe B. Sani, Rosalba Carriera 1673-1757. Maestra del pastello nell’Europa ancien régime, Turin 2007, S. 129/130).

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 62.500,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Venezianische Schule, 18. Jahrhundert, vier Pendants (4)


Allegorien der vier Jahreszeiten,
Öl auf Leinwand, je 72 x 57,5 cm, gerahmt, vier Pendants (4)

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Die vorliegenden Gemälde stellen vier Frauen in Gestalt von Allegorien der vier Jahreszeiten dar.

Die Personifizierung des Frühlings hält einen Blumenkorb und trägt als Schmuck Blumen im Haar. Die Allegorie des Sommers hält Getreidehalme und trägt auch welche im Haar. Die elegant gekleidete Figur des Herbstes ist durch einen Korb mit Trauben und Pflaumen zu erkennen. Die Allegorie des Winters ist in Pelz gekleidet und wärmt ihre Hände an einem verzierten Behälter, wie er für heiße Kohlen verwendet wurde.

Die vier Darstellungen zeichnen sich durch ihre bildliche Qualität und kompositorische Eleganz aus. Die für den Herbst stehende Frau, deren raffiniertes Kleid mit besonders gelungen wiedergegebenen Spitzen verziert ist, sieht im Unterschied zu den anderen drei Figuren den Betrachter nicht an, sondern richtet den Blick aufmerksam nach links. Die porträthafte Intimität der Gemälde legt die Annahme nahe, dass die vier Frauen nach realen Modellen gemalt wurden und Mitglieder einer Adelsfamilie in allegorischer Gestalt ins Bild setzen. Merkmale wie diese erinnern an die Sensibilität, die Pietro Rotari im Lauf seiner Karriere im Veneto und an den Höfen Europas beim Malen seiner sogenannten testine an den Tag legte.

Die vorliegenden Allegorien lassen auch an die Gemälde eines anderen venezianischen Künstlers denken: Jacopo Amigoni war ein gefeierter Porträtist, der neben offiziellen Aufträgen auch intimere und privatere Werke wie das Bildnis einer jungen Dame mit Hündchen schuf, das sich in einer britischen Privatsammlung befindet (siehe A. Scarpa Sonino, Jacopo Amigoni, Soncino 1994, S. 118/119).

Das Thema der vier Jahreszeiten war ein im gesamten 18. Jahrhundert äußerst erfolgreicher Topos, und das nicht nur in der Malerei, sondern auch im Bereich der Dichtung und Musik. Zahlreiche Kompositionen, die sich mit dem Thema der Jahreszeiten beschäftigten, griffen mythische Elemente auf und betonten deren zyklischen Charakter, wodurch sie die Vollkommenheit des Universums herausstellten. Der damit begründeten freudigen und sorglosen Auffassung zufolge befand sich die Menschheit in völligem Einklang mit der Gesellschaft wie mit der Natur. Dieses Gefühl spiegelte sich in den Gepflogenheiten des venezianischen Adels wieder, der bestimmte Jahreszeiten auf dem Land verbrachte. Venezianische Villen waren reich mit Darstellungen von Themen geschmückt, die sich auf die Landwirtschaft in ihrer Umgebung bezogen. Die Fresken von Giovanni Battista und Giandomenico Tiepolo in der Villa Valmarana bei Vicenza sind nicht nur wegen ihrer allegorischen Bedeutung, sondern auch aufgrund ihrer dekorativen Qualitäten gefeierte Beispiele dieses Genres.

Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist das Wirken Rosalba Carrieras vor allem in den 1720er-Jahren, als sie zahlreiche Aufträge für die vier Jahreszeiten darstellende Gemälde erhielt, so auch für die vier Pastelle Frühling, Sommer, Herbst und Winter, die sich in der Eremitage in Sankt Petersburg befinden (siehe B. Sani, Rosalba Carriera 1673-1757. Maestra del pastello nell’Europa ancien régime, Turin 2007, S. 129/130).


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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