Lot Nr. 37


Simone Cantarini


Simone Cantarini - Alte Meister

(Pesaro 1612-1648 Verona)
Lot und seine Töchter,
Öl auf Leinwand, 122 x 148 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Marchese Niccolò Rangoni Machiavelli, Modena;
Auktion, Casa d’Aste Meeting Art, 26. April 2015, Lot 250;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
M. Pulini, Le antinomie di Simone Cantarini, Fano per Simone Cantarini Genio ribelle, Ausstellungskatalog, Fano 2012, S. 103, Anm. 16

Die dargestellte Szene basiert auf dem Buch Genesis, Kapitel 19. Während Lot von seinen Töchtern Wein ausgeschenkt wird, werden Sodom und Gomorrah vom Feuer des Himmels verzehrt, es steigt Rauch auf wie von einem feurigen Ofen. Ein beliebtes Sujet des 17. Jahrhunderts, ist es auch ein wiederkehrendes Thema in den Arbeiten Cantarinis. Bekannt sind vor allem zwei Zeichnungen, eine in der Pinacoteca di Brera, Inv. Nr. 515 (siehe M. Cellini, in: A. M. Ambrosini Massari et al., Simone Cantarini nelle Marche, Ausstellungskatalog, Venedig 1997, S. 185, Nr. 44), die andere im Museo Horne in Florenz (Inv. Nr. 6189H). Bei beiden handelt es sich um Bleistiftzeichnungen, die sich durch naturalistische Wiedergabe der Schatten und der Details auszeichnen (M. Cellini, Disegni di Simone da Pesaro, Cinisello Balsamo 1996, S. 112, Nr. 9)

Diese vorliegende Komposition Cantarinis kennt man aus einem weiteren eigenhändigen Gemälde, das 1997 in Bologna ausgestellt war (siehe Simone Cantarini detto il Pesarese 1612-1648, hg. v. A. Emiliani, Ausstellungskatalog, Bologna-Mailand 1997) und am 7. Dezember 1999 bei Christie’s in Rom versteigert wurde (Lot 959). Im Unterschied zum vorliegenden Gemälde scheint dieses jedoch unvollendet geblieben zu sein. Anna Maria Ambrosini Massari merkt zu den beiden Gemälden an (schriftliche Mitteilung): „[…] ein ‚Paar’, das Cantarinis außergewöhnliche Gabe zeigt, sich mit eklektizistischer Gewandtheit zwischen den maßgeblichen Einflüssen Renis zu bewegen, was hier, in Folge seiner größten Nähe zum Meister um 1637, zur Destillation einer perfekt abgestimmten klassischen Formensprache geführt hat: in jenem denkwürdigen Jahr des Zerwürfnisses, welches beide auf immer voneinander trennen sollte […]. Die Fähigkeit, seine Inspirationsquellen und Register zu wechseln, sollte auch in einer fortgeschrittenen Schaffensphase eine Konstante von Cantarinis Kunst bleiben.“

Die von Ambrosini Massari beschriebene, variierende Formensprache Cantarinis ist nicht zuletzt beeinflusst durch das Verhältnis des Künstlers zu seinem Lehrer Guido Reni, zu dessen bekanntesten Schülern er zählt. Cantarini hatte sich als interessierter autodidaktischer Künstler bereits zum Zeitpunkt seines Eintrittes in die Werkstatt Renis mit dessen Werken und jenen seiner Zeitgenossen auseinandergesetzt. Auch ein starker Einfluss des Oeuvres Raffaels und Federico Barroccis ist in seinen Arbeiten wiederholt bemerkbar (siehe E. Negro, M. Pirondini, La scuola di Guido Reni, Modena 1992, S. 111). Die Bewunderung Cantarinis für Reni veranlasste ihn dazu, 1634 in dessen Werkstatt einzutreten. Das Verhältnis der beiden Künstler zueinander blieb jedoch bekanntlich schwierig. Cantarini wollte sich im Gegensatz zu anderen Schülern mit einer eigenen Formensprache absetzen und seine eigene Handschrift in den Vordergrund stellen (siehe R. Morselli, in: Simone Cantarini detto il Pesarese 1612-1648, Ausstellungskatalog, Mailand, 1997, S. 114). Gänzlich anders wagte er sich zum Beispiel in dieser Komposition an das Thema Lot und seine Töchter heran, ein Bildthema, welches Reni in seinem um 1615/16 zu datierenden Gemälde umsetzte (National Gallery, London, Inv. Nr. NG193). Nicht nur ist die vorliegende Komposition stark von Geometrie und Diagonalen geprägt, sondern sie unterscheidet sich auch in Bezug auf den Landschaftshintergrund von Renis Komposition und orientiert sich stilistisch eher am Stil Federico Baroccis.

Cantarinis Malerei zeichnet sich durch einen eigenwilligen Stil aus, basierend auf dem sorgfältigen Studium der Malwirkung, der suggestiven Kraft der Farben und deren Abstufungen sowie ungewöhnlicher Positionierung der Figuren. Die Verbindung des Bologneser Klassizismus mit einem kühnen Naturalismus machte ihn bei seinen Zeitgenossen bekannt und bescherte ihm auch wichtige Auftraggeber.

