Alessandro Tiarini
(Bologna 1577-1668)
Die Trunkenheit Noahs,
Öl auf Leinwand, 137 x 166 cm, gerahmt
Provenienz:
vermutlich Sammlung Parisetti, Reggio Emilia;
europäische Privatsammlung
Literatur:
E. Negro (Hg.), La scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale e Agostino, Modena 1995, S. 173, Abb. 219 (Detail), S. 174 und S. 197, Abb. 248 (als Giovanni Lanfranco);
D. Benati, in: A. Bacchi, M. Mussini, Il santuario della Madonna della Ghiara a Reggio Emilia, Turin 1996, S. 129, Anm. 60 (als Alessandro Tiarini);
M. Pirondini, in: M. Pirondini, E. Negro/N. Roio, Alessandro Tiarini, Reggio Emilia 2000, S. 61, Anm. 189 (als Giovanni Lanfranco);
D. Benati, Alessandro Tiarini. L’opera pittorica completa e i disegni, Mailand 2001, S. 128, Nr. 203 (als Alessandro Tiarini)
Zunächst hat Emilio Negro das vorliegende Gemälde Giovanni Lanfranco zugeschrieben; später wurde es von Daniele Benati dem Werkkorpus des Bologneser Malers Alessandro Tiarini zugewiesen (siehe Literatur).
Das Werk stellt die berühmte in der biblischen Schöpfungsgeschichte berichtete Episode dar (Gen. 9, 20-27), der zufolge Noah wegen seiner Trunkenheit von seinem Sohn Ham vor seinen Brüdern Shem und Japheth verspottet wurde. Auf dem Gemälde ist der im Vordergrund zusammengesunkene Patriarch zu sehen, während rechts Ham verächtlich auf ihn zeigt und seine Brüder zum Vater eilen, um ihn zuzudecken.
Das Gemälde zeichnet sich durch eine ausdrucksstarke Charakterisierung der Personen aus; so sind die Züge Hams mit großem Naturalismus wiedergegeben. Das Werk wurde in Tiarinis Spätzeit gegen Ende der 1630er-Jahre verwiesen, als sich in seiner Kunst eine neue, gesteigerte Monumentalität und eine reiche, an die große emilianische Tradition gemahnende Farbigkeit bemerkbar machten. Der enge Bildausschnitt der vorliegenden Komposition mit den wenigen, höchst skulptural dargestellten Figuren lässt an andere späte Werke des Künstlers denken, etwa an das Bild Der von Engeln gestützte hl. Benedikt, das im Dorotheum versteigert wurde (Auktion, 24. April 2018, Lot 107).
Sowohl Negro als auch Benati haben vorgeschlagen das vorliegende Gemälde mit „Noè con li tre figli“ [„Noah mit seinen drei Söhnen“] zu identifizieren, das im Inventarverzeichnis von 1782 der Sammlung Parisetti in Reggio Emilia mit einer Zuschreibung an Annibale Carracci erwähnt wird (siehe M. Mussini, Committenza e collezionismo d’arte a Reggio Emilia dalla fine del Cinquecento al primo Ottocento: alcune linee di lettura, in: J. Bentini (Hg.), Sovrane Passioni. Studi sul collezionismo estense, Mailand 1998, S. 246, 250).
Alessandro Tiarini kam in Bologna bei Prospero Fontana und Bartolomeo Cesi in die Lehre und reiste Anfang des 17. Jahrhunderts nach Florenz, wo er mit Passignano zusammenarbeitete. Danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er den Großteil seiner Laufbahn zubrachte. Seine Malerei verarbeitet die Einflüsse großer emilianischer Meister wie Guercino, von dem er sich den kontrastreichen Umgang mit Licht abschaute, und vor allem der Carracci, von denen er viel über Qualitäten wie Naturalismus und intensive Dramatik erfuhr.
