Lot Nr. 69


Pier Francesco Cittadini, gen. il Milanese


Pier Francesco Cittadini, gen. il Milanese - Alte Meister

(Mailand 1613/16-1681 Bologna)
Gruppenbildnis von sechs Kindern,
Öl auf Leinwand, 87 x 120 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Rom

Die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes wurde von Nicosetta Roio bestätigt (schriftliche Mitteilung in Fotokopie).

In Anbetracht der einander ähnelnden Gesichtszüge und der zum Ausdruck gebrachten Innigkeit muss es sich bei diesem Gruppenporträt um sechs Geschwister handeln. Die elegante Kleidung vor allem des ältesten Mädchens mit Perlenkette und auffälliger Frisur, das als zweites Kind von links erscheint, weist nicht nur auf die hohe soziale Stellung der Familie hin, sondern erlaubt auch eine Datierung des Gemäldes in die 1670er-Jahre.

Pierfrancesco Cittadinis Schaffen als geschätzter Kinderporträtist ist durch weitere Gemälde von der Hand des Künstlers belegt, die sich einst in angesehenen Bologneser Sammlungen befanden, etwa das Porträt eines Mädchens mit einem Teller Kirschen und das Bildnis einer Dame mit zwei Kindern, die beide einst zur Sammlung Zambeccari gehörten und in die 1650er-Jahre zu datieren sind (heute Pinacoteca Nazionale di Bologna, Inv. Nr. 32 und 81). Vergleiche bieten sich auch mit anderen Darstellungen von Kindergruppen an, etwa mit dem Konzert von vier Prinzen der Familie Este im Museo San Telmo in San Sebastian in Spanien (siehe N. Roio, Pier Francesco Cittadini detto il Milanese, in: E. Negro, M. Pirondini [Hg.], La Scuola di Guido Reni, Modena 1992, S. 173).

Auf dem vorliegenden Gemälde nehmen die Kinder den Vordergrund vor einem dunklen Hintergrund ein: Die ihnen beigegebenen Dinge lassen eine allegorische Bedeutung vermuten. Das Mädchen links hat in ihrer Schürze Blumen gesammelt, die wohl eine Anspielung auf die rasche Vergänglichkeit des Lebens sind; das zweite Kind von rechts hält ein Ei als Symbol der Fruchtbarkeit und des ewigen Lebens. Das am rechten Bildrand sitzende kleine Mädchen hält einen Granatapfel als Zeichen der Wiederauferstehung Christi, auf die vermutlich auch die Handhaltung mit dem nach oben gestreckten Zeigefinger hinweisen soll.

Das Gemälde ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die naturalistische Strömung in der lombardischen Malerei. Pierfrancesco Cittadini war einer ihrer führenden Vertreter. Er ging in Mailand bei Daniele Crespi in die Lehre, der ihn in die Praxis des Arbeitens vor dem Modell einführte. Nach der Pest von 1630 ging er nach Bologna, wo er in die Werkstatt Guido Renis eintrat. Es folgte ein Aufenthalt in Rom, wo er sowohl mit Ansichtenmalern als auch mit den sogenannten Bamboccianti in Kontakt kam, mit denen er das Interesse an der getreuen Wiedergabe des Alltags teilte. Cittadini, der in Bologneser Quellen als „Il Milanese“ bezeichnet wird, wurde vor allem für seine detailfreudigen Genredarstellungen, Landschaften, Stillleben und Porträts von Angehörigen des lombardischen Adels und der Oberschicht geschätzt. In Cittadinis Schaffen verbindet sich ein Illusionismus flämischer Prägung mit einer deutlich intimeren und poetischeren Komponente. Um 1650 ließ sich Cittadini endgültig in Bologna nieder und setzte seine künstlerische Tätigkeit bis 1670 fort, als er aufgrund von Krankheit gezwungen war, seine Werkstatt seinen Kindern zu übergeben, die sie zum Teil weiterführten.

