Lot Nr. 40 -


Genuesische Schule, um 1630


Genuesische Schule, um 1630 - Alte Meister

Bildnis eines Edelmanns mit Hund,
Öl auf Leinwand, 135,5 x 113 cm, gerahmt

Der Protagonist des vorliegenden Gemäldes wird mit nachdenklichem Blick bei der Betrachtung eines Ortes oder Gegenstands dargestellt, welcher für den Betrachter unsichtbar bleibt. Der junge Mann, der ungefähr 20 Jahre alt ist, ist als Dreiviertelfigur im Profil zu sehen; hinter ihm befindet sich eine mit einem karminroten Faltenwurf geschmückte Wand, rechts ist eine Landschaft auszumachen. Ein stolz dreinblickender Hund, ein Bracco Italiano mit weißem und haselnussbraunem Fell, und ein Podest, welches mit einem Stück Stoff in der Farbe der Draperie an der Wand bedeckt ist, komplettieren die Szenerie. Der junge Mann ist reich gekleidet: er trägt ein mit Goldfäden besticktes Wams, einen mit einem geometrischen Muster bestickten schwarzen Mantel, Beinkleider in derselben Farbe, Genueser Spitzen und ein an einem goldenen Gürtel an der Taille befestigtes Schwert, auf dem seine linke Hand ruht. Durch den Farbkontrast zwischen Wand und Kleidung tritt das Gesicht hervor, das strahlt und gleichzeitig melancholisch wirkt.

Die hohe Bildqualität zeigt sich vor allem in der sorgfältigen Umsetzung des Wamses und des roten Samtstoffs, dessen feine Fransen golden leuchten. Den Künstler zeichnet die Fähigkeit aus, unterschiedliche Oberflächen durch die Übertragung ihrer taktilen Werte auf die Leinwand zu imitieren und sich mit dem Pinsel auf eine einfühlsame psychologische Spurensuche zu begeben.

Bis dato ist der Maler dieses Porträts nicht bekannt; eine Zeitlang hat man es einem Anfang des 17. Jahrhunderts tätigen Florentiner Maler zugeschrieben. Diese Einschätzung wurde jedoch zugunsten eines Genueser Malers bzw. eines in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätigen ligurischen Künstlers verworfen. Selbstverständlich kann die typische Genueser Spitze, die häufig an andere Orte Italiens exportiert wurde, nicht als endgültiges Indiz für die geografische Herkunft des Werks gelten. Es ist vielmehr die Art des Porträts, die uns hilft zu verstehen, wo das Gemälde ausgeführt oder zumindest konzipiert wurde.

Das Studium der Porträtkunst des flämischen Malers Anthonis van Dyck spielte eine maßgebliche Rolle bei der Anlage des vorliegenden Bildnisses eines Edelmanns mit Hund. Wie andere flämische Maler entschloss sich van Dyck 1621 zum Aufbruch zur traditionellen Reise durch Italien, wo er sechs Jahre blieb. Er stattete Genua mehrere Besuche ab. Die wichtigsten Aufenthalte fanden zwischen November 1621 und Februar 1622 sowie zwischen Herbst 1625 und 1627 statt. In Ligurien war Anthonis van Dyck vor allem als Bildnismaler tätig. Seine in der Regel großformatigen ganzfigurigen Porträts zeichnen sich durch eine majestätische und genaue Wiedergabe der Dargestellten aus. Ein bedeutendes Beispiel ist das um 1626 datierte Porträt einer Genueser Adeligen mit ihrem Sohn (Washington, National Gallery of Art), bei dem der Flame noble Größe mit einer intimeren familiären Atmosphäre verbunden hat. Auch wenn das Washingtoner Porträt die Dargestellten ganzfigurig wiedergibt, weisen Komposition und Anordnung der Dargestellten im Raum überzeugende Gemeinsamkeiten mit dem vorliegenden Gemälde auf. Ähnlich wie im vorliegenden Bild erscheint die Protagonistin vor einer Wand, welche die Szene vertikal gliedert, während die andere Bildhälfte von einer undefinierten Landschaft eingenommen wird. Ein oben platziertes Tuch bereichert die Kulisse farblich und verleiht ihr eine dynamische Note. Die Eleganz und strenge Haltung, die genaue Wiedergabe von Schmuckelementen und bestickter Kleidung sowie die Lebendigkeit der porträtierten Individuen weisen van Dyck als einen für den Autor des vorliegenden Gemäldes unverzichtbaren maître à penser aus. Somit ist das vorliegende Bildnis eines Edelmanns mit Hund einem in Genua tätigen Künstler zuzuschreiben, der Gelegenheit hatte, die Porträts des Flamen zu studieren. Das Gemälde lässt sich daher wohl um 1630 datieren.

