Lot Nr. 19


Jan Brueghel I.


Jan Brueghel I. - Alte Meister

(Brüssel 1568-1625 Antwerpen)
Höllenszene,
Öl auf Kupfer, 26,5 x 36 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Gombert, Paris (2001);
Europäische Privatsammlung

Literatur:
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Lingen 2008-2010, S. 665, Nr. 324, Abb. S. 666

Klaus Ertz bestätigte bereits 2001 in einem schriftlichen Gutachten das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk von Jan Brueghel I. Er schreibt: „Der Erhaltungszustand dieses Gemäldes ist als sehr gut zu bezeichnen. Der für Jan Brueghel d. Ä. typische Farbenaufbau in übereinanderliegenden, durchscheinenden Lasuren, die dem Dargestellten diese eigenartige, dreidimensionale Plastizität geben, ist in perfektem Zustand vorzufinden. Die unverwechselbare, juwelenhafte Farbe strahlt trotz der im Thema der Hölle begründeten Dunkelheit des Bildes in einer Art und Weise, die ich nur von eigenhändigen Originalen des Meisters her kenne. Der spitze Pinsel ist äußerst genau und spürt den feinsten Details nach.“

Ertz zum Bildinhalt: „Am unteren linken Bildrand nackte Figuren mit verrenkten Gliedmaßen, die von schrecklichen Teufels- und Spukgestalten gequält werden oder in großen Stahlwannen liegend oder knieend über großen Feuern geschmort werden. Auf der rechten Seite vornehm gekleidete Personen, die von Spukgestalten herbeigeführt werden. Nach links steigt diese Höllenlandschaft an und mündet in einem schemenhaft umrissenen Haus, in dem im unteren Bereich ein Feuer zu erkennen ist, in dem ein Mann verbrennt. Eine große Anzahl von nackten Menschen werden von der felsigen Anhöhe, die sich rechts neben dem Haus erstreckt, in das Höllental geworfen. Darüber ein großes, rotes Feuer, vor dem riesige Folterräder und Galgen zu erkennen sind. Über dieser Anhöhe, die sich nach rechts hinzieht und in einem Felsen endet, der von einem hellen Feuerschein beleuchtet wird, verstreut weitere nackte Menschen und Schreckensgestalten. Rechts im Hintergrund zwei Felsblöcke, die dunkel umrissen vor dem hellen Licht im Hintergrund zu erkennen sind und offensichtlich den Eingang zur Hölle darstellen sollen. Zwischen ihnen ein Gewässer, auf das im vorderen Teil nackte Menschen zulaufen. Im oberen Teil des Bildes, über die ganze Bildbreite verstreut, weitere Spukgestalten, die durch die Lüfte fliegen […]. In den Jahren 1592 bis 1594 arbeitet Jan nachweisbar in Rom. In dieser Zeit entsteht eine Höllenlandschaft der Ambrosiana in Mailand, eine eigenhändige Replik.“

Zur Untermauerung der Zuschreibung an Jan Brueghel d. Ä. verweist Ertz auf folgende gesicherte Werke des Meisters:

1. Höllenszene (Ambrosiana, Mailand, 1594/96);
2. Orpheus singt vor Pluto und Proserpina (Galleria Palatina, Palazzo Pitti, Florenz, signiert und datiert BRVEGHEL 1594);
3. Aeneas trägt seinen Vater Anchises aus dem brennenden Troja (Alte Pinakothek, München, um 1595);
4. Juno in der Unterwelt (Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden, signiert und datiert: BRVEGHEL 159[6]?); 5. Lot und seine Töchter vor dem brennenden Sodom (Alte Pinakothek, München, signiert unten links: BRVEGHEL, um 1595).

Ertz weiter: „Die hier aufgeführten Vergleichsbilder gehören mit dem vorliegenden Gemälde zum Bildtypus der ‚Höllenlandschaften‘. Diese Gemälde haben alle einen hohen Augenpunkt, der typisch ist für die Entstehung vor und um 1600. Der Betrachter schaut, wie von einer erhobenen Bühne aus, in das Bildgeschehen hinein. Die manieristische Lichtführung und diese nur in der Frühzeit zu findenden Figuren weisen auf eine Entstehung um 1595 hin. Die Waagerechte, Leitform des 17. Jahrhunderts, spielt noch eine ganz unbedeutende Rolle. Für die Autorschaft Jan Brueghels d. Ä. spricht der farbige Gesamteindruck, eines der wichtigsten Kriterien bei der stilistischen Bestimmung Jan’scher Bilder. Wie die meisten Höllen- und Eremitendarstellungen ist auch die zu begutachtende Kupfertafel während des Italienaufenthaltes von Jan Brueghel d. Ä. entstanden. In den Jahren 1592-1594 arbeitet Jan in engster Nähe zum Malerfreund Paul Bril. Mit diesem zusammen dürfte er die Technik der miniaturartigen Feinmalerei auf dicken Kupferplatten entwickelt haben. Keiner der beiden Meister wurde in dieser Gattung der Malerei um 1600 von anderen Künstlern in der Herstellung so kleiner Landschaften, auf denen sich trotz ihrer Kleinheit ein ganzer Kosmos wiederfand, übertroffen. Ob Jan Brueghel d. Ä. diese um 1595 entstandene Höllenszene noch in Rom oder schon in Mailand malte, wo er 1596 in den Diensten des Kardinals Federico Borromeo nachweisbar ist, muss offenbleiben, da wir nicht genau wissen, wann er Rom in Richtung Mailand verließ.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 320.200,-
Schätzwert:
EUR 250.000,- bis EUR 350.000,-

Jan Brueghel I.


