das architektonisch bewegte Uhrgehäuse mit feinen und breiten Goldrändern, Golddekoren, zarten hellpurpur, hellmint und chamoisfarbigen Fonds, trägt als Bekrönung eine Frauenbüste, sie ist geschmückt mit Blumenkranz auf dem Kopf und Blüten am Dekollete als Frühlingsgöttin “Flora”, vom Podest herab hängt eine hellpurpur Schabracke mit reliefiertem, goldenen Sonnengesicht, goldenen Strahlen und Quaste, darunter ein Sprenggiebel mit Blattrocaillen, auf den Enden je ein feuerspeiender Drache dessen Körper mit den Flügeln und dem Schwanz sich zu dem Uhrdach hinauf winden, das Gesims wird an der linken Seite von einem Atlant, mit Löwenfell um die Hüfte bekleidet und emporgestreckten Armen gehalten, an der rechten Seite trägt eine Karyatide das Gewicht mit ihren Schultern und stützt den oberen Gesimsbereich, beide Figuren benützen ihre Kleidung zum Schutz und um besseren Halt beim Stützen des Gesims zu haben. Unterseitig des Uhrwerks eine Faunskopf mit Bart und Hörnern, weit aufgerissenem Mund mit Zähnen und dämonischem Blick, die Karyatide legt beruhigend ihre rechte Hand auf seine Stirn, in der Nische unter dem Faunskopf feine farbige Astern und Wildrosen in Weichmalerei umrahmt von goldenen Blattrocaillen. Davor im Sockelbereich sitzt und liegt je ein nackter Knabe, beide zeigen mit den Händen auf das Faunsgesicht und fürchten sich, darunter Mulde mit goldener Schuppenmalerei auf mintfarbigem Fond, 4 Volutenfüße mit reichen goldenen und hellblauen Blattrocaillen, vorderseitig Dekore mit hellblauen und goldenen Blattranken, in den Zwischenteilen hellpurpur und goldgehöhte Muschelungen, Uhrwerk mit vorderseitigem Glasdeckel und “bronze dore” Reliefrand, kobaltblaues Porzellan-Zifferblatt mit goldenen römischen Ziffern, goldenen Blumenbuketts und goldenen reliefierten Zeigern, mittig weiße Porzellanplatte mit durchbrochenen Lorbeerzweigen und zwei Sensen als Hinweis auf Chronos, Rand mit Blattrocaillen, rückseitig ebenso Glasdeckel, Höhe 93 cm, Breite 56 cm, kleine restaurierte Stellen, Pendel und Schlüssel vorhanden, Uhrwerk nicht überprüft
KPM-Berlin, blaue und unterglasurblaue Zeptermarke, Reichsapfel über KPM in Aufglasurrot um 1890, Florabüste auf Stand eingepreßt Modellnr. 8, 3558, auf Sockel D 3415, Erstausformung 1888, entworfen und modelliert von Paul Schley unter Mitwirkung von Burckhardt Apel und Hinke, Bemalung Franz Aulich zugeschrieben (Ru)

Lit.:
Franca Dietz, Die Sammlung Hassan Sabet, Blühende Zeit der KPM, Die Weichmalerei auf Berliner Porzellan, Petersberg 2013, S 238–243, Abb. Uhrengehäuse mit zwei Figuren um 1900; S 238 und S 242 idente Uhrgehäuse mit gleichen Bemalungen, S 241 signiert Franz Aulich; Die Uhr ist aufgrund ihrer Größe und Komplexität der Einzelteile eine technische und künstlerische Meisterleistung in Porzellan. Die äußerst arbeitsaufwendige und ebenso kostspielige Uhr ist mehrfach von der Manufaktur als prunkvolles Schaustück ausgestellt worden.1888 wurde ein Modell der Uhr auf der Deutschen Nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München gezeigt, S 243. 1893 eine historische Aufnahme der Verkaufsräume der KPM- Geschäftes. S 243, 1908 historische Aufnahme mit dem Pendel das aus dem Mund des Faunsgesichtes hängt. 1904 wurde dieses Uhrgehäuse mit Uhrwerk auf der Weltausstellung in St. Louis gezeigt. Es sind nur drei Ausformungen des großformatigen Uhrengehäuses bekannt.