Lot Nr. 15 -


Antonio Badile II.


Antonio Badile II. - Alte Meister

(Verona um 1424-1507/12)
Kreuzabnahme mit Maria und den Heiligen Johannes, Maria Magdalena, Petrus und Hieronymus,
Tempera auf Holz, 181 x 123 cm, gerahmt

Provenienz:
Kirche Sant’Alò, Verona (aufgelassen 1807);
Sammlung Andrea Monga (1794-1861), Verona;
Sammlung Francesco Monga (?-1884), Verona, bis 1885;
Sammlung Pietro Monga, Verona (als Benaglio);
Sammlung Cesare Laurenti, Venedig, 1911;
Auktion, Sotheby’s, London, 21. April 1993, Lot 137 (als nordostitalienische Schule, um 1500, aus einem Nachlass);
Auktion, Artcurial, Paris, 24. Juni 2008, Lot 5 (als Ferraresische Schule, um 1550);
Auktion, Artcurial, Paris, 26. September 2017, Lot 95 (als Ferraresische Schule, 16. Jahrhundert);
Auktion, Artcurial, Paris, 21. März 2018, Lot 134 (als Antonio Badile II.);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
G. Biadego, L’Arte degli Orefici in Verona, Verona 1890, S. 43: „dà a fare a maestro Antonio baillo depentore doe anchone di li altari de la gesia de santa Maria de la misericordia e sant’alò gesia […] anchona dovo se sona le champane con la piatà e con figuro di dirà li sti ofiziali“ [„ergangen an den Meister Antonio Baillo, Maler, auszuführen zwei Altarbilder mit der trauernden hl. Maria und dem hl. Alò […], ein Altargemälde, bei dem die Glocken der Passion ertönen und die Figuren von den genannten Beamten zu wählen sind“];
Verzeichnis der Gemälde aus dem Besitz des kürzlich verstorbenen Francesco Monga, erworben durch seinen Bruder Pietro, 28. März 1885: „Tavola da altare con cornice madonna addolarata e Santi e sottoposta Pradella in tre scomparti […] del Benaglio veronese“ [„Gerahmtes Altarbild mit der trauernden Madonna und Heiligen und darunter eine Predella mit drei Kompartimenten […] von Benaglio aus Verona“], publiziert von E. M. Guzzo, Il patrimonio artistico veronese nell’Ottocento tra collezionismo e dispersioni (seconda parte), in: Atti e memorie dell’Accademia di Agricoltura, Scienze e Lettere di Verona, CLXXII, 1995/96, S. 452/453, Nr. 10;
Inventar der Gemälde aus dem Besitz Pietro Mongas: „Madonna addolorata e Santi con sottoposta predella a tre scomparti, Cristo-S. Francesco-S. Girolamo. Tavola d’altare - Benaglio Veron.se“ [„trauernde Madonna und Heilige, darunter die Predella mit drei Kompartimenten, Christus - hl. Franziskus - hl. Hieronymus. Altarbild - Benaglio aus Verona“], publiziert von E. M. Guzzo, Il patrimonio artistico veronese nell’Ottocento tra collezionismo e dispersioni (seconda parte), in: Atti e memorie dell’Accademia di Agricoltura, Scienze e Lettere di Verona, CLXXII, 1995/96, S. 461, Nr. 24

Literatur:
G. Gerola, I Baili e i pittori dal cespo di garofano, in: Madonna Verona, Bollettino del Museo Civico di Verona, V, 19. Juli - September 1911, S. 195/196, mit Abb.;
E. M. Guzzo, Risarcimento di Antonio Badile, in: Arte Cristiana, Nr. 81, 1993, S. 200-202, Abb. S. 204, Nr. 6;
E. M. Guzzo, Ricerche sul Rinascimento veronese: Antonio Badile, Michele, Girolamo dai Libri, in: Magna Verona Vale, Studi in onore di Pierpaolo Brugnoli, Verona 2008, S. 345-351, Abb. 1 und Abb. 2

Antonio Badile II. gehörte einer der bekanntesten Künstlerdynastien Veronas an. Sie umfasste etwa ein Dutzend Maler, die zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert tätig waren. Die Identität des Künstlers des vorliegenden Bildes wurde erst kürzlich festgestellt: er war ehemals unter dem Notnamen „Maestro del Cespo di Garofano“ [„Meister des Nelkenbuschs“] bekannt, aufgrund des häufigen Auftauchens von Vasen oder Sträußen mit rosafarbenen oder roten Nelken in seinen Gemälden, was wohl als persönliches Markenzeichen oder als Signatur gelten kann. Antonio II. war einer der Hauptvertreter der Malerei des 15. Jahrhunderts in Verona; sein Werkkorpus wurde im frühen 20. Jahrhundert von dem Kunsthistoriker Giuseppe Gerola rekonstruiert: beachtenswerte Beispiele seines Schaffens befinden sind im Museo di Castelvecchio und im Dom Sant’Anastasia in Verona.