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 46.427,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Genuesische Schule, um 1630


Bildnis eines Edelmanns mit Hund,
Öl auf Leinwand, 135,5 x 113 cm, gerahmt

Der Protagonist des vorliegenden Gemäldes wird mit nachdenklichem Blick bei der Betrachtung eines Ortes oder Gegenstands dargestellt, welcher für den Betrachter unsichtbar bleibt. Der junge Mann, der ungefähr 20 Jahre alt ist, ist als Dreiviertelfigur im Profil zu sehen; hinter ihm befindet sich eine mit einem karminroten Faltenwurf geschmückte Wand, rechts ist eine Landschaft auszumachen. Ein stolz dreinblickender Hund, ein Bracco Italiano mit weißem und haselnussbraunem Fell, und ein Podest, welches mit einem Stück Stoff in der Farbe der Draperie an der Wand bedeckt ist, komplettieren die Szenerie. Der junge Mann ist reich gekleidet: er trägt ein mit Goldfäden besticktes Wams, einen mit einem geometrischen Muster bestickten schwarzen Mantel, Beinkleider in derselben Farbe, Genueser Spitzen und ein an einem goldenen Gürtel an der Taille befestigtes Schwert, auf dem seine linke Hand ruht. Durch den Farbkontrast zwischen Wand und Kleidung tritt das Gesicht hervor, das strahlt und gleichzeitig melancholisch wirkt.

Die hohe Bildqualität zeigt sich vor allem in der sorgfältigen Umsetzung des Wamses und des roten Samtstoffs, dessen feine Fransen golden leuchten. Den Künstler zeichnet die Fähigkeit aus, unterschiedliche Oberflächen durch die Übertragung ihrer taktilen Werte auf die Leinwand zu imitieren und sich mit dem Pinsel auf eine einfühlsame psychologische Spurensuche zu begeben.

Bis dato ist der Maler dieses Porträts nicht bekannt; eine Zeitlang hat man es einem Anfang des 17. Jahrhunderts tätigen Florentiner Maler zugeschrieben. Diese Einschätzung wurde jedoch zugunsten eines Genueser Malers bzw. eines in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätigen ligurischen Künstlers verworfen. Selbstverständlich kann die typische Genueser Spitze, die häufig an andere Orte Italiens exportiert wurde, nicht als endgültiges Indiz für die geografische Herkunft des Werks gelten. Es ist vielmehr die Art des Porträts, die uns hilft zu verstehen, wo das Gemälde ausgeführt oder zumindest konzipiert wurde.

Das Studium der Porträtkunst des flämischen Malers Anthonis van Dyck spielte eine maßgebliche Rolle bei der Anlage des vorliegenden Bildnisses eines Edelmanns mit Hund. Wie andere flämische Maler entschloss sich van Dyck 1621 zum Aufbruch zur traditionellen Reise durch Italien, wo er sechs Jahre blieb. Er stattete Genua mehrere Besuche ab. Die wichtigsten Aufenthalte fanden zwischen November 1621 und Februar 1622 sowie zwischen Herbst 1625 und 1627 statt. In Ligurien war Anthonis van Dyck vor allem als Bildnismaler tätig. Seine in der Regel großformatigen ganzfigurigen Porträts zeichnen sich durch eine majestätische und genaue Wiedergabe der Dargestellten aus. Ein bedeutendes Beispiel ist das um 1626 datierte Porträt einer Genueser Adeligen mit ihrem Sohn (Washington, National Gallery of Art), bei dem der Flame noble Größe mit einer intimeren familiären Atmosphäre verbunden hat. Auch wenn das Washingtoner Porträt die Dargestellten ganzfigurig wiedergibt, weisen Komposition und Anordnung der Dargestellten im Raum überzeugende Gemeinsamkeiten mit dem vorliegenden Gemälde auf. Ähnlich wie im vorliegenden Bild erscheint die Protagonistin vor einer Wand, welche die Szene vertikal gliedert, während die andere Bildhälfte von einer undefinierten Landschaft eingenommen wird. Ein oben platziertes Tuch bereichert die Kulisse farblich und verleiht ihr eine dynamische Note. Die Eleganz und strenge Haltung, die genaue Wiedergabe von Schmuckelementen und bestickter Kleidung sowie die Lebendigkeit der porträtierten Individuen weisen van Dyck als einen für den Autor des vorliegenden Gemäldes unverzichtbaren maître à penser aus. Somit ist das vorliegende Bildnis eines Edelmanns mit Hund einem in Genua tätigen Künstler zuzuschreiben, der Gelegenheit hatte, die Porträts des Flamen zu studieren. Das Gemälde lässt sich daher wohl um 1630 datieren.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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