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Pier Francesco Cittadini, gen. il Milanese


(Mailand 1613/16-1681 Bologna)
Gruppenbildnis von sechs Kindern,
Öl auf Leinwand, 87 x 120 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Rom

Die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes wurde von Nicosetta Roio bestätigt (schriftliche Mitteilung in Fotokopie).

In Anbetracht der einander ähnelnden Gesichtszüge und der zum Ausdruck gebrachten Innigkeit muss es sich bei diesem Gruppenporträt um sechs Geschwister handeln. Die elegante Kleidung vor allem des ältesten Mädchens mit Perlenkette und auffälliger Frisur, das als zweites Kind von links erscheint, weist nicht nur auf die hohe soziale Stellung der Familie hin, sondern erlaubt auch eine Datierung des Gemäldes in die 1670er-Jahre.

Pierfrancesco Cittadinis Schaffen als geschätzter Kinderporträtist ist durch weitere Gemälde von der Hand des Künstlers belegt, die sich einst in angesehenen Bologneser Sammlungen befanden, etwa das Porträt eines Mädchens mit einem Teller Kirschen und das Bildnis einer Dame mit zwei Kindern, die beide einst zur Sammlung Zambeccari gehörten und in die 1650er-Jahre zu datieren sind (heute Pinacoteca Nazionale di Bologna, Inv. Nr. 32 und 81). Vergleiche bieten sich auch mit anderen Darstellungen von Kindergruppen an, etwa mit dem Konzert von vier Prinzen der Familie Este im Museo San Telmo in San Sebastian in Spanien (siehe N. Roio, Pier Francesco Cittadini detto il Milanese, in: E. Negro, M. Pirondini [Hg.], La Scuola di Guido Reni, Modena 1992, S. 173).

Auf dem vorliegenden Gemälde nehmen die Kinder den Vordergrund vor einem dunklen Hintergrund ein: Die ihnen beigegebenen Dinge lassen eine allegorische Bedeutung vermuten. Das Mädchen links hat in ihrer Schürze Blumen gesammelt, die wohl eine Anspielung auf die rasche Vergänglichkeit des Lebens sind; das zweite Kind von rechts hält ein Ei als Symbol der Fruchtbarkeit und des ewigen Lebens. Das am rechten Bildrand sitzende kleine Mädchen hält einen Granatapfel als Zeichen der Wiederauferstehung Christi, auf die vermutlich auch die Handhaltung mit dem nach oben gestreckten Zeigefinger hinweisen soll.

Das Gemälde ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die naturalistische Strömung in der lombardischen Malerei. Pierfrancesco Cittadini war einer ihrer führenden Vertreter. Er ging in Mailand bei Daniele Crespi in die Lehre, der ihn in die Praxis des Arbeitens vor dem Modell einführte. Nach der Pest von 1630 ging er nach Bologna, wo er in die Werkstatt Guido Renis eintrat. Es folgte ein Aufenthalt in Rom, wo er sowohl mit Ansichtenmalern als auch mit den sogenannten Bamboccianti in Kontakt kam, mit denen er das Interesse an der getreuen Wiedergabe des Alltags teilte. Cittadini, der in Bologneser Quellen als „Il Milanese“ bezeichnet wird, wurde vor allem für seine detailfreudigen Genredarstellungen, Landschaften, Stillleben und Porträts von Angehörigen des lombardischen Adels und der Oberschicht geschätzt. In Cittadinis Schaffen verbindet sich ein Illusionismus flämischer Prägung mit einer deutlich intimeren und poetischeren Komponente. Um 1650 ließ sich Cittadini endgültig in Bologna nieder und setzte seine künstlerische Tätigkeit bis 1670 fort, als er aufgrund von Krankheit gezwungen war, seine Werkstatt seinen Kindern zu übergeben, die sie zum Teil weiterführten.


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018

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