Die Ausführung des vorliegenden Gemäldes einer Kreuzabnahme mit Maria und den Heiligen Johannes, Maria Magdalena, Petrus und Hieronymus wurde in einem am 1. August 1497 zwischen dem Maler Antonio Badile II. und den Vertretern der Arte degli Orefici (der Goldschmiedezunft; siehe Dokumentation) geschlossenen Vertrag festgelegt. Das Gemälde, für das der Maler 1498 bezahlt wurde, war für die Kirche der Goldschmiede von Verona bestimmt, die der Schutzmantelmadonna und dem heiligen Alò geweiht war: Sie besteht nach wie vor im Stadtbezirk Tombetta, wenngleich sie mittlerweile profaniert wurde. Im Vertrag wurde das Gemälde als „anchona con la pietà e con figure li dirà li soprascritti ofiziali“ [als „Altarbild mit der Pietà und den von den Beamten zu bestimmenden Figuren“] beschrieben - also mit Figuren, die von den Stiftern, d. h. der Goldschmiedezunft, auszuwählen waren. Dank einer Fotografie aus dem frühen 20. Jahrhundert weiß man, dass die vorliegende Kreuzabnahme auch eine aus drei Temperatafeln bestehende Predella hatte, auf denen der die Wundmale empfangende heilige Franziskus, der von zwei Engeln gestützte Christus im Grab und der büßende heilige Hieronymus dargestellt waren. Die Namen der gewählten Heiligen entsprachen jenen führender Mitglieder der Zunft zum Zeitpunkt der Auftragserteilung. Im Laufe seiner Geschichte wurde das Altarbild offenbar am unteren Bildrand beschnitten und um etwa 20 Zentimeter entlang des oberen Bildrands ergänzt.

Die Kirche des heiligen Alò ging 1807 aufgrund der Auflösung der Arte degli Orefici in Staatseigentum über und blieb noch einige Jahre als Oratorium der nahegelegenen Pfarrkirche von Tomba bestehen, bis sie schließlich endgültig profaniert wurde. Nach 1821 erwarb Andrea Monga alle Einrichtungsstücke der Kirche, darunter das vorliegende Gemälde.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um ein typisches Werk Antonio Badiles II. Es bietet sich ein Vergleich mit der Mitteltafel des Triptychons, einer Pietà mit den Heiligen Elena und Katharina von Alexandrien im Museo Canonicale di Verona, an (siehe Abb. 1). Die dortige Landschaft ist jener des vorliegenden Gemäldes ähnlich und beinhaltet dieselbe Festung mit Türmchen. Figurentypen und Figurenstil, Gesichter und Faltenwürfe zeigen deutliche Gemeinsamkeiten mit dem bekannten Schaffen Badiles II.

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Antonio Badile II.


(Verona um 1424-1507/12)
Kreuzabnahme mit Maria und den Heiligen Johannes, Maria Magdalena, Petrus und Hieronymus,
Tempera auf Holz, 181 x 123 cm, gerahmt

Provenienz:
Kirche Sant’Alò, Verona (aufgelassen 1807);
Sammlung Andrea Monga (1794-1861), Verona;
Sammlung Francesco Monga (?-1884), Verona, bis 1885;
Sammlung Pietro Monga, Verona (als Benaglio);
Sammlung Cesare Laurenti, Venedig, 1911;
Auktion, Sotheby’s, London, 21. April 1993, Lot 137 (als nordostitalienische Schule, um 1500, aus einem Nachlass);
Auktion, Artcurial, Paris, 24. Juni 2008, Lot 5 (als Ferraresische Schule, um 1550);
Auktion, Artcurial, Paris, 26. September 2017, Lot 95 (als Ferraresische Schule, 16. Jahrhundert);
Auktion, Artcurial, Paris, 21. März 2018, Lot 134 (als Antonio Badile II.);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
G. Biadego, L’Arte degli Orefici in Verona, Verona 1890, S. 43: „dà a fare a maestro Antonio baillo depentore doe anchone di li altari de la gesia de santa Maria de la misericordia e sant’alò gesia […] anchona dovo se sona le champane con la piatà e con figuro di dirà li sti ofiziali“ [„ergangen an den Meister Antonio Baillo, Maler, auszuführen zwei Altarbilder mit der trauernden hl. Maria und dem hl. Alò […], ein Altargemälde, bei dem die Glocken der Passion ertönen und die Figuren von den genannten Beamten zu wählen sind“];
Verzeichnis der Gemälde aus dem Besitz des kürzlich verstorbenen Francesco Monga, erworben durch seinen Bruder Pietro, 28. März 1885: „Tavola da altare con cornice madonna addolarata e Santi e sottoposta Pradella in tre scomparti […] del Benaglio veronese“ [„Gerahmtes Altarbild mit der trauernden Madonna und Heiligen und darunter eine Predella mit drei Kompartimenten […] von Benaglio aus Verona“], publiziert von E. M. Guzzo, Il patrimonio artistico veronese nell’Ottocento tra collezionismo e dispersioni (seconda parte), in: Atti e memorie dell’Accademia di Agricoltura, Scienze e Lettere di Verona, CLXXII, 1995/96, S. 452/453, Nr. 10;
Inventar der Gemälde aus dem Besitz Pietro Mongas: „Madonna addolorata e Santi con sottoposta predella a tre scomparti, Cristo-S. Francesco-S. Girolamo. Tavola d’altare - Benaglio Veron.se“ [„trauernde Madonna und Heilige, darunter die Predella mit drei Kompartimenten, Christus - hl. Franziskus - hl. Hieronymus. Altarbild - Benaglio aus Verona“], publiziert von E. M. Guzzo, Il patrimonio artistico veronese nell’Ottocento tra collezionismo e dispersioni (seconda parte), in: Atti e memorie dell’Accademia di Agricoltura, Scienze e Lettere di Verona, CLXXII, 1995/96, S. 461, Nr. 24