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Simone Cantarini


(Pesaro 1612-1648 Verona)
Lot und seine Töchter,
Öl auf Leinwand, 122 x 148 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Marchese Niccolò Rangoni Machiavelli, Modena;
Auktion, Casa d’Aste Meeting Art, 26. April 2015, Lot 250;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
M. Pulini, Le antinomie di Simone Cantarini, Fano per Simone Cantarini Genio ribelle, Ausstellungskatalog, Fano 2012, S. 103, Anm. 16

Die dargestellte Szene basiert auf dem Buch Genesis, Kapitel 19. Während Lot von seinen Töchtern Wein ausgeschenkt wird, werden Sodom und Gomorrah vom Feuer des Himmels verzehrt, es steigt Rauch auf wie von einem feurigen Ofen. Ein beliebtes Sujet des 17. Jahrhunderts, ist es auch ein wiederkehrendes Thema in den Arbeiten Cantarinis. Bekannt sind vor allem zwei Zeichnungen, eine in der Pinacoteca di Brera, Inv. Nr. 515 (siehe M. Cellini, in: A. M. Ambrosini Massari et al., Simone Cantarini nelle Marche, Ausstellungskatalog, Venedig 1997, S. 185, Nr. 44), die andere im Museo Horne in Florenz (Inv. Nr. 6189H). Bei beiden handelt es sich um Bleistiftzeichnungen, die sich durch naturalistische Wiedergabe der Schatten und der Details auszeichnen (M. Cellini, Disegni di Simone da Pesaro, Cinisello Balsamo 1996, S. 112, Nr. 9)

Diese vorliegende Komposition Cantarinis kennt man aus einem weiteren eigenhändigen Gemälde, das 1997 in Bologna ausgestellt war (siehe Simone Cantarini detto il Pesarese 1612-1648, hg. v. A. Emiliani, Ausstellungskatalog, Bologna-Mailand 1997) und am 7. Dezember 1999 bei Christie’s in Rom versteigert wurde (Lot 959). Im Unterschied zum vorliegenden Gemälde scheint dieses jedoch unvollendet geblieben zu sein. Anna Maria Ambrosini Massari merkt zu den beiden Gemälden an (schriftliche Mitteilung): „[…] ein ‚Paar’, das Cantarinis außergewöhnliche Gabe zeigt, sich mit eklektizistischer Gewandtheit zwischen den maßgeblichen Einflüssen Renis zu bewegen, was hier, in Folge seiner größten Nähe zum Meister um 1637, zur Destillation einer perfekt abgestimmten klassischen Formensprache geführt hat: in jenem denkwürdigen Jahr des Zerwürfnisses, welches beide auf immer voneinander trennen sollte […]. Die Fähigkeit, seine Inspirationsquellen und Register zu wechseln, sollte auch in einer fortgeschrittenen Schaffensphase eine Konstante von Cantarinis Kunst bleiben.“

Die von Ambrosini Massari beschriebene, variierende Formensprache Cantarinis ist nicht zuletzt beeinflusst durch das Verhältnis des Künstlers zu seinem Lehrer Guido Reni, zu dessen bekanntesten Schülern er zählt. Cantarini hatte sich als interessierter autodidaktischer Künstler bereits zum Zeitpunkt seines Eintrittes in die Werkstatt Renis mit dessen Werken und jenen seiner Zeitgenossen auseinandergesetzt. Auch ein starker Einfluss des Oeuvres Raffaels und Federico Barroccis ist in seinen Arbeiten wiederholt bemerkbar (siehe E. Negro, M. Pirondini, La scuola di Guido Reni, Modena 1992, S. 111). Die Bewunderung Cantarinis für Reni veranlasste ihn dazu, 1634 in dessen Werkstatt einzutreten. Das Verhältnis der beiden Künstler zueinander blieb jedoch bekanntlich schwierig. Cantarini wollte sich im Gegensatz zu anderen Schülern mit einer eigenen Formensprache absetzen und seine eigene Handschrift in den Vordergrund stellen (siehe R. Morselli, in: Simone Cantarini detto il Pesarese 1612-1648, Ausstellungskatalog, Mailand, 1997, S. 114). Gänzlich anders wagte er sich zum Beispiel in dieser Komposition an das Thema Lot und seine Töchter heran, ein Bildthema, welches Reni in seinem um 1615/16 zu datierenden Gemälde umsetzte (National Gallery, London, Inv. Nr. NG193). Nicht nur ist die vorliegende Komposition stark von Geometrie und Diagonalen geprägt, sondern sie unterscheidet sich auch in Bezug auf den Landschaftshintergrund von Renis Komposition und orientiert sich stilistisch eher am Stil Federico Baroccis.

Cantarinis Malerei zeichnet sich durch einen eigenwilligen Stil aus, basierend auf dem sorgfältigen Studium der Malwirkung, der suggestiven Kraft der Farben und deren Abstufungen sowie ungewöhnlicher Positionierung der Figuren. Die Verbindung des Bologneser Klassizismus mit einem kühnen Naturalismus machte ihn bei seinen Zeitgenossen bekannt und bescherte ihm auch wichtige Auftraggeber.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018

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