23.10.2018 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 50.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-
Alessandro Tiarini
(Bologna 1577-1668)
Die Trunkenheit Noahs,
Öl auf Leinwand, 137 x 166 cm, gerahmt
Provenienz:
vermutlich Sammlung Parisetti, Reggio Emilia;
europäische Privatsammlung
Literatur:
E. Negro (Hg.), La scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale e Agostino, Modena 1995, S. 173, Abb. 219 (Detail), S. 174 und S. 197, Abb. 248 (als Giovanni Lanfranco);
D. Benati, in: A. Bacchi, M. Mussini, Il santuario della Madonna della Ghiara a Reggio Emilia, Turin 1996, S. 129, Anm. 60 (als Alessandro Tiarini);
M. Pirondini, in: M. Pirondini, E. Negro/N. Roio, Alessandro Tiarini, Reggio Emilia 2000, S. 61, Anm. 189 (als Giovanni Lanfranco);
D. Benati, Alessandro Tiarini. L’opera pittorica completa e i disegni, Mailand 2001, S. 128, Nr. 203 (als Alessandro Tiarini)
Zunächst hat Emilio Negro das vorliegende Gemälde Giovanni Lanfranco zugeschrieben; später wurde es von Daniele Benati dem Werkkorpus des Bologneser Malers Alessandro Tiarini zugewiesen (siehe Literatur).
Das Werk stellt die berühmte in der biblischen Schöpfungsgeschichte berichtete Episode dar (Gen. 9, 20-27), der zufolge Noah wegen seiner Trunkenheit von seinem Sohn Ham vor seinen Brüdern Shem und Japheth verspottet wurde. Auf dem Gemälde ist der im Vordergrund zusammengesunkene Patriarch zu sehen, während rechts Ham verächtlich auf ihn zeigt und seine Brüder zum Vater eilen, um ihn zuzudecken.
Das Gemälde zeichnet sich durch eine ausdrucksstarke Charakterisierung der Personen aus; so sind die Züge Hams mit großem Naturalismus wiedergegeben. Das Werk wurde in Tiarinis Spätzeit gegen Ende der 1630er-Jahre verwiesen, als sich in seiner Kunst eine neue, gesteigerte Monumentalität und eine reiche, an die große emilianische Tradition gemahnende Farbigkeit bemerkbar machten. Der enge Bildausschnitt der vorliegenden Komposition mit den wenigen, höchst skulptural dargestellten Figuren lässt an andere späte Werke des Künstlers denken, etwa an das Bild Der von Engeln gestützte hl. Benedikt, das im Dorotheum versteigert wurde (Auktion, 24. April 2018, Lot 107).
Sowohl Negro als auch Benati haben vorgeschlagen das vorliegende Gemälde mit „Noè con li tre figli“ [„Noah mit seinen drei Söhnen“] zu identifizieren, das im Inventarverzeichnis von 1782 der Sammlung Parisetti in Reggio Emilia mit einer Zuschreibung an Annibale Carracci erwähnt wird (siehe M. Mussini, Committenza e collezionismo d’arte a Reggio Emilia dalla fine del Cinquecento al primo Ottocento: alcune linee di lettura, in: J. Bentini (Hg.), Sovrane Passioni. Studi sul collezionismo estense, Mailand 1998, S. 246, 250).
Alessandro Tiarini kam in Bologna bei Prospero Fontana und Bartolomeo Cesi in die Lehre und reiste Anfang des 17. Jahrhunderts nach Florenz, wo er mit Passignano zusammenarbeitete. Danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er den Großteil seiner Laufbahn zubrachte. Seine Malerei verarbeitet die Einflüsse großer emilianischer Meister wie Guercino, von dem er sich den kontrastreichen Umgang mit Licht abschaute, und vor allem der Carracci, von denen er viel über Qualitäten wie Naturalismus und intensive Dramatik erfuhr.
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 23.10.2018 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 13.10. - 23.10.2018 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
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