Lot Nr. 339


Dirck de Quade van Ravesteyn


Dirck de Quade van Ravesteyn - Alte Meister

(‘s-Hertogenbosch 1565/70–1619 Prag)
Die Wahrheit bestraft die Falschheit,
Öl auf Leinwand, 142,5 x 102 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Federico Zeri, Mentana (Rom);
Europäische Privatsammlung

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann, der die Zuschreibung des Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Werks.

Laut DaCosta Kaufmann weist die stehende Frauengestalt mit Peitsche typische Wesensmerkmale auf, die auf mehreren Gemälden Ravesteyns wiederkehren. Das in Dreiviertelansicht wiedergegebene Gesicht zeigt denselben verkniffenen Mund, dieselbe hohe Stirn und dieselben kleinen Augen wie bei Frauenfiguren in anderen Werken des Künstlers; zudem sind Proportionen der Figur mit den kleinen, hoch angesetzten Brüsten, den ausladenden Hüften sowie den langen, schlanken Armen und Beinen vergleichbar. Wie viele der nackten Frauengestalten van Ravesteyns trägt sie ähnlichen mit Perlen besetzten Schmuck, wobei die Halskette und die durscheinende Kleidung ihre Reize ausstellen.

Das Bildthema gibt sich durch die größtenteils bekleidete Gestalt zu erkennen, die zu Füßen dieser Frau kauert und von ihr geschlagen wird. Ihre Hand ruht auf einer Maske, wodurch sie vermutlich als Falschheit oder List zu identifizieren ist. In Anbetracht dieses Zusammenhangs handelt es sich bei der Aktfigur höchstwahrscheinlich um die Wahrheit, die im Einklang mit dem Ausspruch „in nuda veritas“ häufig unbekleidet dargestellt wird.

Die hier dargestellte weibliche Aktfigur tritt in Werken van Ravesteyns häufig auf diese Art und Weise in Erscheinung; vermutlich traf sie den Geschmack Rudolfs II. oder stand allgemein als Merkmal für den Stil des Künstlers. Die Einbindung von Aktfiguren in eine Allegorie findet man bei van Ravesteyn immer wieder, wofür die Allegorie der Regentschaft Rudolfs II. wohl das bekannteste Beispiel ist. Das signierte und mit 1603 datierte Werk befindet sich heute wieder in der Gemäldegalerie des Klosters von Strahov in Prag; jedoch tauchte die Gestalt in dieser Form schon ab 1593 in seinen Gemälden auf. Aufgrund ihrer steten Wiederkehr und spärlicher Datierungen fällt es schwer, ein genaues Entstehungsdatum für das vorliegende Gemälde festzumachen, doch neigt DaCosta Kaufmann dazu, es noch vor 1600 zu datieren.

Das relativ große Bildformat legt nahe, dass das Gemälde für einen wichtigen Auftraggeber entstanden ist, doch fehlen in den erhaltenen Inventarverzeichnissen eindeutige Hinweise, um wen es sich handeln könnte. Der Kampf zwischen Tugend und Laster ist, wie DaCosta Kaufmann ausführt, in der Kunstgeschichte häufig anzutreffen (siehe T. DaCosta Kaufmann, Empire Triumphant: Notes on an Imperial Allegory by Adriaen de Vries, in: Studies in the History of Art, Bd. 8, 1978, S. 63–75), wobei in der rudolfinischen Kunst derartige psychomachische Konflikte oft in eine Lobpreisung des Kaisers eingebettet sind. Es ist jedoch schwer, mit annähernder Sicherheit zu behaupten, dass das Bild für Rudolf selbst entstanden ist, was sich ebenso wenig für jeden anderen fürstlichen Auftraggeber sagen lässt. Ebenso ist es schwer festzustellen, ob eine bestimmte Bezugnahme beabsichtigt war. In jedem Fall handelt es sich um eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre des Künstlers.

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 47.800,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Dirck de Quade van Ravesteyn


(‘s-Hertogenbosch 1565/70–1619 Prag)
Die Wahrheit bestraft die Falschheit,
Öl auf Leinwand, 142,5 x 102 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Federico Zeri, Mentana (Rom);
Europäische Privatsammlung

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann, der die Zuschreibung des Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Werks.

Laut DaCosta Kaufmann weist die stehende Frauengestalt mit Peitsche typische Wesensmerkmale auf, die auf mehreren Gemälden Ravesteyns wiederkehren. Das in Dreiviertelansicht wiedergegebene Gesicht zeigt denselben verkniffenen Mund, dieselbe hohe Stirn und dieselben kleinen Augen wie bei Frauenfiguren in anderen Werken des Künstlers; zudem sind Proportionen der Figur mit den kleinen, hoch angesetzten Brüsten, den ausladenden Hüften sowie den langen, schlanken Armen und Beinen vergleichbar. Wie viele der nackten Frauengestalten van Ravesteyns trägt sie ähnlichen mit Perlen besetzten Schmuck, wobei die Halskette und die durscheinende Kleidung ihre Reize ausstellen.

Das Bildthema gibt sich durch die größtenteils bekleidete Gestalt zu erkennen, die zu Füßen dieser Frau kauert und von ihr geschlagen wird. Ihre Hand ruht auf einer Maske, wodurch sie vermutlich als Falschheit oder List zu identifizieren ist. In Anbetracht dieses Zusammenhangs handelt es sich bei der Aktfigur höchstwahrscheinlich um die Wahrheit, die im Einklang mit dem Ausspruch „in nuda veritas“ häufig unbekleidet dargestellt wird.

Die hier dargestellte weibliche Aktfigur tritt in Werken van Ravesteyns häufig auf diese Art und Weise in Erscheinung; vermutlich traf sie den Geschmack Rudolfs II. oder stand allgemein als Merkmal für den Stil des Künstlers. Die Einbindung von Aktfiguren in eine Allegorie findet man bei van Ravesteyn immer wieder, wofür die Allegorie der Regentschaft Rudolfs II. wohl das bekannteste Beispiel ist. Das signierte und mit 1603 datierte Werk befindet sich heute wieder in der Gemäldegalerie des Klosters von Strahov in Prag; jedoch tauchte die Gestalt in dieser Form schon ab 1593 in seinen Gemälden auf. Aufgrund ihrer steten Wiederkehr und spärlicher Datierungen fällt es schwer, ein genaues Entstehungsdatum für das vorliegende Gemälde festzumachen, doch neigt DaCosta Kaufmann dazu, es noch vor 1600 zu datieren.

Das relativ große Bildformat legt nahe, dass das Gemälde für einen wichtigen Auftraggeber entstanden ist, doch fehlen in den erhaltenen Inventarverzeichnissen eindeutige Hinweise, um wen es sich handeln könnte. Der Kampf zwischen Tugend und Laster ist, wie DaCosta Kaufmann ausführt, in der Kunstgeschichte häufig anzutreffen (siehe T. DaCosta Kaufmann, Empire Triumphant: Notes on an Imperial Allegory by Adriaen de Vries, in: Studies in the History of Art, Bd. 8, 1978, S. 63–75), wobei in der rudolfinischen Kunst derartige psychomachische Konflikte oft in eine Lobpreisung des Kaisers eingebettet sind. Es ist jedoch schwer, mit annähernder Sicherheit zu behaupten, dass das Bild für Rudolf selbst entstanden ist, was sich ebenso wenig für jeden anderen fürstlichen Auftraggeber sagen lässt. Ebenso ist es schwer festzustellen, ob eine bestimmte Bezugnahme beabsichtigt war. In jedem Fall handelt es sich um eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre des Künstlers.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.