(Brüssel 1568-1625 Antwerpen)
Höllenszene,
Öl auf Kupfer, 26,5 x 36 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Gombert, Paris (2001);
Europäische Privatsammlung

Literatur:
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Lingen 2008-2010, S. 665, Nr. 324, Abb. S. 666

Klaus Ertz bestätigte bereits 2001 in einem schriftlichen Gutachten das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk von Jan Brueghel I. Er schreibt: „Der Erhaltungszustand dieses Gemäldes ist als sehr gut zu bezeichnen. Der für Jan Brueghel d. Ä. typische Farbenaufbau in übereinanderliegenden, durchscheinenden Lasuren, die dem Dargestellten diese eigenartige, dreidimensionale Plastizität geben, ist in perfektem Zustand vorzufinden. Die unverwechselbare, juwelenhafte Farbe strahlt trotz der im Thema der Hölle begründeten Dunkelheit des Bildes in einer Art und Weise, die ich nur von eigenhändigen Originalen des Meisters her kenne. Der spitze Pinsel ist äußerst genau und spürt den feinsten Details nach.“

Ertz zum Bildinhalt: „Am unteren linken Bildrand nackte Figuren mit verrenkten Gliedmaßen, die von schrecklichen Teufels- und Spukgestalten gequält werden oder in großen Stahlwannen liegend oder knieend über großen Feuern geschmort werden. Auf der rechten Seite vornehm gekleidete Personen, die von Spukgestalten herbeigeführt werden. Nach links steigt diese Höllenlandschaft an und mündet in einem schemenhaft umrissenen Haus, in dem im unteren Bereich ein Feuer zu erkennen ist, in dem ein Mann verbrennt. Eine große Anzahl von nackten Menschen werden von der felsigen Anhöhe, die sich rechts neben dem Haus erstreckt, in das Höllental geworfen. Darüber ein großes, rotes Feuer, vor dem riesige Folterräder und Galgen zu erkennen sind. Über dieser Anhöhe, die sich nach rechts hinzieht und in einem Felsen endet, der von einem hellen Feuerschein beleuchtet wird, verstreut weitere nackte Menschen und Schreckensgestalten. Rechts im Hintergrund zwei Felsblöcke, die dunkel umrissen vor dem hellen Licht im Hintergrund zu erkennen sind und offensichtlich den Eingang zur Hölle darstellen sollen. Zwischen ihnen ein Gewässer, auf das im vorderen Teil nackte Menschen zulaufen. Im oberen Teil des Bildes, über die ganze Bildbreite verstreut, weitere Spukgestalten, die durch die Lüfte fliegen […]. In den Jahren 1592 bis 1594 arbeitet Jan nachweisbar in Rom. In dieser Zeit entsteht eine Höllenlandschaft der Ambrosiana in Mailand, eine eigenhändige Replik.“

Zur Untermauerung der Zuschreibung an Jan Brueghel d. Ä. verweist Ertz auf folgende gesicherte Werke des Meisters:

1. Höllenszene (Ambrosiana, Mailand, 1594/96);
2. Orpheus singt vor Pluto und Proserpina (Galleria Palatina, Palazzo Pitti, Florenz, signiert und datiert BRVEGHEL 1594);
3. Aeneas trägt seinen Vater Anchises aus dem brennenden Troja (Alte Pinakothek, München, um 1595);
4. Juno in der Unterwelt (Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden, signiert und datiert: BRVEGHEL 159[6]?); 5. Lot und seine Töchter vor dem brennenden Sodom (Alte Pinakothek, München, signiert unten links: BRVEGHEL, um 1595).

Ertz weiter: „Die hier aufgeführten Vergleichsbilder gehören mit dem vorliegenden Gemälde zum Bildtypus der ‚Höllenlandschaften‘. Diese Gemälde haben alle einen hohen Augenpunkt, der typisch ist für die Entstehung vor und um 1600. Der Betrachter schaut, wie von einer erhobenen Bühne aus, in das Bildgeschehen hinein. Die manieristische Lichtführung und diese nur in der Frühzeit zu findenden Figuren weisen auf eine Entstehung um 1595 hin. Die Waagerechte, Leitform des 17. Jahrhunderts, spielt noch eine ganz unbedeutende Rolle. Für die Autorschaft Jan Brueghels d. Ä. spricht der farbige Gesamteindruck, eines der wichtigsten Kriterien bei der stilistischen Bestimmung Jan’scher Bilder. Wie die meisten Höllen- und Eremitendarstellungen ist auch die zu begutachtende Kupfertafel während des Italienaufenthaltes von Jan Brueghel d. Ä. entstanden. In den Jahren 1592-1594 arbeitet Jan in engster Nähe zum Malerfreund Paul Bril. Mit diesem zusammen dürfte er die Technik der miniaturartigen Feinmalerei auf dicken Kupferplatten entwickelt haben. Keiner der beiden Meister wurde in dieser Gattung der Malerei um 1600 von anderen Künstlern in der Herstellung so kleiner Landschaften, auf denen sich trotz ihrer Kleinheit ein ganzer Kosmos wiederfand, übertroffen. Ob Jan Brueghel d. Ä. diese um 1595 entstandene Höllenszene noch in Rom oder schon in Mailand malte, wo er 1596 in den Diensten des Kardinals Federico Borromeo nachweisbar ist, muss offenbleiben, da wir nicht genau wissen, wann er Rom in Richtung Mailand verließ.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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