Literatur:
G. Gerola, I Baili e i pittori dal cespo di garofano, in: Madonna Verona, Bollettino del Museo Civico di Verona, V, 19. Juli - September 1911, S. 195/196, mit Abb.;
E. M. Guzzo, Risarcimento di Antonio Badile, in: Arte Cristiana, Nr. 81, 1993, S. 200-202, Abb. S. 204, Nr. 6;
E. M. Guzzo, Ricerche sul Rinascimento veronese: Antonio Badile, Michele, Girolamo dai Libri, in: Magna Verona Vale, Studi in onore di Pierpaolo Brugnoli, Verona 2008, S. 345-351, Abb. 1 und Abb. 2

Antonio Badile II. gehörte einer der bekanntesten Künstlerdynastien Veronas an. Sie umfasste etwa ein Dutzend Maler, die zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert tätig waren. Die Identität des Künstlers des vorliegenden Bildes wurde erst kürzlich festgestellt: er war ehemals unter dem Notnamen „Maestro del Cespo di Garofano“ [„Meister des Nelkenbuschs“] bekannt, aufgrund des häufigen Auftauchens von Vasen oder Sträußen mit rosafarbenen oder roten Nelken in seinen Gemälden, was wohl als persönliches Markenzeichen oder als Signatur gelten kann. Antonio II. war einer der Hauptvertreter der Malerei des 15. Jahrhunderts in Verona; sein Werkkorpus wurde im frühen 20. Jahrhundert von dem Kunsthistoriker Giuseppe Gerola rekonstruiert: beachtenswerte Beispiele seines Schaffens befinden sind im Museo di Castelvecchio und im Dom Sant’Anastasia in Verona.

Die Ausführung des vorliegenden Gemäldes einer Kreuzabnahme mit Maria und den Heiligen Johannes, Maria Magdalena, Petrus und Hieronymus wurde in einem am 1. August 1497 zwischen dem Maler Antonio Badile II. und den Vertretern der Arte degli Orefici (der Goldschmiedezunft; siehe Dokumentation) geschlossenen Vertrag festgelegt. Das Gemälde, für das der Maler 1498 bezahlt wurde, war für die Kirche der Goldschmiede von Verona bestimmt, die der Schutzmantelmadonna und dem heiligen Alò geweiht war: Sie besteht nach wie vor im Stadtbezirk Tombetta, wenngleich sie mittlerweile profaniert wurde. Im Vertrag wurde das Gemälde als „anchona con la pietà e con figure li dirà li soprascritti ofiziali“ [als „Altarbild mit der Pietà und den von den Beamten zu bestimmenden Figuren“] beschrieben - also mit Figuren, die von den Stiftern, d. h. der Goldschmiedezunft, auszuwählen waren. Dank einer Fotografie aus dem frühen 20. Jahrhundert weiß man, dass die vorliegende Kreuzabnahme auch eine aus drei Temperatafeln bestehende Predella hatte, auf denen der die Wundmale empfangende heilige Franziskus, der von zwei Engeln gestützte Christus im Grab und der büßende heilige Hieronymus dargestellt waren. Die Namen der gewählten Heiligen entsprachen jenen führender Mitglieder der Zunft zum Zeitpunkt der Auftragserteilung. Im Laufe seiner Geschichte wurde das Altarbild offenbar am unteren Bildrand beschnitten und um etwa 20 Zentimeter entlang des oberen Bildrands ergänzt.

Die Kirche des heiligen Alò ging 1807 aufgrund der Auflösung der Arte degli Orefici in Staatseigentum über und blieb noch einige Jahre als Oratorium der nahegelegenen Pfarrkirche von Tomba bestehen, bis sie schließlich endgültig profaniert wurde. Nach 1821 erwarb Andrea Monga alle Einrichtungsstücke der Kirche, darunter das vorliegende Gemälde.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um ein typisches Werk Antonio Badiles II. Es bietet sich ein Vergleich mit der Mitteltafel des Triptychons, einer Pietà mit den Heiligen Elena und Katharina von Alexandrien im Museo Canonicale di Verona, an (siehe Abb. 1). Die dortige Landschaft ist jener des vorliegenden Gemäldes ähnlich und beinhaltet dieselbe Festung mit Türmchen. Figurentypen und Figurenstil, Gesichter und Faltenwürfe zeigen deutliche Gemeinsamkeiten mit dem bekannten Schaffen Badiles II.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018

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